2011 - ein vielversprechender Jahrgang

Konz-Oberemmel/Nittel · Gesunde Reben und überdurchschnittlich weit fortgeschrittener Reifeprozess - der Weinjahrgang 2011 verspricht zum jetzigen Zeitpunkt nur Gutes. Das berichten Winzer von Saar und Obermosel rund zwei Monate vor dem Beginn der Lese.

 Die Trauben des Jahres 2011 sind Mitte Juli in einem ausgezeichneten Zustand: gesund und rund drei Wochen weiter im Reifeprozess fortgeschritten als im langjährigen Durchschnitt. TV-Foto: Jürgen Boie

Die Trauben des Jahres 2011 sind Mitte Juli in einem ausgezeichneten Zustand: gesund und rund drei Wochen weiter im Reifeprozess fortgeschritten als im langjährigen Durchschnitt. TV-Foto: Jürgen Boie

 Winzer Michael Hutmacher mit Sohn Moritz (11) im Weinberg im Oberemmeler Altenberg. Hier wächst Riesling in der Steillage am Südhang. TV-Foto: Beate Kerpen

Winzer Michael Hutmacher mit Sohn Moritz (11) im Weinberg im Oberemmeler Altenberg. Hier wächst Riesling in der Steillage am Südhang. TV-Foto: Beate Kerpen

Die Blätter sind noch grün, die Trauben noch nicht ganz reif. Die Winzer von Saar und Obermosel können dennoch schon einschätzen, wie sich der trockene Frühling und der bislang recht nasse, kühle Sommer auf die Ernte im Herbst auswirken. Der TV hat sich unter den Weinbauern umgehört.
"Extrem gesunde Trauben in allen Rebsorten", meldet Winzer Thomas Sonntag vom Weingut Karl Sonntag in Nittel. Sonntag, der auch Weinberge in Riol bewirtschaftet, hat festgestellt: "Im Vergleich zu normalen Jahren sind wir mit der Entwicklung im Wingert zwei bis drei Wochen voraus."
Zum aktuellen Zeitpunkt sei es aber noch zu früh, schon jetzt von einem besonderen Jahrgang zu sprechen. "Entscheidend ist, wie viel Regen noch runterkommt", meint Sonntag. Zuviel Wasser könnte noch für große Probleme im Weinberg sorgen. Die Lese, die normalerweise Ende September beginnt, kann unter Umständen schon deutlich vorgezogen werden, weil die Trauben früher reif werden.
"Zuviel Wasser und hohe Temperaturen Ende August beziehungsweise Anfang September können dann aber schnell für Fäulnis sorgen, und das wäre gar nicht gut", sagt der Fachmann. Mengenmäßig rechnet Sonntag mit einem knapp unterdurchschnittlichen Ertrag.
Stephan Steinmetz aus Palzem-Wehr freut sich ebenfalls über außergewöhnlich gesunde Trauben. Auch er hofft, dass die Reben nicht mehr allzu viel Regen abbekommen.
"Dann würden die Trauben noch zu kräftig wachsen, und das geht zu Lasten der Qualität", sagt Steinmetz. "Im Moment sind die Trauben schön lockerbeerig, das ist optimal."
Mit "lockerbeerig" meint Steinmetz, dass die einzelnen Beeren locker angeordnet sind. Der Abstand zwischen den Trauben kann von Vorteil sein, weil mehr Sonnenlicht zu den einzelnen Früchten gelangt. Das wirkt sich positiv auf die Reifung aus und kann vor Pilzkrankheiten schützen. Folgeschäden durch den Frost im Frühjahr hat Steinmetz keine registriert: "Alle Reben sind wachstumsmäßig auf dem gleichen Stand."
An der Saar ist man mit der Entwicklung im Weinberg ebenfalls sehr zufrieden. Michael Hutmacher aus Oberemmel: "Wir Riesling-Winzer sehen das Potenzial, die Trauben möglichst lange hängen zu lassen. Das verspricht beste Qualitäten."
Aber auch Hutmacher sieht noch die Gefahr von zu viel Wasser: "Oberflächlich sehen die Böden zwar trocken aus, aber in den Tiefen, aus denen die Reben ihr Wasser holen, ist genug Feuchtigkeit vorhanden."
Hutmacher rechnet wie seine Kollegen von der Obermosel mit einem vorgezogenen Erntebeginn. Speziell die frühen Sorten, die für Traubensaft gelesen werden, könnten unter Umständen sogar schon Ende August eingeholt werden, glaubt auch der Nitteler Thomas Sonntag. "Rote Hausreben nehmen zum Teil jetzt schon Farbe an."
An Saar und Obermosel gibt es mehr als 100 Winzer, die haupterwerblich Wein anbauen. Sie bewirtschaften an der Saar 723 Hektar, an der Obermosel 670 Hektar. Während an der Obermosel bevorzugt Elbling angebaut wird, ist es an der Saar der Riesling. Der Elbling gilt als älteste Weinsorte Europas. Schon die Römer haben ihn auf den Muschelkalkböden an der Obermosel angebaut. Laut dem deutschen Weininstitut zeichnet die Rebsorte Elbling Leichtigkeit, Spritzigkeit und Frische aus. Der Riesling wird an den steilen Schieferhängen zwischen Serrig und Konz angebaut. Riesling ist in Deutschland die gängigste Rebsorte und genießt ein hohes Ansehen. Der Riesling von der Saar wird für seinen fruchtigen Geschmack und die feine Säure geschätzt. Einige der hochwertigsten und teuersten Weine der Welt kommen von Weingütern an der Saar. cmk/jka

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