Äcker und Wiesen komplett neu verteilt

Palzem-Kreuzweiler · Knapp 300 Menschen leben in Kreuzweiler, einem Ortsteil von Palzem. In diesem kleinen Dorf ist jetzt ein echtes Mammutprojekt zu Ende gegangen. Dieses Projekt dauerte zehn Jahre, nennt sich Flurbereinigung und verbessert die Erträge der Landwirte.

Palzem-Kreuzweiler. Für Landwirt Manfred Linden hat sich einiges geändert. "Vorher habe ich 60 Flurstücke bewirtschaftet, jetzt nur noch 20. Die Zeitersparnis beträgt 20 bis 30 Prozent." Außerdem steigen die Erträge, sagt er, weil die landwirtschaftlichen Flächen nun gleichmäßiger bewirtschaftet werden können. Linden ist einer von zwei Haupterwerbslandwirten aus Palzem-Kreuzweiler. Der größte Schlag, also das Flurstück, das er bewirtschaftet, ist nun sieben Hektar groß. Vorher habe er teilweise nur 20 Meter breite Flächen gehabt, erzählt er.
Diese für ihn positiven Veränderungen gehen auf ein echtes Kreuzweiler Mammutprojekt zurück: die Flurbereinigung. Mehr als zehn Jahre dauerte dieser Prozess, jetzt ist er abgeschlossen.
Begonnen hatte alles Ende der 1990er Jahre, als bei einer Untersuchung festgestellt wurde, dass die Aufteilung der Flächen gerade in Kreuzweiler nicht mehr zeitgemäß war. Die einzelnen Stücke waren zu klein, die Äcker der Bauern zu weit verstreut. Mit Hilfe der Flurbereinigung wurden die zerstückelten Parzellen nun so umgetauscht und zusammengelegt, dass größere zusammenhängendere Flächen entstanden.
Dahinter steckt ein langer Prozess, in dem vermessen, bewertet, geforscht und viel verhandelt wurde. Das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) steuerte das Verfahren. Die Behörde arbeitete mit einer Teilnehmergemeinschaft (TG) zusammen, in der sich die Grundstückseigentümer und diejenigen, die die Grundstücke bewirtschaften, zusammentun.
Es sind aber nicht nur die Grundstücke, die neu zugeteilt wurden. Wirtschaftswege wurden erneuert und ausgebaut, Gräben angelegt, Versickerungsmulden gebaut, die einen Beitrag zum Hochwasserschutz leisten.
"Als das stand, wurden die Grundstücke neu geordnet", sagt Manfred Heinzen (DLR), Leiter des Verfahrens. Dazu wurden sie in Klassen eingeteilt: gut, mittel, schlecht, je nach Ertragsfähigkeit. So sollte sichergestellt werden, dass die neue Verteilung ungefähr der entspricht, die die Besitzer vorher hatten.
Auch die Eigentümer ausfindig zu machen, kostete Zeit. Nicht immer waren Grundbucheinträge noch aktuell. Am Ende waren fünf Grundstücke übrig, bei denen kein Besitzer mehr zu ermitteln war. Helmut Willkomm, Ortsvorsteher von Kreuzweiler, erinnert sich an die Anfänge: "Damals hatten einige der kleinen Grundstücksbesitzer die Sorge, dass sie zugunsten der Besitzer größerer Grundstücke zurückstecken müssen."
"Jeder Grundstückseigentümer hatte das Recht, Widerspruch einzulegen", erklärt Manfred Heinzen. Kein Fall habe aber an weitere Instanzen abgegeben werden müssen. "Das ist nicht immer so", sagt der Experte.
Neben Manfred Linden ist auch der zweite Haupterwerbslandwirt, Obst- und Weinbauer Hans Klein, zugleich Vorsitzender der TG, zufrieden mit dem Ergebnis: "Ich habe nun hier in Kreuzweiler größere zusammenhängende Flächen."
Extra

Das Gebiet, das neu vermessen wurde, umfasst 257 Hektar (entspricht etwa 257 großen Fußballfeldern) und liegt größtenteils auf der Gemarkung Kreuzweiler (ohne die Ortslage). Außerdem waren Flächen in Kirf-Beuren sowie in den saarländischen Orten Sinz und Nennig einbezogen. Die saarländischen Flächen werden ausschließlich von Kreuzweilern bewirtschaftet. Das Gebiet teilt sich wie folgt auf: Ackerland 150 Hektar, Grünland 44 Hektar, Weingärten vier Hektar, Hofraum ein Hektar, Forstwirtschaft 34 Hektar, Sonstiges 24 Hektar. 202 Obstbäume und 348 Sträucher wurden neu gepflanzt. Insgesamt 2,4 Kilometer Wirtschaftswege wurden befestigt, Gewässer auf einer Länge von 1179 Metern ausgebaut. Insgesamt waren 178 Grundstückseigentümer beteiligt. Das Verfahren hat 210 000 Euro gekostet. Das Geld floss vor allem in Baumaßnahmen. Das Projekt wurde mit 171 000 Euro von Bund, Land und EU bezuschusst. Der Rest ist normalerweise in Eigenleistung aufzubringen, er wurde in Kreuzweiler von der Jagdgenossenschaft übernommen. Die Grundstücksbesitzer mussten nichts zahlen. jkaExtra

Der Palzemer Ortsbürgermeister Florian Wagner ist überzeugt: Auch die Grundstücksbesitzer, die ihre Grundstücke nicht mehr bewirtschaften, profitieren von der Zusammenlegung der Grundstücke. Denn so würden sie wiederum als Pachtfläche für Landwirte interessant. Auch vom aufgefrischten Wirtschaftswegenetz profitiere die Gemeinde. "Die Wege sind auf viele Jahre instandgesetzt", sagt Wagner. Der Hochwasserschutz durch die Retentionsflächen ist für alle Bürger wichtig. In der Vergangenheit standen nach schweren Regenfällen schon mal Keller in Kreuzweiler und Dilmar voll Wasser. jka

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