Achtung Lebensgefahr!

Wincheringen · Nahe der Kita St. Peter in Wincheringen ist am Montag eine meterhohe Wand aus Gabionen umgekippt. Die Ursache scheint derzeit noch nicht festzustehen. Dass der Hang nachgibt, ist nach Angaben eines Bauunternehmens nicht zu befürchten. Schäden an den Gabionen waren allerdings schon vor Monaten beobachtet worden.

Wincheringen. Achtung Lebensgefahr: So warnen Schilder an der Verbindung zwischen L 134 und dem Wincheringer Neubaugebiet Auf Mont. In einem etwa 20 Meter langen Abschnitt sind Gabionen, Drahtkörbe mit Steinen, umgekippt (der TV berichtete). Die Schottermassen sind entfernt, ein übergroßes Drahtknäuel liegt auf der Straße. Daneben ein abgeknickter Laternenmast und Geröllbrocken. Vermutlich am frühen Montagmorgen hatte die mehrere Meter hohe Wand nachgegeben. Gegen sechs Uhr morgens sei man informiert worden, teilt eine Mitarbeiterin der Family Park GmbH mit. Das Unternehmen entwickelt das Baugebiet Auf Mont. Etwa drei Wochen lang soll die Straße nun gesperrt bleiben, bis alle Schäden behoben sind. Autofahrer müssen in dieser Zeit durch die Ortsmitte fahren (siehe Grafik). Für Baustellenfahrzeuge gibt es eine gesondert ausgewiesene Route.
Die Strecke wird auch von Kindergruppen genutzt, die von der Kita Auf Mont zu einem nahe gelegenen Waldspielplatz wollen. "Bis auf weiteres können wir den Spielplatz nicht nutzen. Eine Alternativroute wäre zu lang", sagt Kita-Leiterin Annette Brück-Fink. Die Kita grenzt direkt an den Hang oberhalb der Straße. Gefahr für die Kinder bestehe nicht, sagt Brück-Fink. Das Gelände sei eingezäunt und sie sei sofort von der Gemeinde informiert worden. Bisher hätten sich auch keine besorgten Eltern gemeldet. "Wir haben allerdings Glück gehabt, dass zum Zeitpunkt des Unglücks dort niemand unterwegs war."
Die Brocken auf der Straße sind teilweise so groß wie Handbälle. Wäre das Ganze nur einige Stunden später passiert, hätte das in einer Katastrophe enden können. Nach dem Zusammenbruch reagierten Investor, Gemeinde sowie das zuständige Bauunternehmen umgehend und sperrten die Gefahrenstelle. Informiert wurde über den Vorfall allerdings erst auf TV-Anfrage.
Bereits im März 2011 hatte die Gemeinde Hinweise auf Verformungen der Wand bekommen. "Ein Gutachter hat das geprüft. Ergebnis war: Die Standfestigkeit sei nicht gefährdet, die Verformung mehr ein Schönheitsfehler. Wir sollten das beobachten", sagt Ortsbürgermeister Leo Holbach. Das zuständige Planungsbüro Boxleitner aus Trier teilt dazu mit: "Nach bisherigen Erkenntnissen ist davon auszugehen, dass der Einsturz der Wand nicht im Zusammenhang mit den früheren Verformungen steht und vermutlich durch starke Niederschläge ausgelöst wurde."
Die Gabionen haben nach Auskunft der Firma Schnorpfeil aus Trier, die die Wand 2008 errichtet hatte, nur optische Funktion. Sie dienten als Verblendung, nicht aber, um den Hang zu halten. "Hinter den Körben ist eine Felsböschung. Laut Bodengutachten ist der Hang stabil", heißt es auf TV-Anfrage. Es sei das erste Mal, dass Gabionen umgestürzt seien. Der Schaden belaufe sich auf 50 000 Euro oder mehr.
Einen ähnlichen Vorfall hat es in der Verbandsgemeinde (VG) Saarburg bisher nicht gegeben, wie die Verwaltung mitteilt. Auch dem Landesbetrieb Mobilität (LBM) Trier sind vergleichbare Fälle nicht bekannt, wie die Behörde mitteilt.Extra

Eine Gabione (von italienisch gabbione "großer Käfig"), auch Steinkorb, Schüttkorb, Mauersteinkorb oder Drahtschotterkasten genannt, ist ein mit Steinen gefüllter Drahtkorb. Sie wird in der Landschaftsarchitektur, im Wasserbau sowie im Straßen- und Wegebau zum Aufbau von Wällen, zur Errichtung von Sicht- oder Lärmschutzanlagen, zur Böschungsbefestigung und als Stützwand eingesetzt. Gabionen werden vielfach als preiswertere Alternative anstelle von Fertigteilen oder festen Mauern aus Steinen oder Beton eingesetzt. Vom Militär werden sie auch als Schanzkörbe bezeichnet. Im Mittelalter waren sie aus Weiden geflochten. Sie werden heutzutage insbesondere mit Sand, Steinen oder Erde befüllt. Bei normalen Gabionen ohne besondere Ansprüche an die Optik wird das Füllmaterial einfach geschüttet. Ursprünglich sollten sich die Fugen mit Boden vollsetzen und der Draht verrotten. Heute sind die Käfige aus verzinktem Stahl gefertigt, so dass sie über mehrere Jahrzehnte stabil bleiben. Zur Lärmschutzwand werden die Gabionen vor Wohnsiedlungen an verkehrsreichen Straßen aufgeschichtet. Häufigste Steinsorten sind Granit, Basalt, Quarzit, Dolomit und Kalkstein. Quelle: Wikipedia

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