40 Jahre alt, und immer gibt’s was Neues

Konz · Der Roscheider Hof hat seinen 40. Geburtstag mit dem traditionellen Kelterfest gefeiert. Dazu wurde die neue Bürstenmacherwerkstatt eingeweiht, und die "Letzgesellen 1477" präsentierten Kanonen aus dem Mittelalter.

 Hermann Degen ist seit mehr als 70 Jahren Bürstenmacher und zeigt sein Handwerk im Konzer Freilichtmuseum. TV-Foto: Jürgen Boje

Hermann Degen ist seit mehr als 70 Jahren Bürstenmacher und zeigt sein Handwerk im Konzer Freilichtmuseum. TV-Foto: Jürgen Boje

Foto: Jürgen Boie (jbo) ("TV-Upload Boie"

Konz. Zu seinem 40-jährigen Bestehen lud das Konzer Freilichtmuseum zum traditionellen Kelterfest ein. Einige Hundert Besucher fanden trotz schlechten Wetters den Weg in den Höhenstadtteil. Geschäftsführer Hermann Kramp trug Regen, Wind und empfindlich kühle Temperaturen mit Fassung: "Wir hatten beim Kelterfest in den letzten zehn Jahren immer herrlichen Sonnenschein. Da war schlechtes Wetter fast schon überfällig." Zum Jubiläum eröffneten Museumsleiter Helge Rieder, Ausstellungsleiter Markus Berberich und Kramp die neu eingerichtete Bürstenmacherwerkstatt. Die Nachfahren des Besenbinders Johann Hoffmann aus Trittenheim spendeten die vollständig eingerichtete Werkstatt dem Roscheider Hof. Der 88-jährige Hermann Degen demonstrierte das Handwerk den Besuchern. Degen selbst arbeitet seit über 70 Jahren in seinem Beruf. Er erblindete im Zweiten Weltkrieg, konnte sich aber dank seines handwerklichen Geschicks seinen Lebensunterhalt verdienen.
Die "Letzgesellen 1477" sind keine Zeitzeugen. Doch sie bemühen sich um eine möglichst authentische Darstellung eines mittelalterlichen Militärlagers. Die ursprünglichen Letzgesellen waren eine Trierer Artillerieeinheit Ende des 15./Anfang des 16. Jahrhunderts. Ihre "Nachfolger" beeindruckten nicht nur mit originalgetreuer Kleidung und Zeltlager. Besonders viel Aufmerksamkeit erzielten die Hobby-Soldaten mit der Demonstration ihrer Waffen. Mehrfach rummste es gewaltig, als Böllerschüsse aus verschiedenen Kanonen und Gewehren abgefeuert wurden.
Außerdem zeigte der Roscheider Hof seinen neuen Brotbackofen, ein Stück aus dem Jahr 1939, das aus Freudenburg den Weg nach Konz gefunden hat. Ebenfalls im Einsatz war ein Dörrautomat, in dem frische Apfelscheiben in schmackhaftes Trockenobst verwandelt wurden. Ausstellungsleiter Berberich: "Die Menschen mochten früher das leicht rauchige Aroma des gedörrten Apfels. Außerdem war das Dörren eine gute Methode zur Konservierung von frischem Obst und Gemüse."
Die Besucher Doreen und Markus Reichert bestaunten nicht nur die historischen Apparaturen. Sie probierten auch die selbst hergestellten Marmeladen und kauften direkt am Stand bei Museumsmitarbeiterin Ulla Ninfa ein. Ninfa ist, wie die meisten Mitarbeiter des Roscheider Hofs, ehrenamtlich tätig. "Ohne diese wunderbaren Unterstützer ginge nichts in unserem Museum", bedankt sich Geschäftsführer Kramp bei den vielen Helfern. Kramp selbst ist seit fast 20 Jahren dabei und hat die Entwicklung des Freilichtmuseums mitgeprägt. "Es ging immer Stück für Stück voran", sagt er. Zu Eröffnung vor 40 Jahren gab es gerade mal sechs kleine Ausstellungen, und auf dem Hof wurde noch Landwirtschaft betrieben. Heute kommen jährlich rund 65 000 Besucher in das einzigartige Museum, das sich zu rund 35 Prozent aus eigenen Einnahmen finanziert.
Trotz aller Feierlichkeiten: Nach dem Fest ist vor dem nächsten Ereignis. Am zweiten und dritten Advent lädt der Roscheider Hof ins Weihnachtsdorf ein. Besucher können sich dann auf viele Stände mit Handwerkskunst freuen. jbo

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort