Aktionsgruppe Erbeskopf hat ausgewählt Tourismus-Studie, ein Pool für Hunde und Übernachtungen im Nationalpark – Für diese Ideen gibt es Geld aus Brüssel

Hermeskeil/Kell am See/Thalfang · Eine Tourismusstudie für den Raum Kell, mehr Spaß für Hunde in Thalfang und vielleicht ein Autokino in Hermeskeil: Die Lokale Aktionsgruppe Erbeskopf hat Projekte ausgewählt, denen Zuschüsse aus einem 1,5-Millionen-Euro-Fördertopf winken.

 Zum Wandern zieht es viele Urlauber in den Hochwald - zum Beispiel auf die Traumschleife bei Schillingen. Eine mit EU-Mitteln geförderte Studie soll herausfinden, wie bedeutend der Wirtschaftsfaktor Tourismus für die Region Kell am See ist.

Zum Wandern zieht es viele Urlauber in den Hochwald - zum Beispiel auf die Traumschleife bei Schillingen. Eine mit EU-Mitteln geförderte Studie soll herausfinden, wie bedeutend der Wirtschaftsfaktor Tourismus für die Region Kell am See ist.

Foto: Hochwald Ferienland

Innovative Projekte, die den ländlichen Raum voranbringen, unterstützt die Europäische Union finanziell über Lokale Aktionsgruppen (LAG). Sie wählen regelmäßig Vorhaben von Kommunen und Privatleuten aus, die damit die Chance auf Zuschüsse haben. Die Mitglieder der LAG Erbeskopf (siehe Info) haben wieder einige Projekte gekürt, für die insgesamt mehr als 1,5 Millionen Euro im Topf waren. Eine Herausforderung war es diesmal, dass sich die Mitglieder wegen der Pandemie nicht treffen und über die Förderhöhe für die einzelnen Bewerber diskutieren konnten. Stattdessen stimmten sie schriftlich ab.

Öffentliche Projekte Mit einer 60-prozentigen Förderung dürfen vier Vorhaben von Kommunen rechnen. Bei einem davon geht es um spannende Angebote in Hermeskeil. Eine Studie soll klären, wie sich in dem Mittelzentrum zum Beispiel eine neue Freiluft-Sportstätte am Waldstadion mit Kunstrasenplatz, Laufbahn und Flutlichtanlage verwirklichen lässt und ob man dort Teile des Römerlagers aus Cäsars Zeiten wieder aufbauen und ein Autokino einrichten könnte. Verknüpft werden sollen diese Ideen mit einer neuen Ausrichtung der Jugendherberge Hermeskeil als Nationalpark-Jugendherberge und einer intensiveren Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte am ehemaligen SS-Sonderlager Hinzert. Die Kosten für die Machbarkeitsstudie liegen laut Verbandsgemeinde (VG) Hermeskeil bei 16 000 Euro.

Eine andere Studie soll herausfinden, welche Bedeutung der Tourismus als Wirtschaftsfaktor für die Urlaubsregion Hochwald Ferienland rund um Kell am See hat. Zahlen für die frühere VG Saarburg gibt es bereits, sie sollen nun mit Daten aus dem Raum Kell für die Gesamt-VG zusammengeführt werden, um daraus eine Tourismusstrategie, neue Angebote und Netzwerke ableiten zu können. Kosten: etwa 6700 Euro. LAG-Zuschüsse soll es auch für die Aufwertung des historischen Ortskerns von Herrstein und eine Bio-Toilette für das frühere Kupferbergwerk bei Fischbach (beide Kreis Birkenfeld) geben.

Private Ideen Ein Nebenerwerbs-Landwirt aus Deuselbach (VG Thalfang) möchte in einer ehemaligen Scheune einen Hofladen für Getreide- und Hanfprodukte und andere regionale Erzeugnisse einrichten. Im Vorraum sollen zwei Verkaufsautomaten außerhalb der Öffnungszeiten barrierefrei zugänglich sein. Durch den Laden könne eine Versorgungslücke in dem Ort ohne Lebensmittelgeschäft geschlossen werden, heißt es im Projekt-Steckbrief. Zudem liege die Scheune neben einer Bushaltestelle, am Radweg H4 und in der Nähe des Saar-Hunsrück-Steigs. Kosten soll das Ganze etwa 91 000 Euro, die LAG hat 40 Prozent Förderung beschlossen.

In Thalfang soll der seit 2018 bestehende Freizeit- und Gesundheitspark für Hunde Caniplace erweitert werden. Weil die Nachfrage bei Urlaubsgästen mit Hund hoch ist, plant Ini­tiatorin Dagmar Pilzecker unter anderem eine Mini-Golf-Anlage für Hunde, einen zusätzlichen Trainingsplatz mit Sommerpool sowie technische Verbesserungen für das Hunde-Planschbecken und Bahnen-Schwimmbad. Kosten: etwa 148 000 Euro; Förderquote: 40 Prozent.

Chancen auf Zuschüsse hat auch ein Paar aus Neuhütten-Muhl, das hinter der neuen Nationalpark-Servicestation im Bürgerhaus sechs Hütten zum Übernachten bauen will. Geplant sind dort zusätzlich eine Außensauna, eine Wildbeobachtungsstation, ein kleiner Spielplatz, eine E-Bike-Ladestation und gekühlte Verkaufsautomaten gefüllt mit regionalen Produkten. Für das 285 000 Euro teure Projekt wurde eine 50-prozentige Förderung vorgeschlagen.

Maximal 200 000 Euro Unterstützung könnten private Investoren in Zerf erhalten, die unter dem Namen „Nik’s Gästehaus“ eine Unterkunft für Urlauber direkt am Großbach aufbauen möchten. Dessen Umfeld will die Gemeinde Zerf in naher Zukunft komplett neu gestalten und renaturieren.

Ebenfalls maximal 200 000 Euro winken für den Bau barrierefreier Ferienwohnungen mit geführten Wander- und E-Bike-Touren in Mörschied, ein weiteres Naturstammhaus im Projekt Steinbach See Lodges in Langweiler und energieeffiziente Ferienhäuser in Allenbach (alle Kreis Birkenfeld). Eine 40-prozentige Föderung steht für ein rollstuhlgerechtes Sanitärgebäude am Campingplatz Mörschied in Aussicht.

Gebietsübergreifend Die touristische Dachorganisation Hunsrück-Touristik GmbH braucht ein neues Erscheinungsbild. 1988 gegründet sind Logo und Marketing etwas in die Jahre gekommen. Eine zeitgemäße Corporate Identity mit einem neuen Design und Logo für die Tourismusregion Hunsrück soll etwa 72 000 Euro kosten und über die LAG gefördert werden.

Fertig aufgebaut und möbliert sind mittlerweile 23 neue Schutzhütten an Wegen rund um den Saar-Hunsrück-Steig – ein LAG-übergreifendes Projekt aus 2019/20. Die Fördermittel dafür können laut LAG-Geschäftsstelle bald ausgezahlt werden. Für alle ausgewählten Projekte gilt, dass Zuschüsse erst fließen, wenn auch die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier zugestimmt hat.

2020 endete die aktuelle Förderperiode für das EU-Leaderprojekt. Für die nächste bis 2027 hat sich die LAG Erbeskopf erneut beworben. Parallel startet sie bereits einen neuen Förderaufruf, für den bis 30. April Projektideen eingereicht werden können.

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