Als Schoden zu Wiltingen gehören wollte

Schoden · Schoden wird in diesem Jahr 1200 Jahre alt. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe zum Jubiläum konnten die 100 Zuhörer des Vortrags "Dorfleben früher - Schodener Geschichte(n)" viel Interessantes und Unterhaltsames aus der Dorfgeschichte erfahren.

 Mit Chronik und historischen Fotos in die Schodener Vergangenheit: Historiker Thomas Müller (links) und Schodens Ortsbürgermeister Andreas Pauly. Foto: Matthias Willems

Mit Chronik und historischen Fotos in die Schodener Vergangenheit: Historiker Thomas Müller (links) und Schodens Ortsbürgermeister Andreas Pauly. Foto: Matthias Willems

Foto: Matthias Willems (mwi), M.Willems ("TV-Upload Willems"

Schoden. Als "Scoda" wurde der Ort im Jahr 816 nach Christus erstmals urkundlich erwähnt. "Das Schoden von vor 1200 Jahren hat nichts mit dem Dorf zu tun, wie wir es heute kennen", sagt der Historiker Thomas Müller. Der gebürtige Wiltinger, im Hauptberuf Pressesprecher bei der Kreisverwaltung Trier-Saarburg, ist ins Bürgerhaus Schoden gekommen, um den rund 100 Zuhörern interessante Episoden aus der bewegten Geschichte der Saargemeinde zu erzählen. Damals waren die Häuser einfache Lehmholzhütten. Es gab auch kein richtiges Wegenetz, nur einen Trampelpfad. Ein Palisadenzaun schützte die Menschen vor Bären und Wölfen, die es damals in der Gegend gab. Die erste bekannte Karte von Schoden datiert vom Jahr 1762. "Es gibt auch Karten, auf denen Schoden fehlt oder falsch eingezeichnet wurde. "Das liegt daran, dass damals Karten nicht die gleiche Funktion hatten wie heute, sondern in erster Linie dazu da waren, um Herrschaftsansprüche geltend zu machen", erzählt Müller. Vom Mittelalter bis ins Jahr 1803 war Schoden Teil der Pfarrei Wiltingen.
Dann wurde Wiltingen der Diözese Metz zugeteilt. Schoden, das zum Kurfürstentum Trier gehörte, wurde von Wiltingen abgetrennt und Irsch zugeteilt.

Schoden wehrte sich mit allen Mitteln dagegen, mit dem rund eine Stunde entfernten Irsch eingepfarrt zu werden. Das führte sogar dazu, dass die rebellischen Schodener mit einem Interdikt (kirchenrechtliche Zensur, die an bestimmten Orten die Vornahme kirchlicher Handlungen verbietet) belegt wurde.
Die verstorbenen Schodener zum Beispiel mussten an die Ockfener Gemarkung gebracht werden, wurden dort eingesegnet und anschließend ohne Geistlichen in Schoden beerdigt. Erst 1913 folgte die Lostrennung der Pfarrei Irsch durch die Gründung der Vikarie Ockfen-Schoden.

Der technische Fortschritt machte auch vor Schoden nicht halt. Besonders der Bau der Eisenbahn im Jahr 1861 bedeutet einen enormen Gewinn für Schoden, auch wenn sich viele keine Fahrkarte leisten konnten. "Die Eisenbahn war der erste große Arbeitgeber", erzählt Müller. Parallel zur Eisenbahn baute man eine Straße, was weitere Probleme der Verkehrsanbindung löste. 1903 wurde ein Bahnhofsgebäude errichtet (das 1945 zerstört wurde). Neue Häuser wurden in Bahnhofsnähe gebaut, was die heutige Siedlungsform erklärt.
Damals war das sogenannte Trierer Quereinhaus üblich. Ein großes Haus, das quer zur Straße errichtet wurde und in dem räumlich getrennt Wohnhaus, Stall und Scheune untergebracht waren. Dort lebten dann mehrere Generationen unter einem Dach.
1911 wurden die ersten Häuser mit Strom versorgt. Acht Hausanschlüsse wurden damals bestellt. Viele konnten sich Strom gar nicht leisten. In der Regel gab es eine Lampe oberhalb der Eingangstür und eine Lampe für die Küche. Jedes Haus hatte zudem seine eigene Wasserversorgung. Erst 1953 beschloss der Gemeinderat den Anschluss an das Kreiswasserwerk.
Das Dorfleben war vom Miteinander geprägt. Besonders Nachbarschaftshilfe wurde großgeschrieben. Jede Familie war mal an der Reihe, die Kirchenglocke zu läuten und wenn ein Nachbar starb, hielt man die Totenwache. Vieles im Dorfleben ist durch Fortschritt oder Veränderungen der Sozialstrukturen verschwunden oder hat sich geändert.
Die Infrastruktur, das Berufsleben (viele Berufe gibt es heute nicht mehr) und die Freizeitgestaltung (Fernsehen) sind nur einige Beispiele.
Thomas Müller fasst es am Ende seines Vortrags zusammen: "Die Dorfgemeinschaft hat funktioniert." mwiExtra

Im Jahr 2016 feiert das Dorf Schoden sein 1200-jähriges Bestehen. Zur Vorbereitung und Abwicklung des 1200-jährigen Jubiläums gründeten Schodener Bürger im November 2014 den gemeinnützigen Verein 1200 Jahre Schoden eV. 1. Vorsitzender ist Schodens Ortsbürgermeister Andreas Pauly. Passend zum Jubiläum von Schoden beleuchtet der Verein 1200 Jahre Schoden e.V. bis November 2016 mit insgesamt neun Vorträgen bzw. Führungen die geschichtlichen-, landschaftlichen- und kulturellen Besonderheiten des Dorfes an der Saar. Informationen zu weiteren Terminen der Vortragsreihe sowie zu anderen Events im Rahmen der 1200 Jahr-Feierlichkeiten, z.B. zum großen Festwochenende vom 16. bis 18. September, werden unter www.schoden.de aufgeführt. mwi

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