Ärger wegen toter Ziegen in Konz-Oberemmel: Scharfe Kritik an Tierhalter - Schäfer weist Vorwürfe zurück

Konz-Oberemmel · Eine TV-Leserin hat mit Fotos dokumentiert, dass auf einer Weide in Oberemmel Ziegen gestorben sind und deren Kadaver dann später zum Teil länger herumgelegen haben. Sie ist nicht die Erste in dem Konzer Stadtteil, die sich über den Halter der Tiere beschwert. Auch das Veterinäramt ist eingeschaltet. Der Hirte selbst sieht sich zu Unrecht beschuldigt.

 Tote Ziege in Konz-Oberemmel: Der Kadaver des Tiers lag tagelang herum.TV-Foto: Friedemann Vetter

Tote Ziege in Konz-Oberemmel: Der Kadaver des Tiers lag tagelang herum.TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter (ClickMe)

Hildegard Bidinger hat mehrfach tote Ziegen auf der Weide eines Tierhalters in Konz-Oberemmel entdeckt und fotografiert. Fünf Fotos, die zwischen dem 24. und dem 26. Februar entstanden sind, dokumentieren den Tod zweier kleiner Zicklein. Acht weitere Bilder hat Bidinger zwischen dem 15. und dem 19. April gemacht. Sie zeigen, dass eine ausgewachsene tote Ziege in einem umzäunten Waldstück tagelang herumlag, ohne dass es dem Tierhalter aufgefallen ist. Auf den ersten Bildern ist der Körper der Ziege noch unangetastet, doch die beiden letzten zeigen, dass Wildtiere dem Tier das Fleisch von den Rippen gerissen haben.

Die Vorgeschichte: Die von Bidinger dokumentierten Vorfälle sind nicht die einzigen Klagen. Andere Bürger haben ebenfalls schon Verstöße gegen den Tierschutz bemängelt. Ortsvorsteher Hermann-Josef Benzkirch bestätigt auf TV-Anfrage, dass sich schon mehrere Menschen bei ihm über die Zustände auf den Weiden des Tierhalters beklagt haben. Auch eine TV-Recherche ergibt, dass es nicht der erste Fall dieser Art war. Eine Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, berichtet von Pferden, die nicht artgerecht gehalten worden seien - und von drei toten Schafen. Zum Teil hätten deren Kadaver tagelang herumgelegen. Erwin Borne aus Oberemmel erzählt dem TV, wie er am 10. April ein Schaf des Hirten aus einem losen Zaun freigeschnitten habe. Die Weide sei einfach nicht in Ordnung gewesen. Ein anderer Tierhalter aus dem Konzer Tälchen berichtet davon, dass die Schafe des Hirten häufig von dessen Weide ausbüxten, um auf seine Wiesen zu kommen. Er vermutet, dass es daran liegt, dass die Tiere nicht ordentlich gefüttert werden.

Rufe nach Konsequenzen: Bidinger denkt, dass der Halter schlichtweg überfordert mit den vielen Tieren ist. Eine andere Kritikerin geht weiter: "Solche Menschen sollten keine Tiere halten! Ich verstehe das Veterinäramt da nicht." Die Behörde habe die Vorfälle immer wieder heruntergespielt.

Veterinäramt: Von Herunterspielen will Thomas Müller, Pressesprecher der Kreisverwaltung Trier-Saarburg, nichts wissen. "Die Klagen sind uns bekannt", sagt er. Mitarbeiter des Veterinäramts seien häufiger vor Ort in Oberemmel, um sich die Lage anzusehen - obwohl sie für ein großes Gebiet und insgesamt 283 Schaf- und Ziegenherden zuständig sind. Laut der Behörde hält der Schäfer in Oberemmel 250 Schafe und 20 Ziegen. Nach Angaben von Schäfer Robert Hölzemer selbst sind es 360 Schafe und zehn Ziegen.

Und auf den Weiden des Hirten sind laut Müller "einige tierschutzrechtliche Mängel festgestellt" worden. Um sie zu beseitigen, habe das Amt dem Tierhalter mehrere Auflagen erteilt. Unter anderem beträfen diese die Fütterung und die Klauenpflege seiner Tiere. Der Mann habe bei der Fütterung schon nachgesteuert, führt Müller aus.

Bei der Klauenpflege gebe es noch immer Mängel, aber auch da habe er Besserung versprochen. Wenn der Tierhalter die Mängel nicht beseitigt, drohen ihm weitere Konsequenzen: zum Beispiel ein Bußgeld oder die Reduzierung seines Tierbestands. Die härteste Strafe, das Verbot, überhaupt Tiere zu halten, sei nur schwer durchsetzbar, betont Müller.

Schäfer dementiert: Auf TV-Anfrage erzählt der Schäfer eine eigene Version der Geschichte mit der toten Ziege. Er habe sie tierärztlich behandeln lassen und dann zurück auf die Weide gebracht. "Am nächsten Tag war die Ziege weg", sagt er.

Er habe sie gesucht, aber nicht gefunden. Das Tier habe hinter einem Baum, verborgen unter Laub, gelegen.
Deshalb habe er erst spät reagiert. Der Hirte verspricht, alle Auflagen des Veterinäramts einzuhalten.

Unter anderem will er einen Windschutz auf der Ziegenweide bauen. Die Vorwürfe gegen ihn seien haltlos, sagt er im Gespräch mit dem TV. "Ich bin täglich acht bis zwölf Stunden bei meinen Tieren", sagt der Schäfer. Dass ab und an ein Tier ausbüxe, komme vor. Manchmal würden die Tiere durch nicht angeleinte Hunde aufgescheucht, sagt der Schäfer.
Zudem finde er immer wieder ungeeignetes Futter in seinen Gehegen - zum Beispiel Gurken mit Plastikfolie oder Kartoffeln mit Keimen. Dadurch könnten Tiere erkranken, sagt der Schäfer - auch tödlich.Extra

Das Veterinäramt der Kreisverwaltung Trier-Saarburg ist eines von 24 kommunalen Veterinärämtern im Land Rheinland-Pfalz. Es ist zuständig für den Kreis Trier-Saarburg und die Stadt Trier. 2015 habe die Behörde in etwa 450 Fällen kontrolliert, ob der Tierschutz eingehalten worden sei, sagt Thomas Müller, Sprecher der Trier-Saarburger Kreisverwaltung. Diese Kontrollen beziehen sich auf Haus- und Nutztiere und sind laut Müller sehr zeit- und verwaltungsintensiv. Im Rahmen der Kontrollen werden demnach auch die 283 Schaf- und Ziegenherden im Zuständigkeitsbereich des Amtes kontrolliert. Wegen der Masse an kleinen und großen Herden sind die Mitarbeiter der Behörde laut Müller auf Bürger angewiesen, die das Veterinäramt auf mögliche Missstände aufmerksam machen. Neben Tierschutzkontrollen ist das Amt für weitere Bereiche zuständig - zum Beispiel für den gesundheitlichen Verbraucherschutz, zu dem die Fleischbeschau im Kreis Trier-Saarburg und in der Stadt Trier gehört. Außerdem kümmern sich die Mitarbeiter der Behörde um die Bekämpfung von Tierseuchen und überwachen die Tierkörperbeseitigung. cmk

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