Abseits ausgetretener Pfade

SCHWEICH. Das traditionelle Neujahrskonzert als Abschluss der Geistlichen Musiken an der Pfarrkirche St. Martin war von tiefgehenden Akzenten im Chor- und Instrumentalbereich geprägt.

Im Mittelpunkt standen Kompositionen von Vierne, Widor, Bach, Mendelssohn Bartholdy und Nieland - ein Programm abseits ausgetretener Pfade. Ausführende waren das Vokalensemble St. Martin, die Choralschola, das Männerensemble St. Martin, ein Bläserensemble, Manuela Kopp, Alt, und Professor Wolfgang Seifen an der Orgel. Die Zuhörer im voll besetzten Gotteshaus dankten für diesen Musikgenuss mit einer Spende von rund 500 Euro zugunsten der Sternsingeraktion. Sie dient der Unterstützung von Kindern, die von der Flutkatastrophe im Indischen Ozean betroffen sind. Maßgeblichen Anteil am Erfolg der Neujahrskonzerte haben Musikdirektor und Dekanatskantor Johannes Klar sowie Professor Wolfgang Seifen aus Berlin. Johannes Klar als unermüdlicher Organisator und hervorragender Chorleiter, Wolfgang Seifen als einer der renommiertesten Orgelvirtuosen Deutschlands. Zum siebten Mal hatte er den Weg nach Schweich gefunden.Freundschaft seit der Studienzeit

Künstlerisch ist der Orgelprofessor für die Neujahrskonzerte unbedingt das "Tüpfelchen auf dem i". Dabei wäre ein Mann seines Kaliber - noch dazu als Dauergast - für Schweich normalerweise kaum bezahlbar. Die seit 1974 bestehende Freundschaft zwischen Johannes Klar und Wolfgang Seifen macht es möglich. Seit den gemeinsamen Studienjahren ist der Kontakt zwischen den beiden nie abgebrochen. "Der ersten Einladung zum Schweicher Neujahrskonzert bin ich gerne gefolgt. Es hat mir so gut gefallen, dass es zur Gewohnheit wurde", sagt Seifen. Doch damit nicht genug. Der agile Professor aus Berlin zeigte sich von der Musikszene an der Mosel so angetan, dass er bei seinen Besuchen zusätzlich zu einem Orgel-Improvisations-Seminar einlädt - und das seit sieben Jahren. Insofern ist das traditionelle Neujahrskonzert quasi ein traditionelles Doppelereignis. Am Orgelseminar (jeweils zwei Tage vor dem Konzert) nahmen elf Kirchenmusiker aus der Region teil. Wolfgang Seifen machte die Arbeit sichtlich Spaß. Fünf Stunden am Stück führte der Professor die begeistert mitgehenden Seminarteilnehmer in die hohe Kunst des Improvisierens ein, nicht nur theoretisch, sondern auch durch beeindruckende, praktische Demonstration seiner begnadeten Virtuosität. Ebenso interessierte ihn der Leistungsstand der Kirchenmusiker. Derweil gab sich Seifen nicht als der "große Meister", der von hoher Warte aus doziert oder kritisiert. Im Gegenteil. Der Professor erwies sich als Kollege, der den Seminarteilnehmern die Hemmung nehmen wollte, "vor vielen aufmerksamen Ohren" zu spielen, der ihnen zu noch mehr Wissen und Kreativität verhelfen will. Seifens Kredo lautet: "Sich etwas zutrauen, ausprobieren und vertiefen. Improvisieren kann und muss man üben."Ein wertvolles Seminar

Die Meinung aller teilnehmenden Kirchenmusiker dürften Bernhard Schleimer aus Trier und Christian Kiefer aus Niederstedem auf den Punkt gebracht haben: "Ein wertvolles Seminar. Es hat viele Tipps und Ratschläge gegeben. Wann hat man schon mal die Gelegenheit, einen Virtuosen wie Wolfgang Seifen zum Lehrer zu haben?" - im kommenden Jahr wieder, so Gott will.

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