Ab Herbst ist der Keller See halb voll

Kell am See · Der größte touristische Anziehungspunkt im Hochwald wird im Herbst für drei Monate sein Aussehen stark verändern. Wegen Sanierungsarbeiten an zwei wichtigen Bauwerken muss der Spiegel im Keller Stausee um 2,50 Meter abgesenkt werden. Das heißt, dass in dieser Zeit nur noch etwa die Hälfte der Seefläche mit Wasser bedeckt ist. Die Gemeinde investiert über 250 000 Euro in das Projekt.

Kell am See. "Wir haben leider keine andere Wahl und kommen um diese Sanierungsarbeiten nicht herum." Das sagt Kells Ortsbürgermeister Markus Lehnen mit Blick auf die Baustelle, die im Herbst am 13 Hektar großen Stausee entstehen wird. Dort stehen seit über 40 Jahren zwei Bauwerke, an denen der Zahn der Zeit genagt hat. Der sogenannte "Mönch" ist ein circa 15 Meter tiefer Schacht, der zur Regulierung des Wasserstands dient. Vom Mönch aus kann Wasser in den Abfluss des Stausees - in den Kreidbach - geleitet werden. Doch der Beton des Bauwerks ist vor allem in seinem oberen Bereich - der Krone - unter anderem wegen Frostschäden marode und weist Risse auf, so Seewart Joachim Marx.

Deshalb ist der Rat in seiner jüngsten Sitzung dem Vorschlag eines Fachplaners gefolgt. Die oberen 2,50 Meter des Schachts werden abgerissen und komplett erneuert. Weiter unten werden die Risse verpresst, die Innenwände erhalten einen neuen Oberflächenschutz, und die Bodenplatte wird mit einem Sanierungsestrich verstärkt. Die Gemeinde muss zudem auf eine klare Forderung der oberen Wasserwirtschaftsbehörde - der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord in Koblenz - reagieren. Weil sich 40 Jahre nach dem Bau des Keller Stausees die Sicherheitsvorschriften geändert haben, reicht der bisher eine "Grundablass" nicht mehr aus.
Mit diesem Fachbegriff ist der Schieber gemeint, mit dem man theoretisch das ganze Wasser ablassen und den See trocken legen kann. "Die SGD verlangt, dass wir einen zweiten Schieber installieren", sagt Lehnen. Geplant ist, dass dafür im Inneren des Mönchs ein Loch gebohrt wird. Von außen sollen die Arbeiter das Gestänge des Schiebers mit Hilfe einer Tauchglocke befestigen. Das zweite problematische Werk ist der für Besucher seit jeher gesperrte Steg, der von der Staumauer zum Mönch führt. Dessen Beton ist ebenfalls in einem schlechten Zustand. Die Bewehrung - also die Träger - sind teilweise verrostet und das Geländer lose. Deshalb wird der Steg im Zuge der Bauarbeiten komplett abgerissen und ein neuer gebaut. Die Ausschreibung für die Arbeiten läuft.
Nach bisheriger Schätzung wird das Projekt die Gemeinde insgesamt über 250 000 Euro kosten, wobei das Land einen Zuschuss von 100 000 Euro genehmigt hat. Wichtig ist Lehnen der Hinweis, dass der Gemeindeanteil über die Einnahmen aus dem Kurbeitrag finanziert wird. Diesen zahlen die Keller Urlaubsgäste, und auf diese Art und Weise kommen jährlich zwischen 70 000 und 85 000 Euro in die Kasse. Ratsmitglied Dittmar Lauer, ein Architekt, ,betont, dass die nötigen Reparaturen an den Stausee-Bauwerken "keine Schreckensmeldung sind. Nach über 40 Jahren ist jedes Haus sanierungsbedürftig".
Klar ist, dass die Baustelle das Gesicht des Stausees stark verändern wird. Wegen der Arbeiten am Mönch muss der Wasserspiegel mindestens um 2,50 Meter gesenkt werden. "Wie es dann aussehen wird, kann man sich ausmalen. Der See ist an vielen Stellen nicht so tief. Deshalb wird wohl etwa auf der Hälfte der Seefläche das Wasser weg sein", sagt Lehnen.
Die Gemeinde wolle den Tourismus rund um den See so wenig wie möglich beeinträchtigen und deshalb die auf drei Monate angesetzten Arbeiten in die Zeit nach der Hochsaison verlegen, betont der Ortsbürgermeister. Deshalb soll das Projekt auch eng mit den Seeanrainern - allen voran das große Landal-Feriendorf - abgestimmt werden (siehe Extra). Vorgesehen ist zurzeit, dass die Sanierung im September startet und wir bis Ende des Jahres damit fertig sind", so Lehnen. Den Termin für den Baustart noch weiter nach hinten zu verschieben, sei deshalb schwierig, "weil wir diese Arbeiten nicht im Winter machen können." Aus diesem Grund komme man an "Überlappungen" mit der touristischen Nutzung in der Nachsaison nicht ganz vorbei.Extra

Lieselotte Wegner ist Parkmanagerin des großen Landal-Feriendorfs am nördlichen Seeufer. Sie sagt: "Dass die Sanierungsarbeiten gemacht werden müssen, ist einzusehen und war uns schon länger klar. Ursprünglich sollten sie ja schon 2012 laufen,und wir waren froh, dass damals nichts passiert ist. Welche Auswirkungen die Baustelle für unser Geschäft hat, muss man abwarten. Die Arbeiten werden uns sicher beeinträchtigen, und wir sind nicht glücklich darüber. Wir müssen sie aber auf uns zukommen lassen. Wenn die Sanierung erst Ende Oktober beginnen würde, wäre das besser für uns." Astrid Hau ist Besitzerin des Hotel-Restaurants Fronhof. Auch sie würde sich einen späteren Beginn der Arbeiten wünschen. "September und Oktober sind sehr gute Monate bei uns". Sie betont aber auch, "dass man auch die andere Seite sehen muss. Es ist klar, dass man keine Baustelle über den ganzen Winter will". Für ihren Betrieb sei die Baustelle "nicht schön. Die Sanierungsarbeiten sind aber schon notwendig", so Hau. ax

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