Alles aus eigener Tasche

RASCHEID. Rund 1000 Euro je Bürger schultert die Gemeinde unter dem Strich für ihr neues Wohngebiet. Eine Investition, die - abgesehen von einem Kredit von 45 000 Euro - vollständig aus eigener Tasche finanziert ist.

Auf der Bank hatte die Gemeinde die erforderliche Investitionssumme von 600 000 Euro zwar nicht liegen. Dennoch war dem knapp 600 Bürger zählenden Dorf die Erschließung des Neubaugebietes Rascheid bis auf eine Kreditaufnahme von 45 000 Euro im laufenden Haushaltsjahr ohne Fördermittel möglich. "Wir haben alles aus eigener Tasche finanziert", betont Ortsbürgermeister Andreas Ludwig stolz. Zum einen habe sie noch "Geld auf der hohen Kante" gehabt. Zum anderen kam der Gemeinde die lange Vorlaufzeit des Projektes zu Hilfe. Da die jüngste Baulandausweisung rund 20 Jahre zurück liegt, war der Bedarf schon länger abzusehen gewesen. 2000 gab es daher die ersten Gespräche im Gemeinderat. Etwa ein Jahr später ging es mit der Planung los. Zu den rechtlichen Anforderungen wie Offenlage und Fristeneinhaltung kam in Rascheid noch das beschlossene Umlegen hinzu. Infolge dieses 2002 begonnenen Verfahrens sind von den insgesamt 29 Bauplätzen, von denen einer bereits verkauft ist, heute neun in privater Hand. Inzwischen sind Wasser- und Kanalrohre sowie Strom- und Telefonkabel auf der nahtlos an den Ort anschließenden 19 000 Quadratmeter großen Baufläche bereits verlegt. In Kürze geht es daher mit dem Endausbau der Straßen los. Nach reiflicher Überlegung hatte sich die Gemeinde für den Endstufenausbau entschieden, der 40 000 Euro günstiger ist. Grund dafür sei, dass zum Beispiel die erneute Baustellen-Einrichtung entfalle oder keine Betonränder gegossen werden müssten, so Ludwig. Der Kaufpreis für die im Schnitt 600 bis 800 Quadratmeter großen, erschlossenen Grundstücke liegt bei 45 Euro. Nachdem im August 2003 das letzte Grundstück des alten Baugebietes verkauft worden ist, hat auf dem neuen der erste Bauherr schon sein künftiges Domizil abgesteckt. Zusätzlich gingen drei weitere Anfragen beim Ortsbürgermeister ein. Bei dem aus der näheren wie weiteren Umgebung gezeigten Interesse spielt laut Ludwig auch die Infrastruktur Rascheids, das immerhin etwa 20 Arbeitsplätze zu bieten hat, eine Rolle. Zum Kindergarten und in die Grundschule fährt der Nachwuchs ins benachbarte Beuren, die weiterführenden Schulen sind in Hermeskeil. Gastwirtschaft und Raiffeisenbankfiliale sind noch am Ort. Post und Geschäft haben allerdings im vorigen Jahr geschlossen, weshalb die Gemeinde um Alternativen bemüht ist. Die Vereinsstruktur ist mit Feuerwehr, Karnevals-, Musik-, Gesang- und Sportverein sowie Jugendclub, Theatergruppe, Katholischer Erwachsenenbildung, Frauengemeinschaft und FCK-Fanclub gut. "Die Dorfgemeinschaft passt", stellt Ludwig zufrieden fest, der genau weiß, dass sich das auf die Bauwilligkeit im Dorf auswirkt, das in den 70er-Jahren 540 Einwohner zählte. Die Jugend würde auf jeden Fall im Dorf bleiben.

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