Alle Zeit der Welt

SCHWEICH. Modernes, anspruchsvolles Puppentheater von hoher Aktualität bot die Puppenbühne Kuklamu mit der Aufführung von "Momo" nach dem gleichnamigen Buch von Michael Ende. Schüler der Stefan-Andres-Schule waren von der Veranstaltung des Theaterzentrums Stierstall begeistert.

Mit einem Mix aus Schauspiel, Figurentheater und Schattenspiel brachten Volker Schrills und seine Ehefrau Stella Jabben eine spannende Umsetzung der Geschichte von Momo auf die Bühne. Ein Minimum an Requisiten und ein fast karges, aber äußerst variables Bühnenbild aus drei weißen Rechtecken, die einmal als Kulisse, dann wieder als Projektionsfläche für Schatten dienten, lenkte den Blick auf das Wesentliche: Eine dramaturgisch ausgefeilte Geschichte, geeignet, einer nach Effizienz und Erfolg trachtenden Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten. Das Mädchen Momo hat alle Zeit dieser Welt, um den Geschichten ihres Freundes Gigi (Volker Schrills) zuzuhören oder mit anderen Kindern fantasievolle Spiele zu erfinden. Doch plötzlich ändert sich alles. Jeder spart Zeit, und doch hat sie niemand übrig. Die Kinder spielen in der Ganztagsverwahrung nur noch nach Programm, Gigi muss im Fernsehen Quote bringen, Friseur Fusi wird Schnellfriseur, der keine Zeit mehr mit Pläuschchen vergeudet und seine pflegebedürftige Mutter ins Heim abschiebt. Schuld daran sind die grauen Herren, die den Menschen die Zeit stehlen, um sie in der Zeitsparkasse aufzubewahren. Momo gelingt es, sie ihnen mit Hilfe der Schildkröte Kassiopeia und Meister Hora zu entwenden und den Menschen zurückzugeben. Das Publikum folgte der Aufführung mit großer Konzentration und signalisierte Betroffenheit und Begeisterung. "Cool", fand Marius Meyer (12) aus der Klasse 6a, die den Stoff im Deutschunterricht behandelt und im Kunstunterricht Plakate entworfen hatte, vor allem die Spieltechnik, ebenso die Lebendigkeit durch den Wechsel der agierenden Figuren. Waren es einmal Handpuppen mit ausdrucksvoll "schräg" geschnitzten Köpfen, so schlüpften auch die Puppenspieler selbst in verschiedene Rollen. Bewusst hatten Volker Schrills und Stella Jabben die grauen Herren als Schatten dargestellt. Großes Echo fanden zudem Licht- und Toneffekte, die die Handlung untermalten. "Anspruchsvoll und aktuell", bilanzierte eine Klassenlehrerin.

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