Ärger wegen Doppelhäusern

WAWERN. Die meisten Zuhörer verließen die jüngste Sitzung des Wawerner Gemeinderats deutlich hörbar unzufrieden. Sie hatten zum Bau-Teilgebiet "Auf der Hag" Bürgerbeteiligung erwartet. Die stand allerdings nicht auf der Tagesordnung. Bürgermeister Hans Greis versprach sie für einen späteren Zeitpunkt.

Bei der Beratung über den Bebauungsplan-Vorentwurf eines Investors, "Auf der Hag" vier Doppelhäuser zu errichten, wurde deutlich artikuliert, was die Wawerner Spatzen ohnehin von den Dächern pfeifen: Vier nebeneinander stehende, durch Garagen miteinander verbundene Doppelhäuser mit je vier (also insgesamt 16) Wohnungen passten nicht ins Ortsbild - unter anderem deshalb, weil sie "wie eine Kaserne" aussehen könnten. Das müsse unbedingt vermieden werden. Besonderen Wert legten die Ratsmitglieder auf die Festlegung der Zahl der in jedem Haus unterzubringenden Wohnungen. Sie wollen auf jeden Fall ausschließen, dass mehr als zwei Wohneinheiten je Doppelhaushälfte oder Einzelhaus eingerichtet werden.Viele Autos - wenig Stellplätze

Die vier Doppelhäuser brächten, je nach Wohnungsbelegung, im ungünstigsten Fall bis zu 32 Autos mit sich. Die Planung sieht jedoch bisher je Haushälfte lediglich eine Garage und einen davor einzurichtenden Stellplatz vor. Das sind einigen Ratsmitgliedern und Bürgern gleichermaßen nicht genügend Abstellmöglichkeiten. Was nicht auf dem eigenen Grundstück ab- oder untergestellt werden kann, müsste folglich auf der an den Häusern vorüberführenden Stichstraße geparkt werden, deren Planungskosten der Investor übernimmt. Viel Aufwand wegen Müllabfuhr

Die Stichstraße ist derzeit ein landwirtschaftlicher Weg, der auf fünf Meter Breite erweitert werden, aber am Ende keinen Wendehammer erhalten soll. Das ließ aus dem Rat die besorgte Frage aufkommen, wie denn die Müllabfuhr sichergestellt werden könne. Vom ausführenden Planungsbüro BKS hieß es, die künftigen Anwohner müssten ihre Mülltonnen zu einer an der Zufahrt gelegenen Sammelstelle schaffen. Den Mienen der Ratsmitglieder war nicht zu entnehmen, ob diese Lösung ihren Vorstellungen entspricht. Kritik wurde auch an der Planung insgesamt laut, beispielsweise: "Wer sich da ansiedeln will, hat keine Möglichkeit, sich ein individuell gestaltetes Heim zu schaffen. Alles ist vorgefertigt." Dem wurde entgegengehalten, dies sei in vielen Neubaugebieten so. Trotz der Bedenken stimmte der Rat dem Bebauungsplan-Vorentwurf zu, die Ratsmitglieder wollen sich die Einzelheiten aber "noch einmal durch den Kopf gehen lassen". Wenn dies geschehen ist, wird das weitere Verfahren in Gang gesetzt. Laut Ortsbürgermeister Greis wird sich der Gemeinderat gleich nach Ostern in einer weiteren Sitzung mit dem Thema "Auf der Hag" befassen. Dann sollen Wawerner Bürger entsprechend den gesetzlichen Vorschriften beteiligt werden. Ungeduldige Zuhörer, die ihrem Unmut mit Äußerungen wie "Und das soll nun Bürgerbeteiligung sein?" Luft machten, wies Greis zurecht: "Das hier ist eine Ratssitzung und nicht die Bürgeranhörung, die noch folgen wird." Ohne Widerspruch fasste der Rat anschließend einen Grundsatzbeschluss zum Baugebiet "Beneförstchen", wozu auch noch eine Bürgerbeteiligung zu einem späteren Zeitpunkt ansteht. Keine Entscheidung traf der Gemeinderat zum Thema Beteiligung am Landeswettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft". Übereinstimmende Meinung: Zum Thema Dorferneuerung und kommunale Projekte habe man genügend Ideen, aber - wie beim Bebauungsplan-Vorentwurf: "Das lassen wir uns alles noch einmal durch den Kopf gehen."Wirklichkeit und Karte klaffen auseinander

Die Beratungen zum Baugebiet "Auf der Hag" gaben bei aller Ernsthaftigkeit auch Anlass zum Schmunzeln. Bei den vorbereitenden Vermessungsarbeiten für die Planung war festgestellt worden, dass die Landesstraße 137 entweder falsch eingemessen oder die Karte falsch angelegt war. Da geht es zwar nur um ein paar Meter, aber solche Ungenauigkeiten können moderne Navigationsgeräte durchaus zu unerwünschten Reaktionen zwingen. Entspricht der tatsächliche nicht dem kartografischen Straßenverlauf, dann fordert manches Navigations-Programm beharrlich: "Wenn möglich, bitte wenden!"

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