364 Freiwillige wollen Lebensretter sein

Orscholz · Edmund Kütten, Organisator der Typisierungsaktion in Orscholz, ist überglücklich. Sein Aufruf zu der Aktion stieß auf große Resonanz. Den Oberleuker hatte eine Knochenmarkspende vom Blutkrebs geheilt.

 Klaglos erduldet Udo Breuer aus Orscholz den kleinen Piekser, der Leben retten kann. Helferin Maria Bensch-Schnur geht behutsam vor. Foto: Norbert Wagner

Klaglos erduldet Udo Breuer aus Orscholz den kleinen Piekser, der Leben retten kann. Helferin Maria Bensch-Schnur geht behutsam vor. Foto: Norbert Wagner

Orscholz. Arm abbinden, Nadel an die Vene setzen - Blut fließt in die Kanüle. Michael Nittler, Luzie Nicola, Maria Bänsch-Schnur und ihre Kollegen leisten in Sachen Punktieren am Sonntag Akkordarbeit: ein kleiner Piekser und fünf Milliliter Blut.
Jetzt wird eine Untersuchung zeigen, welcher Spender als genetischer Zwilling einem Menschen, der an Blutkrebs erkrankt ist, helfen kann. Am Ende des Tages sind es 364 Freiwillige, die sich an der Typisierungsaktion im Orscholzer Cloef-Atrium beteiligt haben.
Organisator Edmund Kütten ist sprachlos vor Glück. "Mit solch einer Resonanz habe ich nicht gerechnet", freut sich der 62-Jährige - ebenso wie über die Spendenbereitschaft.
"Rund 5000 Euro sind allein in den sieben Stunden zusammengekommen. Ich denke, dass ich der Deutschen Knochenmarkspenderdatei gut 20 000 Euro überweisen kann", schätzt er. "Viele Firmen haben zugesagt, Geld zu überweisen", verrät der Mann, den die Stammzellen eines bislang Unbekannten von der Leukämie geheilt haben.
"Ich bin so dankbar, dass mir geholfen wurde. Mit der Aktion wollte ich anderen Leukämie-Kranken die Chance auf ein zweites Leben geben, wie es mir geschenkt worden ist", meint er bescheiden. Wenn jeder typisiert wäre, könnte für jeden Erkrankten ein Stammzellen-Spender gefunden werden, wie der Mann aus Oberleuken sagt. "Denn jeder, der sich typisieren lässt, kommt mit seiner genetischen Zellenbildung in die große Datei hinein."
So hat er am Jahrestag seiner Wiedergeburt, wie er die Stammzellenspende nennt, diese Aktion gestartet. Schon am Sonntagvormittag kommen die Helfer, die zum Schreibdienst eingeteilt sind, fast nicht nach: Namen werden verfasst, ebenso Geburtsdaten, und detaillierte Fragen zum Gesundheitszustand und möglichen Medikamenten müssen ebenfalls beantwortet werden, bevor es zum Typisieren geht.
Mettlachs Bürgermeister Carsten Wiemann hat die große Halle für die Aktion kostenlos geöffnet. Und dass der Verwaltungschef sich an dieser guten Sache beteiligt, steht für ihn außer Frage: Er gehört zu den ersten Freiwilligen, die sich Blut entnehmen lassen.
"Ich hab\' den Einstich gar nicht gespürt", kommentiert Harald Lahr aus Keßlingen und betrachtet das kleine Pflaster am Arm. Auch für den Merziger Leo-Club ist es Ehrensache, sich an der Typisierung zu beteiligen. Drei Freunde hat Präsident Matthias Kiefer mitgebracht.
Und einen Scheck überreicht das Quartett dem Organisator ebenfalls. "Es war uns ein Anliegen, diese gute Sache zu unterstützen", sind sich die vier einig.red

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