Almabtrieb ins Ungewisse

SCHÖMERICH. Über Jahrhunderte wurde der Hochwald durch die Landwirtschaft geprägt. Doch heute gibt es kaum noch hauptberufliche Landwirte. Rudolf Hennen aus Schömerich ist einer davon. Seine Aussage: "Mit professioneller Landwirtschaft ist heute kaum noch Gewinn zu machen."

Vor 15 Jahren hat Rudolf Hennen den Betrieb von seinem Vater übernommen. "Ursprünglich hatte ich geplant, den Hof an eines meiner fünf Kinder weiterzugeben, wenn ich mich mal zur Ruhe setze", sagt er im Gespräch mit dem TV . Doch die Kinder haben andere Pläne. Und so bleibt die Frage, in wessen Hände Rudolf Hennen seinen Betrieb legen soll.Die Betriebsfläche seines Hofs ist 130 Hektar groß. Er berührt die Gemarkungen Lampaden, Paschel, Schömerich, Hentern und Baldringen. "120 Hektar sind Grünland, der Rest ist Ackerland", beschreibt Hennen. Mehr als 100 Kühe stehen am Kimmlerhof. Die Milchwirtschaft hat Hennen allerdings schon lange aufgegeben. Er hält ausschließlich Mutterkühe, die als Fleischlieferanten dienen.Zur Bewirtschaftung seines großen Betriebs braucht Hennen einen großen Fuhrpark: Vier Traktoren, Mäher, Wender, Schwader, Heu- und Strohpresse, Mähdrescher, Pflugkombinationen, Saatmaschine und Transportanhänger. "Ohne diese technischen Hilfsmittel wäre der Hof nicht konkurrenzfähig", sagt der Profi-Landwirt."Von Verdienst kann man nicht mehr reden"

"Man sagt dem Bauern gerne nach, dass er von Haus aus viel klagt", meint Hennen. Doch die aktuellen Probleme der Landwirtschaft müssen unbedingt ernst genommen werden. "Die Spritpreise werden erhöht, das Getreide wird immer billiger, der Viehverkauf bringt immer weniger Erlöse", betont er. "Zur Zeit sieht es in der Landwirtschaft so aus, dass man nur noch das Geld umsetzt. Von Verdienst kann man nicht mehr reden."Seine Generation sei ein "Auslaufmodell" in der Landwirtschaft, klagt Hennen. "Die heutige Jugend will diesen Beruf nicht mehr ausüben." Die Gründe seien klar: zu harte Arbeit, zu geringe Einnahmen. "Sie sehen keine Zukunft in diesem Berufsbild. Wenn ein Jugendlicher heute eine halbwegs gute Arbeitsstelle hat, verdient er fast das Doppelte bei bedeutend weniger Arbeitsstunden." Dennoch gibt es eine kleine Chance für eine Fortsetzung der Familientradition: Vielleicht ist einer der beiden Enkel daran interessiert, den Hof zu gegebener Zeit zu übernehmen.Hennen ist harte Arbeit gewohnt. "Mein Arbeitstag hat zwischen zehn und zwölf Stunden. Morgens um acht Uhr beginnt die Arbeit, und Feierabend ist nicht vor 21 Uhr." Doch damit nicht genug: Ein Zubrot verdient er sich, indem er gemeinsam mit Ehefrau Sieglinde den Trierischen Volksfreund in den Orten Lampaden und Schömerich austrägt. "Außerdem ernte ich das Korn für landwirtschaftliche Nachbarn."In jedem Herbst treibt Hennen sein Vieh von Kimmlerhof zur Burg Heid, wo die Kühe überwintern. Dieser "Almabtrieb" ist immer ein besonderes Ereignis. Wenn der Experte, bewaffnet mit einem langen Stab, seine Tiere durch die Straßen führt, erinnert dieses imposante Bild an die Zeiten, in denen die Landwirtschaft im Hochwald noch eine wesentlich größere Bedeutung hatte.Und wie sieht die Zukunft aus? "Die Landwirtschaft ist momentan von öffentlichen Zuschüssen abhängig", erklärt Hennen. "Wenn diese Mittel vom Gesetzgeber gestrichen oder gekürzt werden, werden viele der noch aktiven Landwirte ebenfalls nicht mehr existenzfähig sein." Morgen beschäftigt sich "Trier-Saarburg - ganz nah" mit der gemeinsamen Vergangenheit von fünf Hochwaldgemeinden. Sie waren früher einfach nur "die Abtei".

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