300 000 Euro gehen baden

Kell am See · Es bleibt dabei: Der Betrieb des Keller Freibads ist für die Verbandsgemeindewerke (VG-Werke) ein großes Verlustgeschäft. Im vorigen Jahr lag das Defizit bei insgesamt rund 300 000 Euro. Das geht aus dem Abschlussbericht 2012 hervor, den die Werke am Donnerstagabend dem Keller Rat vorgelegt haben. Besser sehen die Ergebnisse bei der Wasserversorgung und der Abwasserbeseitigung aus.

 Der „größte Verlustbringer der Verbandsgemeinde“ - und ein Riesenspaß: das Freibad in Kell. TV-Foto: Axel Munsteiner

Der „größte Verlustbringer der Verbandsgemeinde“ - und ein Riesenspaß: das Freibad in Kell. TV-Foto: Axel Munsteiner

Kell am See. Beim Blick auf die Zahlen der Vergangenheit blieben die Politiker des Keller VG-Rats trotz einer schlechten Nachricht relativ gelassen. Einer zitierte sogar leicht abgewandelt aus Goethes Faust.
"Wir haben ja schon seit langem die Situation, dass unser Freibad der größte Verlustbringer der VG ist. Durch die Sanierung sind wir davon ausgegangen, dass wir irgendwann mit einem Defizit von 200 000 Euro auskommen. Die Hoffnung habe ich immer noch. Allein es fehlt der Glaube." So kommentierte SPD-Mann Walter Rausch das 2012er-Ergebnis der VG-Werke für deren Betriebszweig Freibad/Campingplatz.
Die VG-Werke sind ein ausgelagerter Eigenbetrieb und neben ihren Kernaufgaben Abwasserbeseitigung und Wasserversorgung (siehe Extra) auch für die Freizeiteinrichtung in der Nähe des Keller Stausees verantwortlich. Dessen Schwimmerbecken wurde 2011 für rund eine Million Euro modernisiert und war deshalb gesperrt. 2012 gab es im Freibad aber wieder Normalbetrieb.
Trotzdem wurde ein Gesamtverlust von 300 000 Euro eingefahren. Einen Teil dieses Defizits decken die Werke selbst ab. 246 000 Euro muss die VG allerdings aus dem normalen Haushalt beisteuern. Dieser Zuschussbedarf ist die Größe, mit der Rausch, aber auch CDU-Sprecher Klaus Marx rechnete. Auch er betonte: "Die politische Zielsetzung sind 200 000 Euro. Die aktuellen Zahlen könnten wir dauerhaft nicht verantworten."
"Not-Polster" Campingplatz


Marx wies zudem darauf hin, dass ohne die Einnahmen aus dem Campingplatz, der direkt neben dem Freibad liegt, das Ergebnis noch schlechter ausfallen würde. "Das ist unser Not-Polster, das uns immer wieder etwas hilft", so Marx.
Immerhin: Im Vergleich zum Jahr davor ist 2012 der Zuschussbedarf der VG zurückgegangen - und zwar von 262 000 Euro auf eben 246 000 Euro. 2013 wird mit einem voraussichtlichen Defizit von 238 000 Euro gerechnet. Die Verluste werden also etwas kleiner.
Einig war sich der VG-Rat, dass sich auf der Einnahmenseite nicht viel am Ergebnis verbessern lässt. "Dass man über die Eintrittspreise riesige Einnahmen generieren könnte, ist nicht möglich", sagte Edmund Schmitt von der FWG. 2012 wurde durch den Kartenverkauf ein Umsatz von knapp 36 000 Euro gemacht. Dennoch müssen sich die Besucher künftig wohl auf etwas höhere Tarife einstellen. Bürgermeister Werner Angsten wies darauf hin, dass durch die Sanierung das Freibad attraktiver gemacht wurde und deshalb in Sachen Preise auch eine "angepasste Regelung" vertretbar sei. Der Vorschlag über die neuen Gebühren muss aber erst noch erarbeitet werden. Der VG-Rat wird darüber erst in einer seiner nächsten Sitzungen entscheiden. Einen Ansatzpunkt für geringere Verluste sieht der VG-Rat in der Senkung der Energiekosten.
Bei diesem Punkt regte die CDU an, sich durch ein Blockheizkraftwerk das Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung zunutze zu machen. Werkleiter Jörg Jost betonte zudem, dass man sich aktuell in Zusammenarbeit mit dem Landal-Feriendorf Gedanken über ein Konzept mache, wie aus Abwasser Energie erzeugt werden kann.
Extra

In ihrem Betriebszweig Abwasserbeseitigung haben die Keller VG-Werke 2012 schwarze Zahlen geschrieben. Bei einer Bilanzsumme von fast 31 Millionen Euro liegt der Jahresgewinn bei rund 31 600 Euro. Wegen der noch anstehenden Investitionen in Kanäle oder Kläranlagen könne man den Bürgern aber trotz dieses positiven Ergebnisses "leider nicht versprechen, dass wir die Gebühren senken können", so CDU-Sprecher Klaus Marx. Die Abgaben der Bürger sind das Gerüst, mit dem die Aufgaben der VG-Werke finanziert werden. Im Betriebszweig Wasserversorgung ist 2012 bei einer Bilanzsumme von elf Millionen Euro ein Jahresverlust von 16 000 Euro entstanden. "Im Prinzip ist in beiden Werksteilen eine Punktlandung gelungen", urteilte Marx. Edmund Schmitt (FWG) betonte: "Als Flächen-VG haben wir ein langes Leitungsnetz, das deshalb auch anfällig und kostenintensiv ist. Trotzdem sind wir auf einem guten Weg." ax

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