700.000-Euro-Projekt in Mandern eingeweiht - 13.000 Schilfpflanzen trocknen Klärschlamm

Mandern · Wohin mit dem Schlamm, der beim Reinigen der häuslichen Abwasser in der Kläranlage entsteht? Die Verbandsgemeinde-Werke Kell am See setzen dafür in Mandern neuerdings auf ein Verfahren, bei dem Schilfpflanzen eine zentrale Rolle spielen. Die Anlage wurde jetzt eingeweiht - mit einem ungewöhnlichen Ritual.

 Kurioser Wettkampf: Bei der Einweihung der Klärschlamm-Vererdungsanlage in Mandern messen sich die Gäste im Schilfpflanzen-Weitwurf. TV-Foto: Christa Weber

Kurioser Wettkampf: Bei der Einweihung der Klärschlamm-Vererdungsanlage in Mandern messen sich die Gäste im Schilfpflanzen-Weitwurf. TV-Foto: Christa Weber

Foto: (h_hochw )

Mandern. Für Pastor Kai Georg Quirin war es eine Premiere. "Trotz fehlender Vorlage" werde er aber "sicher die passenden Worte" für den feierlichen Anlass finden, ermunterte ihn der Keller VG-Bürgermeister Martin Alten. Beide hatten sich mit Vertretern der Verbandsgemeinde, der Ortsgemeinden, der VG-Werke, der Struktur- und Genehmigungsdirektion Trier und des Umweltministeriums an der Kläranlage Oberes Ruwertal in Mandern versammelt, um dort eine neue Einrichtung zur Klärschlammtrocknung einzuweihen.

Wie das Verfahren zur Klärschlammvererdung funktioniert, erläuterte Projektleiter Peter Peters von der Firma Ekoplant. Das Unternehmen aus Hessen plant, baut und betreibt solche Anlagen. Laut Peters wurden drei insgesamt 7000 Quadratmeter große Beete angelegt und mit mehr als 13.000 Schilfrohren bepflanzt. Nach der Reinigung des Abwassers in der Kläranlage wird der dort anfallende nasse Klärschlamm in die Beete gepumpt. Dort versickere das Schlammwasser durch eine Filter- und Wurzelschicht, erklärte Peters. Das Schilf entzieht dem Schlamm zusätzlich Wasser und belüftet ihn. Mit Hilfe von Mikroorganismen entsteht eine humusartige Erde, die nach sechs bis acht Jahren ausgebaggert und an Landwirte in der Umgebung als Düngemittel verkauft werden kann: "Die Vorteile sind geringe laufende Kosten und eine viel geringere Menge, die später noch zu entsorgen ist."

Rund 700.000 Euro hat der im Mai 2015 gestartete Bau der Anlage laut VG-Chef Alten gekostet. Das Land habe dazu ein zinsloses Darlehen in Höhe von etwa 525.000 Euro bewilligt. Die Investition sei notwendig geworden, weil Anlagenteile des bisherigen Verfahrens zur Schlammtrocknung "marode" gewesen seien.

Die VG-Werke betreiben die Kläranlage bei Mandern seit 1988, das Abwasser von 9640 Einwohnern wird dort gereinigt. Bislang habe man den Klärschlamm mit einer Kammerfilterpresse unter Zugabe von Kalk und Eisen entwässert, erklärte Alten. Statt des Austauschs der maroden Geräte hätten die Werke jedoch wegen der hohen Betriebskosten nach einer "wirtschaftlicheren und nachhaltigen Alternative" gesucht. Eine Machbarkeitsstudie zum Vererdungsverfahren habe ergeben, dass dadurch in einem Zeitraum von 36 Jahren "eine Einsparung von etwa 30 Prozent" erreicht werden könne. Die Beete seien zwar noch nicht lange im Einsatz: "Aber der Betriebs- und Personalaufwand hat sich schon deutlich verringert." Zudem sei das Verfahren mit der geplanten Generalsanierung der Kläranlage und der angestrebten Umstellung des Klärverfahrens vereinbar.Weitwurf mit Schilfrohr


Hans-Walter Schneichel vom Umweltministerium betonte, dass "Abwasserbeseitigung bezahlbar bleiben" müsse. Das Land unterstütze die neue Anlage als "zukunftsweisende Investition". Vor dem Hintergrund geplanter Gesetzesänderungen des Bundes für die Klärschlammentsorgung verwies Projektleiter Peters auf die "Entsorgungssicherheit". Für die Klärschlammerde gebe es vielfältige Entsorgungsmöglichkeiten, sollten sich die rechtlichen Vorgaben ändern.

Nach der Segnung durch Pastor Quirin hatten sich die Planer noch ein kreatives Einweihungsritual ausgedacht: 20 Gäste griffen sich jeweils eine Schilfpflanze und schleuderten sie ins Beet. Für den weitesten Wurf winkte eine Kiste Bier. Der gelang dem Manderner Ortsbürgermeister Tim Kohley.

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