Meinung Herumdoktern an einem kranken System

Erinnern Sie sich noch daran, wie zu Beginn der Corona-Pandemie den Pflegekräften Beifall geklatscht wurde? Sie wurden kurzzeitig zu Corona-Helden. Etwas mehr als zwei Jahre sind seitdem vergangen. Der Beifall ist verstummt.

Kommentar zum Personalmangel in der Pflege
Foto: TV/Schramm, Johannes

Corona ist noch immer da. Doch viele Pflegekräfte sind weg. Sie haben es satt, unter Dauerbelastung zu arbeiten, ständig einzuspringen, weil Kollegen ausfallen oder Stellen nicht besetzt werden. Das war auch schon vor Corona so. Doch die Pandemie hat die Situation verschärft. Die positiv auf das Virus getesteten Patienten müssen, auch wenn Corona nur ein Nebenbefund bei ihnen ist, isoliert werden, Pflegekräfte und Ärzte müssen Schutzausrüstung tragen – und das auch bei 40 Grad. Pflege am Limit oder wie der Präsident der Landespflegekammer sagt: „Wir bewegen uns schon im Abgrund.“

Außer dem Beifall von vor zwei Jahren und einem Corona-Bonus, den nicht einmal alle Pflegekräfte in gleichem Maße bekommen haben, hat sich in den vergangenen Monaten nichts getan. Die Personalsituation in vielen Kliniken und Einrichtungen ist derzeit mehr als angespannt. Mitarbeiter fallen krankenheitsbedingt, häufig wegen Corona, aus. Kliniken müssen ihren Betrieb herunterfahren, Patienten werden abgewiesen, OP´s verschoben.

Und die Reaktion der Politik? Keine. Bundesgesundheitsminister Lauterbach ist offenbar nur mit Corona beschäftigt. Eine wirkliche Pflegereform, die ihren Namen verdient, hat er bislang nicht angestoßen. Genauso wenig wie eine umfassende Neuordnung der Krankenhausfinanzierung. Statt Heilung wird nur herumgedoktert. Das Gesundheitswesen wird kaputtgespart. Es ist dauerhaft überlastet – nicht nur zu Corona-Hochzeiten.

b.wientjes@volksfreund.de

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