Ackerflächen im Grenzraum zunehmend in Luxemburger Hand

Saarburg/Luxemburg · Sorgenvolle Mienen bei Bauern an Mosel, Eifel und Saar: Finanzkräftige Kollegen aus Luxemburg drängen in den deutschen Grenzraum, kaufen oder pachten Land wie nie zuvor. "Die zahlen Preise, da können wir nicht mehr mithalten", klagt ein einheimischer Bauer.

 Begehrte Ackerflächen: Immer mehr Landwirte aus Luxemburg wechseln zur Bewirtschaftung von Ackerflächen über die Landesgrenze ins benachbarte Rheinland-Pfalz. TV-Foto: Klaus Kimmling

Begehrte Ackerflächen: Immer mehr Landwirte aus Luxemburg wechseln zur Bewirtschaftung von Ackerflächen über die Landesgrenze ins benachbarte Rheinland-Pfalz. TV-Foto: Klaus Kimmling

Saarburg/Luxemburg. Die hiesigen Landwirte geraten zunehmend unter Preis- und Konkurrenzdruck: Immer mehr Bauern aus dem Ländchen zieht es mit ihren PS-starken Treckern auf Felder, die sie im Saargau, in der Eifel und an Mosel und Sauer gekauft oder gepachtet haben - für ihre Verhältnisse für günstiges Geld. Die deutsche Konkurrenz sieht die Entwicklung mit Sorge. "Die Luxemburger zahlen Preise, da können wir nicht mehr mithalten", sagt der Wintersdorfer Bauer Oswald Stephany. Er versucht seit Jahren, Land zu pachten - ohne Erfolg. "Meistens werden wir von Verkäufern schon gar nicht mehr gefragt."
Ralingens Ortsbürgermeister Oswald Disch sieht sogar längerfristig Betriebe in ihrer Existenz bedroht: "Viele Schweinemäster brauchen Flächen für ihr Vieh, aber bei Pachtgeboten um die 300 Euro pro Hektar haben sie keine Chance."
Fehlender Unternehmergeist?


Erst kürzlich bekam ein Luxemburger Großbauer den Zuschlag, als der Merteshof bei Kersch und der Sievenicher Hof bei Trier, beide im Besitz der Vereinigten Hospitien, zur Verpachtung ausgeschrieben waren. Er möchte ungenannt bleiben, sagt aber: "Für 200 Euro pro Hektar hätte es jeder bekommen können. Vielleicht fehlt bei manchen ja der Unternehmergeist."
Alleine durch die Weiterverpachtung eines Gebäudes habe er die halbe Pacht wieder eingenommen. "Ich hätte nie die Chance, in Luxemburg zu pachten, die haben Schranken eingebaut", meint Frank Adam, Landwirt in Kersch. Er schätzt, dass auf Kerscher Gemarkung bereits die Hälfte aller Flächen von Luxemburgern bewirtschaftet würden.
Mittlerweile sei in vielen Kaufverträgen im Kreis Trier-Saarburg ein Luxemburger involviert, bestätigt Walter Clüsserath, Vorsitzender des Bauern- und Winzerverbandes Trier-Saarburg. Er und sein Kollege Michael Horper aus dem Eifelkreis bezeichnen das Verhältnis zu bäuerlichen Grenzgängern aus Luxemburg und (weiter nördlich) den Niederlanden als gut, Probleme bereiteten jedoch die ungleichen staatlichen Förderbedingungen. Luxemburg unterstützt seine Bauern massiv, etwa beim Erwerb von Maschinen und dem Bau landwirtschaftlicher Anwesen. Hinzu kommen geringere Betriebskosten. Beispiel Sprit: Der Agrardiesel, den die Luxemburger fahren, ist rund 40 Cent pro Liter günstiger als der Diesel an deutschen Tankstellen.
Auf Bauernversammlungen würden diese Wettbewerbsnachteile immer wieder angesprochen, sagt Walter Schmalen von der Landwirtschaftskammer Trier. Heimische Erzeuger profitierten aber auch von Luxemburger Kollegen, etwa durch den Verkauf von Stroh und Heu oder durch günstige Lohnleistungen. Schmalen: "Der Markt regelt das." alfMeinung

Kein Grund für eine Staatsaffäre
Luxemburg ist ein sehr reiches Land. Es kann und will es sich leisten, seine Bürger in vielerlei Hinsicht besser zu stellen als beispielsweise der deutsche Staat. Auch die Luxemburger Bauern profitieren davon. Sie nehmen, was ihnen zusteht. Allerdings nimmt der Staat durch seine Zuckerbrot-Politik in Kauf, dass landwirtschaftliche Flächen in dem kleinen Land nicht mehr ausreichen, um die großen, üppig geförderten Höfe und Maschinen auszulasten. So weit ist es nun. Landwirte im deutschen Grenzraum bekommen die Investitions- und Expansionsspirale, die in Luxemburg in Gang gesetzt wurde, vor ihrer eigenen Haustür zu spüren. Das sollte allerdings kein Grund sein, daraus eine Staatsaffäre zu machen. Auch Rufe nach Abschottung oder Waffengleichkeit bei Subventionen sind fehl am Platz. Man könnte ja auch mal eine Gegenrechnung aufmachen: Wir tanken günstig im Ländchen, bekommen dort gut bezahlte Jobs und lukrative Firmenaufträge - was wären wir denn ohne Luxemburg? Manche scheinen zu glauben, das Ländchen sei eine Einbahnstraße mit eingebauter Vorfahrt für Deutsche und vergessen, dass eine Koexistenz vom Geben und Nehmen lebt. Auch wenn es mal an der ein oder anderen Stelle hakt, wie jetzt bei den Bauern, läuft die Großregion doch insgesamt sehr geschmeidig. a.follmann@volksfreund.de

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