Abriss - und dann?

Konz · Die ersten schweren Baumaschinen sind vor Ort: Die Fischersmühle und das Bademeisterhaus in der Konzer Lindenstraße werden bald abgerissen. Was danach mit dem Areal passiert, ist aber offen. Eine im Sommer beauftragte Studie über mögliche Planungen für die freiwerdenden Grundstücke lässt auf sich warten.

Konz. Ein schwerer Bagger parkt seit anderthalb Wochen neben der Fischersmühle. Das Baufahrzeug steht bereit, um den alten Komplex, Baujahr 1787 (siehe Hintergrund), in der Lindenstraße abzureißen. Zunächst müssen die Mitarbeiter der beauftragten Firma aus Ernzen (Eifelkreis Bitburg-Prüm) Müll aus dem lange verlassenen Gebäude entfernen. "Mit dem eigentlichen Abriss fangen wir dieses Jahr nicht mehr an", sagt einer der Mitarbeiter der Firma vor Ort zum TV.
Der Bauausschuss der Stadt Konz hat den Auftrag für die Arbeiten am 6. September an die Firma Sand-Knaf GmbH vergeben, Kostenpunkt 85 000 Euro. Die ursprüngliche Kostenschätzung für den Abriss lag laut Verwaltungsvorlage bei 162 000 Euro. Neben der Fischersmühle wird die Eifeler Firma auch das ehemalige Bademeisterhaus am Saar-Mosel-Bad abreißen.
Marode und einsturzgefährdet


Den entsprechenden Auftrag in Höhe von 24 500 Euro hat der Verbandsgemeinderat in seiner jüngsten Sitzung vergeben. Dass die Gebäude abgerissen werden, liegt laut der Konzer Verwaltung an ihrem schlechten Zustand. Die Fischersmühle sei einsturzgefährdet, beim Bademeisterhaus lohne sich eine Sanierung nicht mehr. Trotzdem gibt es in der Konzer Politik immer noch kritische Stimmen zum Abriss (siehe Extra).
Die Nachricht vom Beginn der lange geplanten Abrissarbeiten an der Fischersmühle spricht sich in Konz schnell herum - unter anderem über die Konz-spezifischen Gruppen auf Facebook. "Ein Stück aus unserer Jugendzeit soll verschwinden", heißt es dort. "Morgen soll es losgehen, und das noch vor Weihnachten", schreibt eine Nutzerin. Eine andere spekuliert: "Was kommt dahin? Lass mich raten Mehrfamilienhaus!" Ein Dritter schreibt: "Wahrscheinlich eine Bausünde."
Noch handelte es sich dabei durchweg um Spekulationen. Denn: Was auf den Flächen zwischen dem Bademeisterhaus und der Fischersmühle passieren soll, steht noch nicht fest. Der städtische Bauausschuss hatte im Juni ein Büro mit einer Machbarkeitsstudie für den Bereich zwischen den beiden Abrissgebäuden beauftragt. Im September hatte der Konzer Bürgermeister Karl-Heinz Frieden gesagt, dass frühestens im November erste Ergebnisse zu erwarten seien ("Konzer diskutieren über Abrisshäuser", TV vom 3. September).
Laut einer aktuellen Auskunft der Verwaltung liegen jedoch immer noch keine Ergebnisse vor. Verwaltungssprecher Michael Naunheim erwartet, dass erstmals in einer Sitzung des städtischen Bauausschusses am 31. Januar über erste Ergebnisse diskutiert wird. Eine Möglichkeit, wie das Grundstück der Fischersmühle genutzt werden könnte, hat die Konzer-Doktor-Bürgerstiftung ins Gespräch gebracht. Sie hatte im Oktober angekündigt, dass sie unter dem Projektnamen "Konzer-Doktor-Wohnbrücke" bereit sei, ihr komplettes Stiftungskapital (300 000 Euro) in den Bau von Sozialwohnungen zu stecken. Voraussetzung dafür sei, dass die Stadt Konz ein passendes Grundstück zustifte. Das Grundstück der Fischersmühle schien da naheliegend zu sein, die Stiftung könnte sich das Projekt aber auch auf anderen stadtnahen Grundstücken vorstellen ("Neuer Plan für günstige Wohnungen in Konz", TV vom 25. Oktober).
Ob das Grundstück der Fischersmühle überhaupt infrage kommt für den Bau eines Mehrfamilienhauses, in dem günstige Wohnungen vermietet werden können, ist noch vollkommen unklar.
Nach dem Abriss müsste zum Beispiel zunächst untersucht werden, ob das Grundstück überhaupt neu bebaut werden kann und darf. Geprüft werden müsste zum Beispiel, ob Konzer Bach einen Neubau an der Stelle überhaupt zulässt.Extra

Die Chronik des Konzer Ehrenbürgers Rudolf Molter beinhaltet einen Abschnitt über die Mühle am Eingang des Jeuchentals, die erst später Fischersmühle genannt wurde (Seite 235). Demnach hat die Mühle 1787 ihren Betrieb aufgenommen. Für die Erlaubnis, den Bach zum Antrieb des Mühlrads nutzen zu dürfen, musste Müllermeister Jost Müller (1759 bis 1839) jährlich vier Fass Korn an die kurfürstliche Palastkellerei in Trier entrichten. Der Name der Mühle kommt von ihren letzten Betreibern: Bis 1958 war das laut der Chronik Matthias Fischer. Wegen des Gebäudes hieß die Lindenstraße von 1890 bis 1971 Mühlenstraße. Auch mit Blick auf die Kritiker, die sich wegen der Zerstörung historischer Bausubstanz beschweren, hat der TV mit Rudolf Molter gesprochen. Er hat nicht nur die Konzer Chronik geschrieben, sondern kennt sich als pensionierter Architekt des Bistums Trier auch mit Denkmälern aus. Die Reste der Fischersmühle haben aus seiner Sicht "keinen Denkmalwert". Es sei "kein prägendes Gebäude für Konz". Der historische Kern der Mühle sei ein etwa 16 Quadratmeter großer Teil des Gebäudes, der mit der Zeit erweitert worden sei. cmkExtra

Die Grünen in der Stadt und der Verbandsgemeinde Konz haben sich gegen den Abriss der Fischersmühle und des Bademeisterhauses ausgesprochen. In der jüngsten Sitzung des VG-Rats kritisierte der Grünen-Fraktionsvorsitzende Sascha Gottschalk auch den Abriss des Bademeisterhauses: Aus Sicht seiner Fraktion sei die Sanierung oder der Verkauf der Immobilie sinnvoller". Ihm missfalle zudem, dass dem Rat noch kein Nutzungskonzept für das Grundstück unterbreitet worden sei. Bürgermeister Karl-Heinz Frieden verteidigt die Entscheidung: "Für die städtische Entwicklung ist das Grundstück sehr wichtig. So ein Filetstück verkauft man nicht einfach." cmk

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