Ärger mit dem Schulbus

Oberbillig · Erst zu späte Abfahrtszeiten, dann gestrichene Haltestellen - die Eltern der Grundschulkinder aus Oberbillig sind wütend. Seit Ende der Sommerferien ist die tägliche Schulbusfahrt in den Nachbarort Wasserliesch zum Ärgernis geworden. Die Elternproteste zeigen aber ersten Erfolg.

 An der B 419 um 7.44 Uhr: Seit Montag fährt der Bus wieder früh genug die Haltestellen an. Froh sind die Eltern mit dieser Haltestelle an der Bundesstraße jedoch nicht. TV-Foto: Friedhelm Knopp

An der B 419 um 7.44 Uhr: Seit Montag fährt der Bus wieder früh genug die Haltestellen an. Froh sind die Eltern mit dieser Haltestelle an der Bundesstraße jedoch nicht. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Foto: Friedhelm Knopp (f.k.) ("TV-Upload Knopp"

Oberbillig. Seit Jahren lief alles fast problemlos: Die Grundschulkinder aus Oberbillig besuchen die Schule in Wasserliesch. Und da das Alter insbesondere der Erstklässler keine unbeaufsichtigte Bahnbenutzung erlaubt, werden die Kinder täglich mit einem Vertragsbus der Rhein-Mosel Verkehrsgesellschaft (RMV) nach Wasserliesch gebracht. Auftraggeber und zuständig für die Kontrolle ist die Kreisverwaltung Trier-Saarburg. Bis zu den Sommerferien 2015 wurden die Kinder bis 7.15 Uhr an drei Haltestellen im Ort abgeholt und zum Schulbeginn nach Wasserliesch gebracht.Ein Fahrer, zwei Schulen


Da das nicht immer ganz so pünktlich ablief, war der Schulbeginn schon vor einigen Jahren auf 8.05 Uhr verschoben worden.
Zum Beginn des neuen Schuljahres hatte die RMV umdisponiert: Ein und derselbe Fahrer musste zunächst Schüler um 7.35 Uhr zu einer Konzer Schule bringen. Anschließend fuhr er mit dem leeren Bus durch den Berufsverkehr nach Oberbillig, wo er um 7.50 Uhr die Kinder für Wasserliesch abholen sollte. Das lief natürlich nie in der Zeit. Außerdem hatte der Fahrer zum Anfang des neuen Schuljahres die strikte Anweisung, vor der Abfahrt in Oberbillig die Fahrkarten der Kleinen zu kontrollieren, obwohl sie deutlich als Grundschulkinder erkennbar sind. Durch die tägliche Verspätung der Oberbilliger Kinder, die rund ein Drittel der gesamten Schülerschaft in Wasserliesch bilden, verschob sich der Unterrichtsbeginn weiter nach hinten.
"Die Eltern haben sich dann bei der Kreisverwaltung beschwert. Die sicherte zu, dies der RMV weiterzuleiten. Geändert hat sich aber zunächst nichts," erklärt Stephanie Dilly. Sie hat an dem Morgen, den dem der TV vor Ort ist, zusammen mit Anja Krieger-Faber und Isabell Staudt ihre und einige andere Kinder aus dem Unterdorf zur Haltestelle an der B 416 begleitet. Dilly: "Dann ist die Beschwerdewelle immer weiter angeschwollen, bis Verwaltung und RMV auf ihre Weise reagiert haben. Zur Zeiteinsparung wurden die Haltestellen im Oberdorf beim Friedhof und im Unterdorf an der Moselstraße gestrichen."
Das Ergebnis: Bis Ende letzter Woche nahm der Bus zunächst acht Kinder an der offenen Haltestelle Obermoselstraße (B 419) auf. Von dort ging es über die B 419 und die Bahnbrücke zur nahen Haltestelle an der Brückenstraße beim Pieterhaus, wo 28 Kinder aus dem Oberdorf zustiegen. Danach wendete der Bus durch Zurücksetzen (im Linienverkehr eigentlich verboten) in die Bahnstraße und fuhr in Richtung Wasserliesch. Auf diese Weise konnte aber wenigstens der Zeitplan eingehalten werden.
Als dieser Ablauf dem TV am Dienstag bei einem Ortstermin vorgeführt werden soll, läuft es schon wieder anders. Offenbar hat in der vergangenen Woche eine TV-Anfrage bei der Kreisverwaltung gewirkt. Die Haltestelle im Oberdorf (Friedhof), so ist von den Müttern zu erfahren, werde seit Montag wieder angefahren. Die Kinder aus dem Unterdorf müssten aber weiter an die B 419 kommen. Dort erscheint der Bus inzwischen um 7.44 Uhr, nimmt die Kinder ohne Kontrolle auf, hält am Pieterhaus, dreht seine Runde durch das Oberdorf und kommt früh genug zurück zur B 419, um pünktlich in Wasserliesch zu sein. "Dennoch werden wir dafür kämpfen, dass morgens für die Unterdorf-Kinder auch wieder die Haltestelle Moselstraße angefahren wird. Wofür wurde dort von der Gemeinde extra ein Unterstellhäuschen gebaut?", sagen die Frauen.
Und Stephanie Dilly meint: "Hier wedelt der Schwanz mit dem Hund. Die Schülerbeförderung ist doch eigentlich für die Kinder und den Schulbetrieb da. Oder ist es doch umgekehrt?"Meinung

