17-Jähriger findet eine Rakete

Serrig · Der Kampfmittelräumdienst hat einen 85 Kilogramm schweren Sprengkörper beim Serriger Ausguck "Schöne Aussicht" geborgen. Entdeckt wurde er schon vor einem halben Jahr.

17-Jähriger findet eine Rakete
Foto: Robin Ramos (h_sab )
 Thomas Reuter (Bild rechts) hat die Rakete aus dem Zweiten Weltkrieg beim Serriger Aussichtspunkt gefunden. THW-Mitarbeiter (Bild unten) haben mitgeholfen, den Sprengkörper am Hang nach oben zu ziehen. TV-Fotos (3): Wilfried Hoffmann

Thomas Reuter (Bild rechts) hat die Rakete aus dem Zweiten Weltkrieg beim Serriger Aussichtspunkt gefunden. THW-Mitarbeiter (Bild unten) haben mitgeholfen, den Sprengkörper am Hang nach oben zu ziehen. TV-Fotos (3): Wilfried Hoffmann

Foto: Robin Ramos (h_sab )
17-Jähriger findet eine Rakete
Foto: Robin Ramos (h_sab )

Serrig Die "Schöne Aussicht" ist ein beliebter Aussichtspunkt oberhalb von Serrig mit Blick auf die Saar. Dort beginnen Rundwanderwege und starten Drachenflieger.
Doch gestern Morgen war dort der Kampfmittelräumdienst (KRD) mit vier Leuten unterwegs. Er hat eine Rakete aus dem Zweiten Weltkrieg geborgen. Unterstützt wurden die Munitionsbeseitiger vom THW. Denn sie lag rund 30 Meter weit unten im Hang. Das THW musste einen Greifzug einsetzen, um sie nach oben zu ziehen.
Laut Kurt Mazzucco vom Kampfmittelräumdienst handelt es sich bei der Rakete um einen sogenannten Nebelwerfer, einen Sprengkörper mit primitivem Raketenantrieb der deutschen Artillerie. Er ist 82 Kilogramm schwer und mit 50 Kilogramm Sprengstoff, vermutlich TNT, bestückt. Mazzucco sagt: "Ob es sich bei dem Sprengstoff um TNT handelt, kann man von außen nicht sehen." Zur Sprengkraft meint der Munitionsexperte: "Die ist schwer zu bestimmen, denn sie hängt von vielen Faktoren ab. Man kann jedoch sagen, dass eine solche Rakete wie eine kleine Bombe wirkt. Ein bis zwei Häuser können durch sie schon kaputt gehen." Im Krieg seien mit der Rakete Stellungen der Artillerie beschossen worden. Beim Bergen des Sprengkörpers bei Serrig hat laut Mazzucco keine Gefahr bestanden, da der Zünder defekt gewesen sei.
Gefunden hat den Sprengkörper der 17-jährige Hobbysucher Thomas Reuter. Er besitzt eine Suchgenehmigung des Rheinischen Landesmuseums und ist mit dem Metalldetektor benachbarte Äcker abgegangen. Der junge Mann, der bald eine Winzerausbildung beginnt, sagt: "Auf dem Heimweg habe ich dann den Nebelwerfer gefunden." Neben Münzen und anderen römischen Funden, die er eigenen Angaben zufolge immer wie vorgeschrieben beim Museum abgibt, ist Reuter schon mehrfach auf Munitionsreste wie Granaten gestoßen (der TV berichtete). Er kenne sich gut aus mit Zündern und lasse die Finger davon, wenn es gefährlich sei, sagt er. In diesem Fall hat Reuter dem Kampfmittelräumdienst umgehend Bescheid gegeben. Das war Ende 2016.
Dass der Kampfmittelräumdienst erst jetzt angerückt ist, erklärt Mazzucco damit, dass er und seine Kollegen viel zu tun hätten und die Rakete an einer schwer zugänglichen Stelle gelegen habe, an der niemand gefährdet worden sei. Zudem sei wegen des Personals und des Lasters etwas Vorbereitung nötig gewesen. Generell seien die Munitionsbeseitiger mit 15 Leuten fast jeden Tag unterwegs. Täglich würden neue Funde gemeldet. Der Zweite Weltkrieg ist seit mehr als 70 Jahren beendet, doch noch immer birgt der Kampfmittelräumdienst in einem Jahr bis zu 30 Tonnen Munition und Munitionsteile. 2015 waren das beispielsweise 49 Bomben, 97 Panzerfäuste, 254 Handgranaten und 147 Stabbrandbomben.
In Serrig war der defekte Sprengkörper nach rund einer Stunde sicher den Hang hochgezogen und die Rakete auf einen LKW verladen. Laut Mazzucco wird sie nun nach Munster bei Hannover in ein Zentrallager gebracht, dort in Segmente zerschnitten und in einem Ofen mit spezieller Filteranlage verbrannt.

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