150 Jahre Hotel-Restaurant "Zur Post" in Kell: Erst kamen die Jagdherren, dann die Sommerfrischler

Kell · Das Hotel-Restaurant "Zur Post" in Kell besteht seit 150 Jahren. Bahn und Post waren die Wegbereiter. Am 7. Juli steigt eine große Küchenparty.

 Michael Krämer (Mitte) mit seinen Eltern Irmgard und Herbert Krämer vor einer historischen Aufnahme mit Vorfahren, die einst das Gasthaus Zur Post in Kell betrieben haben. TV-Foto: Ursula Schmieder

Michael Krämer (Mitte) mit seinen Eltern Irmgard und Herbert Krämer vor einer historischen Aufnahme mit Vorfahren, die einst das Gasthaus Zur Post in Kell betrieben haben. TV-Foto: Ursula Schmieder

Foto: Ursula Schmieder (urs) ("TV-Upload Schmieder"

Kell Für das Team der 2005 gestarteten "Live-Küche" der "Keller Post" ist es nicht neu, sich auf die Finger und in die Töpfe schauen zu lassen.
Bei der Jubiläums-Küchenparty am Freitag, 7. Juli, stellen sich auch frühere Arbeits- und Meisterschul-Kollegen von Inhaber Michael Krämer der Herausforderung. Anlässlich des Jubiläums "150 Jahre Hotel-Restaurant Zur Post" kochen sie mit ihm gemeinsam.
Die Gründer des Familienbetriebes würden staunen, denn zu ihrer Zeit ging es in Kell beschaulicher zu. Ab und an brachten Jagdgesellschaften Leben und ein wenig Wohlstand in den Ort. Die Herren ließen sich "geldstreuend durch die Straßen kutschieren", schreibt Dittmar Lauer in einer vor 25 Jahren veröffentlichten Chronik (siehe Geschichte). Die Gäste übernachteten meist bei Bauern, ihren Treibern.
Die Hochwaldbahn führte zunehmend "Sommerfrischler" nach Kell. Denn in der Nähe des Bahnhofs gab es ein neues Gasthaus mit Gästezimmern. Und das hielt Schritt mit der sich wandelnden Zeit. Krämer erinnert sich noch, dass Bauern an der Giebelseite des Hauses auf die Waage fuhren, bevor ihr Vieh verladen wurde. Hinter dem Haus gab es eine Kegelbahn und davor eine Tankstelle. Fuhr ein Auto vor, "zog die Mutter die Schürze aus und ging raus, um es zu betanken".
Ihr Sohn hält die Familientradition in Ehren. Auf dem Weg zum Restaurant fällt der Blick auf eine Fototapete mit einer historischen Aufnahme der "Post M. Lang". Die vor dem Gebäude in die Kamera lächelnden Menschen stellten einst im wahrsten Sinne des Wortes die Weichen für die heutige "Post". Denn maßgebliche Wegbereiter für deren Erfolg waren die Bahn und die mit ihr in den Ort gezogene Postagentur. Bemerkenswert ist, dass beide Einrichtungen bis heute prägend sind. Der Post verdankt das Haus seinen Namen, der Bahn die Trasse, über die seit 2009 der Ruwer-Hochwald-Radweg verläuft. Nur zwei Jahre nach der Eröffnung des Saar-Hunsrück-Steigs bescherte er dem Betrieb eine weitere wichtige Gästegruppe. Die Radfahrer liegen dem passionierten Radfahrer Krämer besonders am Herzen. Das zeigen seine Hochwälder Radstation, die angebotenen GPS-Radtouren oder jährliche Benefiz-Cycling-Marathons.
Gleichzeitig genießt das Restaurant der Keller Post mit drei Vollzeit- und 15 Teilzeitbeschäftigten einen guten Ruf. Das Haus kocht nicht nur von Anfang für die 1995 in der Verbandsgemeinde Kell gestarteten Hochwälder Kartoffeltage, inzwischen Kartoffeltage Saar-Hunsrück. Es ist auch eine treibende Kraft der Regionalinitiative "Ebbes von Hei!". Krämer setzt mit Ehefrau Susanne konsequent auf regionale Produkte, das gilt für Essen und Getränke. So wird beispielsweise im Restaurant Wasser der Malborner St. Nikolaus Quelle eingeschenkt.
Auf das Jubiläum stimmten schon Ende Juni mehrere Veranstaltungen indirekt ein: das 4. Teufelskopf-Bike-Festival, der 10. Benefiz-Cycling-Marathon und - anlässlich des Jubiläums erstmals - die Beteiligung an der Wanderwoche des Landal-Parks Hochwald. Bei der Küchenparty "30 Jahre am Herd, 25 Jahre Küchenmeister, 150 Jahre Post" wird auch Matthis, der älteste Sohn, mitkochen.Extra: DIE GESCHICHTE DES GASTHAUSES


1867 richtete Matthias Jungblut in der Nagelstraße eine Gaststube ein. Dort öffnete auch die erste Keller Postagentur, die 1892 in das heutige Hotel-Restaurant umzog. Wirtstochter Angela heiratete 1888 Matthias Lang. 1892 wurde das neu erbaute Haus in der Hochwaldstraße eröffnet. Das Geld dafür hatte Lang als Erzminenarbeiter in Lothringen verdient. Von den acht Kindern übernahm der zweitälteste Sohn Peter den Betrieb. Er wurde im fernen London zum Hotelfachmann ausgebildet. Dessen Tochter Maria war als Postagentin angestellt. Sie und Ehemann August Krämer, ein Postkollege aus dem Raum Kirchberg, heirateten 1926 und bauten den Hotelbetrieb weiter aus. Sohn Herbert Krämer führte das Haus mit Ehefrau Irmgard und seiner Schwester Margot. Und auch er war Posthalter, von 1959 bis 1992 in vierter Generation. In dieser Zeit bauten sie mehrmals um. 1992 stieg Sohn Michael Krämer, frisch ausgebildeter Küchenmeister, ein. Mit Ehefrau Susanne führt er seit 2005 das damals grundlegend modernisierte Hotel-Restaurant - nicht aber die Post, die erst zehn Jahre vermietet war und 2002 auszog. Quelle: Chronik Dittmar Lauer, 1992

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort