Allein in einer kleinen Welt

LAMPADEN. Was auf Außenstehende wie eine Modeerscheinung wirken mag, ist für Betroffene häufig der letzte Strohhalm, nach dem sie greifen: Delfin-Therapien. Sie bewirken bei behinderten Menschen oft einen enormen Entwicklungsfortschritt. Diesen ersehnt sich auch Familie Kaldewei-Hein für ihren autistischen Sohn Jonah – und hofft auf Unterstützung zur Finanzierung der Therapie

12 000 Euro für eine zweiwöchige Therapie mit den Delfinen - kein Pappenstiel für eine vierköpfige Familie, die vor zwei Jahren ein Haus finanziert hat und in der nur der Vater als Elektriker Geld verdient. Doch für Mutter Beate Kaldewei und ihren Mann Norbert Hein ist die Therapie ein Rettungsanker, um ihrem Sohn Jonah den dringend erhofften Entwicklungsschub zu geben. Ist das Kind wirklich so hilfsbedürftig? Auf den ersten Blick tollen zwei ganz "normale" Kinder im Wohnzimmer der Familie herum. Der kleine Bruder (1,5 Jahre) tänzelt rotwangig herum. Und Jonah hantiert, ein paar Meter entfernt, scheinbar gedankenverloren mit Lokomotiven. In sich gekehrt, Blickkontakt vermeidend, fast ohne Reaktion auf sein Umfeld: Irgendwie wirkt er traurig. Bis ein plötzliches, mehrfaches Wummern Beate Kaldewei wie von der Tarantel gestochen aufspringen und zu Jonah eilen lässt. Ein für Nichtkranke als Lappalie einzuordnendes Problem hat dazu geführt, dass Jonah einen jähen Wutanfall bekommt und den Kopf wiederholt auf den Wohnzimmertisch knallt. Jonah scheint keinen Schmerz zu empfinden. "Ich bin 24 Stunden im Einsatz", sagt Kaldewei später, als sich der Junge beruhigt hat. Und: "Ich habe ein breites Kreuz und viel Geduld." Ohne die gelänge es ihr wohl nicht, den Familienalltag zu meistern. Stundenlange Wutanfälle

Und der ist so problematisch seit Jonah sich mit eineinhalb Jahren völlig veränderte: Er spricht nicht mehr, will nicht mehr essen, ist übermäßig anhänglich und auf seine Mutter fixiert. Die Existenz seines Vaters ignoriert Jonah weitgehend. Längst hat die ehemalige Leiterin des Service-Centers in der Senioren-Residenz Am Zuckerberg ihren Job aufgegeben. Stundenlange Wutanfälle, die an die Grenzen der Belastbarkeit gehen, scheinbar aus dem Nichts, wechseln mit verblüffenden Erlebnissen. Wie eine Situation mit dem Steppke, der noch nicht "Mama" oder "Papa" sagen kann. Aber dennoch urplötzlich einen vollständigen Satz wie "Das ist ein wertvolles Geschenk meiner Erbtante aus Australien" spricht - ein Zitat aus einem Fernsehfilm. Konsultationen bei Ärzten, Logopäden, Ergotherapeuten, Heil- und Reitpädagogen bestimmen den Familienalltag. Bis die Diagnose gestellt wird: Autismus. Ein schmusiges Kind ist Jonah und stets in Aktion. Der größte Wunsch der Familie: Jonah soll schulfähig für die Grundschule in Lampaden werden. Auch dabei soll die Delfintherapie auf den niederländischen Antillen im September helfen. "Er hat Entwicklungspotenzial", sagt Kaldewei, und wie zur Bestätigung singt Jonah mit glockenklarer Stimme ein Kinderlied. Einen Platz mit Rücktrittsrecht bis Juni hat die Familie. Die Chancen, dass bis dahin das Geld zusammen kommt, stehen nicht schlecht. Rund 3500 Euro spendeten Bewohner der Residenz, deren Chef, Manfred Zonker, sich ordentlich für die gute Sache ins Zeug gelegt hat. Ein Benefizkonzert mit Vera Ilieva am 25. März um 15 Uhr in der Pfarrkirche St. Albanus in Schillingen ist das nächste Projekt. Spenden für Jonah sind bei Dolphin-Aid, Kontonummer 20002424 bei der Stadtsparkasse Düsseldorf (BLZ 30050110), Kennwort: Jonah Kaldewei möglich. Weitere Informationen gibt es unter www.dolphin-aid.de und www.ein-delphin-fuer-jonah.de, Telefon 06588/982056.

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