Plötzlich geht es doch
Eine Kreisverwaltung im Zusammenspiel mit einem riesigen Verkehrsverbund wie der RMV - ein schwerer Boden für schnelle pragmatische Entscheidungen? Wenn der Bus über Wochen zu spät erscheint, nur weil er zuvor Schüler in dem einen Ort zu einem bestimmten Zeitpunkt aufnehmen soll, werden als Problemlösung einfach Haltestellen im anderen Ort gestrichen oder verlegt. Den Letzten beißen die Hunde. Wo lag das logistische Problem, um die Abfahrtszeit in Franzenheim ein paar Minuten nach vorn zu verschieben? Und warum war die Verschiebung plötzlich doch möglich? Das wissen nur die RMV-Disponenten. Wobei der alte Zustand mit Halt in der Moselstraße weiter verweigert wird. Sicher gibt es viele Probleme im täglichen Großbetrieb Schülerbeförderung. Dennoch: Der Kreis muss als verantwortliche Institution auf Elternbeschwerden schneller, konkreter und bürgerfreundlicher reagieren - ohne vorherige Intervention der Presse. trier@volksfreund.deExtra

Kreissprecherin Martina Bosch erklärt auf Anfrage, dass ab 5. Oktober die gesamte Bustour mit vorheriger Anfahrt der Konzer Schule um fünf Minuten vorgezogen wurde, damit die Kinder aus Oberbillig pünktlich in Wasserliesch ankommen. Bosch: "Dadurch kann auch wieder die Haltestelle im Oberbilliger Oberdorf angefahren werden." Die Haltestelle für die acht Kinder aus dem Unterdorf werde weiter an der B 419 bleiben. Dort gebe es genügend sicheren Platz zum Warten, und es sei eine Bushaltebucht vorhanden. Für die 28 Kinder aus dem Oberdorf blieben die Haltestellen Pieterhaus und Friedhof bestehen. Der Bus erreiche die Schule nun pünktlich um 7.57 Uhr vor Unterrichtsbeginn um 8.05 Uhr. Ein Kreismitarbeiter habe dies kontrolliert. Die Verwaltung werde die Busverbindung weiter im Auge behalten. Bosch: "Wir appellieren an Eltern und Schüler, sich bei Problemen an das Beschwerdemanagement zu wenden. Wir versuchen dann, in Zusammenarbeit mit den Verkehrsbetrieben Lösungen zu finden." f.k.

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