Abschied nach fast 30 Jahren

Serrig · Das Schullandheim zieht in den Sommerferien aus dem Schultrakt der Serriger Grundschule aus. Der Mietvertrag läuft im Juli aus, weil die Gemeinde ihn wegen Eigenbedarfs gekündigt hat. Seit 1982 waren dort regelmäßig Schulklassen zu Gast. Lehrer, ehemalige Schüler, Mitarbeiter und Freunde blicken auf die vergangenen Jahre zurück.

 Uschi Schenk (links) und Ulrike Franz bereiten in der Küche des Landschulheims Serrig das Büfett für die Gäste der Abschiedsfeier vor. TV-Foto: Max Henning Schumitz

Uschi Schenk (links) und Ulrike Franz bereiten in der Küche des Landschulheims Serrig das Büfett für die Gäste der Abschiedsfeier vor. TV-Foto: Max Henning Schumitz

Serrig. Karl Kirchgesser aus Saarburg steht im Flur des Landschulheims und erinnert sich: "Gemeinsam mit Freunden habe ich kurz vor meinem Abitur geholfen, Holzpaneele an die Decke zu schrauben." Er hat vor 28 Jahren sein Abitur am Max-Planck-Gymnasium in Trier gemacht. "Es macht mich schon wehmütig, zu wissen, dass unser Schullandheim nach fast 30 Jahren hier ausziehen muss."
Traurig ist auch Jürgen Lang, dass die Zeit für das Schullandheim in Serrig abgelaufen ist. Für ihn steht fest, dass "weder Facebook noch Twitter die soziale Begegnung in einem Schullandheim ersetzen" können. Er ist Vorsitzender des Schullandheimvereins am Max-Planck-Gymnasium (MPG) Trier und hat seinerzeit lange nach einem neuen Heim für das Schullandheim gesucht. "Wir haben in ganz Rheinland-Pfalz gesucht, waren auch mal an einer Burg dran. Die Entscheidung für diesen nicht mehr genutzten Schultrakt an der Grundschule fiel dann allerdings ganz schnell." Das Angebot, die Räume mietfrei nutzen zu dürfen, sei zu verlockend gewesen.
Uschi Schenk sagt lachend von sich selbst, sie sei 30 Jahre lang der "Hausdrache" gewesen. Sie leitete fast während der ganzen Zeit das Haus. "Ich bin da langsam reingewachsen", erzählt sie. "Wie oft haben wir gehört, dass es unseren Schülern hier besser geschmeckt habe als daheim." Wichtig war ihr auch, dass die Schüler bei allen Arbeiten, die im Schullandheim anfielen, mithalfen. "Das Ziel haben wir auch immer erreicht."
Es waren aber nicht nur die Schüler der fünften und siebten Klassen, die das Max-Planck-Gymnasium besuchten, die in Serrig für fünf Tage übernachteten. Schulklassen von vielen Schulen nutzten das Schullandheim, um gemeinsam zu lernen und gemeinsam miteinander ihre Freizeit zu verbringen. Neben Schülern wohnten auch Gruppen der Internationalen Freizeit Jugend (IFJ) in Kanzem und viele polnische sowie französische Schülergruppen in dem Jugendhotel. "Für uns ist das schon ein herber Rückschlag", sagt Dominik Schuh von der IFJ. "Hier wurden regelmäßig unsere Gruppenleiter geschult."
Vieles in dem Schullandheim erinnert an die ersten Stunden, in denen der Schultrakt umgebaut wurde. So sitzen manche Fliesen bis heute falsch. "Aber das macht auch seinen Charme aus", sagt Hans Werner Jäger, der vor knapp 30 Jahren die Planungen für den Umbau gemacht hatte.
Vieles musste anfangs improvisiert werden. So waren bis kurz vor der Eröffnung des Schullandheims noch keine Betten da. "Freitags bekam ich einen Anruf, ob am nächsten Tag jemand auf der Baustelle in Serrig sei", erzählt Lang den Gästen. "Samstags stand dann ein Kleintransporter vor der Tür mit Bausätzen von 40 Betten und originalverpackten Matratzen." Eine Firma im Hochwald hätte die Betten nicht mehr gebraucht und sie dem Verein geschenkt. Noch bis zu den Sommerferien sind Schüler im Serriger Schullandheim zu Gast. Mit Beginn der Sommerferien startet auch das Packen der Umzugskisten, denn am 10. Juli läuft der Mietvertrag aus (siehe Extra).
Extra


Am 27. Oktober 1982 schlossen die Gemeinde Serrig und der Schullandheimverein den ersten Mietvertrag über einen Schultrakt an der Grundschule Serrig. Die ersten Klassen kamen im Frühjahr 1983 nach Serrig. Jedes Jahr wurden rund 4500 Übernachtungen gebucht, in 30 Jahren knapp 120 000. Betreut wurden die Gäste von Uschi Schenk und ihrem fünfköpfigen Team. Es war das einzige Schullandheim in Rheinland-Pfalz, das von einer Schule betrieben wird. In Zukunft fahren die fünften und siebten Klassen des MPG in den Hunsrück und an den Main. Den Schultrakt wollte ursprünglich die Gemeinde Serrig wieder für sich nutzen, weshalb sie den Mietvertrag gekündigt hatte. Momentan fehlen jedoch die Mittel für den beabsichtigten Ausbau der Ganztagsschule in Serrig, weshalb der Trakt zunächst nicht wie geplant umgebaut wird. itz

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