Kriminalität Ärgerliche Schmierereien

Konz/Saarburg/hermeskeil · Graffiti können schön sein. In den meisten Fällen sind sie aber ein Ärgernis für die Besitzer der Wände, an denen sie hinterlassen wurden. Das Polizeipräsidium registriert mehrere Hundert Fälle in der Region, und der Bürgerservice putzt jetzt für die Stadt Trier.

Ärgerliche Schmierereien
Foto: Daniela Rimpp

Ein ziemlich schiefes „MKR“ in Rot und Gelb prangt an der Wand einer Lagerhalle in der Römerstraße 1 in Konz. Die hässlichen, kaum entzifferbaren Buchstaben hat der Urheber des Graffito schwarz umrahmt. Neben dem großen Schriftzug steht noch ein „MKR 1999 - 2019“ in Schwarz. Die Gebäude-Eigentümerin, Ursula Mord, ärgert sich nun, dass jemand ihre Wände vollgeschmiert hat. Sie hat den Fall nicht nur am 5. Januar bei der Konzer Polizei angezeigt, sondern sucht unter anderem per Facebook nach Zeugen, die beobachtet haben, wer die Schmierereien hinterlassen hat. Daniela Rimpp, die Tochter der Geschädigten, schreibt auf Facebook, dass sich Zeugen auch gerne bei ihr melden können. Es gebe auch eine Belohnung.

Die Polizei geht davon aus, dass der Sprayer, für den das Kürzel „MKR“ steht, zwischen dem 2. und dem 4. Januar an der Lagerhalle zugeschlagen hat. Das Tag „MKR“, so werden die Signaturen und Pseudo­nyme in der Sprayerszene genannt, sei der Polizei nicht aus anderen Fällen bekannt. Es sei noch nicht bei einem Graffito an anderer Stelle angezeigt worden, heißt es auf TV-Anfrage bei den Ermittlern. Die Bearbeitung des Falls habe das für den Bereich der Stadt Konz zuständige Sachgebiet Jugend der Polizeidirektion Trier übernommen, das beim Haus des Jugendrechts in Trier angesiedelt ist. Das weist schon darauf hin, dass die Täter meistens Jugendliche sind.

Immer wieder hinterlassen Sprüher ihre Schriftzüge an Wänden, die dafür nicht vorgesehen sind. Damit begehen sie mindestens eine Sachbeschädigung. Der Konzer Gewerbebetrieb ist nur eines von Hunderten Opfern im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Trier. Laut Auskunft der Pressestelle werden seit 2013 jährlich zwischen 283 und 375 Graffiti-Vergehen angezeigt. 2017 wurden demnach 345 Taten angezeigt. Polizeisprecherin Natanja Michels sagt auf TV-Anfrage: „Im ersten Halbjahr 2018 registrierten die Dienststellen insgesamt 288 dieser Straftaten. Tendenziell dürfte die Zahl des Gesamtjahres 2018 gegenüber dem Vorjahr ansteigen.“ Das Besondere an den Delikten ist, dass sie nur verfolgt werden, wenn der Geschädigte Anzeige erstattet. Im Juristenjargon wird das „Antragsdelikt“ genannt. Eine TV-Anfrage zu Zahlen in den Verbandsgemeinden Konz, Saarburg und Hermeskeil beantwortet die Polizei nicht.

Dabei sind Graffiti meist keine Kavaliersdelikte. Sie sind nicht nur ärgerlich für die Hausbesitzer, manchmal ist der finanzielle Schaden auch richtig groß – zum Beispiel am 13. November 2015 in Saarburg: Damals sollen zwei 20- und 22-jährige Männer in einer Nacht 30 Graffiti an privaten und öffentlichen Mauern und Toren hinterlassen und so einen Sachschaden im fünfstelligen Euro-Bereich verursacht haben. Im Gegensatz zu den meisten anderen Tätern wurden die beiden aber nach ihrem Streifzug erwischt.

 Ist das Kunst oder kann das weg? Ein Graffito in der Unterführung am Bahnhof Konz-Karthaus.

Ist das Kunst oder kann das weg? Ein Graffito in der Unterführung am Bahnhof Konz-Karthaus.

Foto: Roland Morgen

Weil die Sprayer meist lösungsmittelhaltige Autolacke nutzen, dringen die Farben oft mehrere Millimeter tief in die Oberfläche ein. Deshalb müssen Graffiti-Opfer schnell handeln, wenn sie die Schmierereien entfernen lassen möchten.

In Trier arbeitet das Rathaus zur Entfernung von Schmierereien an öffentlichen Gebäuden ab sofort mit der Bürgerservice gGmbH zusammen. Wenn wieder ein städtisches Gebäude besprüht wird, springt der Bürgerservice mit einem speziellen Putztrupp zu günstigen Konditionen ein und verhindert, dass die Farbe tiefer in das Gemäuer einzieht. Auch betroffene Bürger aus Trier und dem Kreis Trier-Saarburg können sich an den Bürgerservice wenden, um Schmierereien beseitigen zu lassen – allerdings zu dessen normalen Konditionen.

Ein Video, in dem die Trierer Verwaltung demonstriert, wie Graffiti entfernt werden können, gibt es unter
www.volksfreund.de/video

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