Alle Jahre wieder...

Er glaubte zunächst an einen Sehfehler: TV-Leser Heiko Schichel traute seinen Augen nicht, als er vergangene Woche im "Kaufland" Einkäufe machte. Wo ein paar Regale weiter Grillkohle und Strandtaschen ausliegen, warten Christstollen und Bratapfelkonfekt auf Käufer - 17 Wochen vor Heiligabend.

Konz. Der Daufenbacher geht regelmäßig in Konz einkaufen. Am Abend des 29. Augusts machte Schichel im "Kaufland" eine wundersame Entdeckung: "Da wurden doch tatsächlich schon Verkaufsflächen mit Christstollen bestückt!" Eine Stippvisite im "Kaufland" bestätigt: Gut platziert direkt am Hauptgang befindet sich das Regal, in dem Butter- und Marzipanstollen, "Oma Hartmanns Bratapfelkonfekt", Original Dresdner Stollen, Christstollen und Butter-Mandel-Stollen ausliegen. Ende August ist damit die Vorweihnachtszeit eingeläutet. "Man muss sich doch wirklich fragen, was in den Köpfen der Verantwortlichen vor sich geht", kritisiert Schichel. Seine Verärgerung ließ er umgehend am Info-Stand heraus. Dort habe es geheißen, dass der Markt keinen Einfluss auf solche zentral getroffenen Verkaufsentscheidungen nehmen könne."Wen wundert es, wenn man Kindern und Erwachsenen gewisse Werte nicht mehr vermitteln kann?", bedauert Schichel und erinnert in diesem Zusammenhang an die mittlerweile ganzjährig angebotenen gefärbten Party-Eier. Der Konzer "Kaufland"-Marktleiter, Artur Margewitsch, bestätigt, dass seine Firma in der vergangenen Woche Vorbereitungen für den Aufbau der Weihnachtsartikel getroffen habe. Der Verkaufsstart sei auf den 3. September festgelegt worden. Margewitsch verweist für weitere Informationen an die Neckarsulmer Pressestelle, damit eine Sprache für "Kaufland" gesprochen werde. Die Kunden greifen schon früh zu

"Die Kunden kaufen die Sachen schon, es wird angenommen. Außerdem gibt es nicht nur bei uns schon Winterware", sagt "Kaufland"-Sprecherin Andrea Kübler. "Dass es jedes Jahr früher wird, stimmt aber nicht", erklärt sie und fügt hinzu, dass die Kaufland-Märkte bis Weihnachten ständig mit frischer Ware beliefert würden.Für Schichel könnte das weihnachtliche Phänomen im Spätsommer mit einer Art "solidarischer Selbstbeschränkung" der Geschäftsleute gelöst werden, indem alle Weihnachtsgebäck und -süßigkeiten erst kurz vor der Adventszeit verkaufen. Sein Argument: "Feuerwerkskörper dürfen ja auch nur für eine bestimmte Zeit verkauft werden." Für dieses Jahr käme seine Idee auf jeden Fall zu spät. Im Oktober, so ist geplant, beginnt bei "Kaufland" der Verkauf der "Schokoladen-Hohlkörper". Dann werden pausbäckige Weihnachtsmänner mit beschneiten Rucksäcken zeitgleich zu Erntedank-Artikeln, Halloween-Zubehör und der einen oder anderen "geflügelten Jahresendzeit-Figur" aus den Regalen lugen - sofern der Konsument das will.

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