15 Grabsteine sind ein Denkmal

Zum Europäischen Tag der jüdischen Kultur hatte der Förderverein der Synagoge Könen zur Besichtigung des jüdischen Friedhofs Könen eingeladen. Zeitgeschichtlich Interessierte hatten sich auf der Parzelle abseits der Reiniger Straße eingefunden.

Konz-Könen. (kdj) Ortsfremde hätten das von Hecken, Bäumen, Gärten und Wohngrundstücken umschlossene Stückchen Land ohnehin nur schwerlich gefunden. Weder von der nahen Hauptverkehrs- und Bundesstraße 51 noch von deren Nebenstraßen leiten Hinweise den Suchenden zu dem, was vom einstigen jüdischen Friedhof übrig geblieben ist. Das einzige für innerörtliche "Sehenswürdigkeiten" bestimmte grüne Pfeilschild weist - einseitig bedruckt - schräg über das Sträßchen auf die Gedenkstätte hin. Wegen gelegentlich passierender Lastwagen ist es mehr als vier Meter hoch über der Fahrbahn an einem Laternenmast angebracht. Jüdische Friedhöfe bleiben Friedhöfe, auch wenn sie - wie hier - in der Zeit der braunen Ungeheuer und Ungeheuerlichkeiten weit unter Wert an die Zivilgemeinde verkauft werden mussten, belehren Gymnasiallehrer Willi Körtels und Hochbautechniker Bruno Lauscher die wenigen Gäste der Gedenkveranstaltung. Willi Körtels und Bruno Lauscher haben viel zusammengetragen an Informationen aus jener von Verbrechertum, Barbarei und Wahn bestimmten Zeit - junge Menschen haben vornehmlich dem Lehrer Willi Körtels bei der Erfüllung seiner selbst gestellten Aufgabe geholfen.

Körtels bietet nicht nur überliefertes und bezeugtes Wissen um die Geschichte der Judenverfolgungen, Deportationen, Vernichtungslager und Gaskammern an, sondern auch Berichte über stille (und lebensgefährliche) Hilfe durch Christen und darüber, dass in der Pogromnacht die braunen Vandalen und Mordbanden zwar aus fernen Ortschaften auf Lastwagen herangebracht, aber von unter den Planen versteckten Ortskundigen "eingewiesen" wurden, während ortsansässige Parteigenossen gleiche "Dienste" in fremden Bereichen leisteten. Die nur einen Steinwurf entfernte Könener Synagoge "überlebte" die Zeit der Hakenkreuze. In der Giebelwand gewährt ein großes Metalltor Einlass in eine Bootsmotorenwerkstatt. Und innen ist - so Körtels - der alte, mit den Spuren der jüdischen Vergangenheit gezeichnete Verputz durch einen neuen Anstrich ersetzt worden.

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