Abwracken, nein danke!

Da ist das neue Jahr gerade mal 17 Tage alt, und schon steht mein persönliches Unwort 2009 fest.Regelrecht durchzuckt hat es mich, als meine bessere Hälfte Martin das Wort vor ein paar Tagen zum ersten Mal in den Mund nahm.

Ich hatte - wie so oft, wird er jetzt sagen - nur mit halbem Ohr zugehört, war mit meinen Gedanken woanders und traute meinen Ohren nicht, als ich ihn irgendetwas von einer Abwrackprämie nuscheln hörte. Von Null auf Hundert beschleunigten die Teilchen in meinem Hirn und ließen völlig ungebremst eine Alarmglocke heftig schrillen.

Statt "den Alten zurückgeben und dafür noch Kohle kassieren" hatten meine Synapsen daraus ein "die Alte zurückgeben und auch noch Geld für was schickes Neues rausbekommen" gemacht.

Weiß der Geier, welcher Geist mir da kurzzeitig das Hirn vernebelt und mich vollständig auf den Holzweg geschickt hat. Auf jeden Fall kochten meine Emotionen über und das Ziel der silbernen Hochzeit in fünf Jahren rückte von einer Minute auf die andere tatsächlich in ganz weite Ferne.

Mit "beinahe weiblicher Hingabe", wie Martin später meinte, gelang es ihm schließlich, mich zu beruhigen und mir zu erklären, dass er von unserem zwölf Jahre alten Auto und der verlockenden Verschrottungsprämie von 2500 Euro gesprochen hatte. Vier Dinge stehen seit diesem Tag für mich ganz fest: Lange war mir nichts mehr so peinlich wie dieser emotionale und verbale Ausrutscher in unserem gemütlichen Wohnzimmer. Mein Unwort des Jahres heißt Abwrackprämie. Unser Auto wird schon allein wegen dieser unsäglichen Geschichte auf gar keinen Fall verschrottet, sondern gefahren, bis es uns unter dem Allerwertesten wegrostet.

Und ich habe dann doch einen Vorsatz für das neue Jahr gefasst: Ich gelobe, künftig besser zuzuhören. Das spart vielleicht kein bares Geld, schont aber ganz sicher meine und Martins Nerven. Und das ist ja auch schon was, in diesen krisengeschüttelten Zeiten.

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