Alte Fotos, Karten und "besondere Schätze": Züscher Bürger sammeln historische Dokumente zu ihrem Heimatort

Züsch · Sie haben tief gegraben in Archiven, Fotokisten und im Gedächtnis ihrer Mitbürger: Die Gruppe "Historisches Züsch" hat viele spannende und auch überraschende Zeugnisse zur Geschichte ihres Heimatortes gesammelt. Schon bald wollen sie im Bürgerhaus einen ersten Blick darauf gewähren.

 Cornelia Bier, Ingrid Huwer, Liane Hein und Evelyn Schrenk (von links) von der Arbeitsgruppe historisches Züsch zeigen, was sie und ihre Mitstreiter bislang gesammelt und zusammengestellt haben: ein altes Schulheft, eine Landkarte und ein Fotobuch. TV-Foto: Christa Weber

Cornelia Bier, Ingrid Huwer, Liane Hein und Evelyn Schrenk (von links) von der Arbeitsgruppe historisches Züsch zeigen, was sie und ihre Mitstreiter bislang gesammelt und zusammengestellt haben: ein altes Schulheft, eine Landkarte und ein Fotobuch. TV-Foto: Christa Weber

Foto: (h_hochw )

Vor dem Züscher Bürgerhaus haben sich etwa 15 Dorfbewohner versammelt. Sie gehören alle zur Arbeitsgemeinschaft "Historisches Züsch", die im Rahmen der seit Mitte 2015 laufenden Dorfmoderation der Vergangenheit ihres Heimatortes nachspürt und diese für die Allgemeinheit zugänglich machen will. Heute wollen die Mitglieder zeigen, was ihnen an alten Fotografien und anderen historischen Zeugnissen bislang in die Hände gefallen ist.

"Wenn wir genug zusammen haben, können wir vielleicht schon etwas präsentierten", sagt Dorfmoderatorin Beate Stoff, die die Gruppe betreut. Der Züscher Ortsbürgermeister Hermann Bernardy hatte im Auftrag des Organisationsteams angefragt, ob eventuell eine kleine Ausstellung im Rahmen der Kreativ- und Genusstage möglich wäre. Die 13-tägige Veranstaltungsreihe wird am Sonntag, 2. Oktober, mit einer Weinerlebniswanderung ab dem Züscher Bürgerhaus eröffnet.

Den Anfang macht Cornelia Bier, die sich selbst als "leidenschaftliche Sammlerin" bezeichnet. Sie hat ältere Dorfbewohner besucht und von ihnen viele alte Fotografien bekommen. "Ich habe mich auf Handel und Gewerbe konzentriert, damit man sieht, was es hier im Ort alles mal gegeben hat", sagt Bier. Ganz nebenbei verfüge sie inzwischen aber auch über eine große Sammlung von Klassenfotos, beginnend mit Aufnahmen von 1890. "Zu 90 Prozent der Bilder haben wir sogar die Namen der Schüler."

Ein paar dieser Klassenfotos könne man für die Genusstage im Bürgerhaus aufhängen, schlägt Beate Stoff vor. Der Ortsbürgermeister denkt noch weiter und fragt nach, ob das Material für die 800-Jahr-Feier im Jahr 2022 aufbereitet werden könnte. "Zur 750-Jahr-Feier gab es einen historischen Umzug durchs Dorf", erinnert sich Bernardy. "Da müsste man jetzt natürlich etwas anderes machen."Notizen aus altem Schulheft

Werner Bier hat sich mit einem Jubiläum befasst, das schon ein Jahr zuvor ansteht. 1921 wurde der FC Züsch-Neuhütten gegründet. Bier war dort 20 Jahre lang Geschäftsführer und sammelt für eine Dokumentation zum 100. Geburtstag schon jetzt alles, was er zur Vereinsgeschichte finden kann. Helga Papp hat einen "ganz besonderen Schatz" aufgestöbert. Sie hat das Schulheft einer jungen Züscherin aus den 1950er Jahren mitgebracht. Darin haben die 13- und 14-jährigen Mitschüler kurze Notizen zu ihrer Heimat hinterlassen - viele davon in Züscher Mundart verfasst. "Das ist hochinteressant. Man erfährt zum Beispiel, dass es hier eine Gerberei und einen jüdischen Friedhof gab", sagt Papp. Auch zu diesem Fund hat Beate Stoff eine Idee: "Damit könnte man doch einen Vorleseabend gestalten."

Johannes Hemmer aus Neuhütten ist zum ersten Mal bei einem AG-Treffen dabei. Er hat ein altes Bauernhaus in der Züscher Bergstraße gekauft und dessen Geschichte zurückverfolgt - bis 1786. Dabei sind ihm alte Straßenkarten und Stammbäume von Züscher Familien in die Hände gefallen. Auch die restlichen AG-Mitglieder waren nicht untätig. Ein Vierer-Team ist mit der Kamera losgezogen und hat überprüft, ob Häuser auf alten Fotografien noch heute am selben Standort stehen und wie sich diese Straßenzüge verändert haben. Aus ihren Früher-Heute-Aufnahmen ist ein Fotobuch entstanden, das sie bei den Genusstagen verkaufen und auf Nachfrage auch weitere Exemplare davon anfertigen lassen wollen.

Ganz still wird es auf dem Platz vor dem Bürgerhaus, als eine Teilnehmerin ein selbst gedichtetes Lied vorträgt. "Züsch bleibt Züsch, solange drum herum der Wald noch steht"singt sie - und erntet spontanen Applaus. "Das sind wirklich tolle Ergebnisse", lobt Beate Stoff ihre engagierte Truppe.Extra

Die vierten Kreativ- und Genusstage vom 2. bis 15. Oktober in Züsch starten mit der Weinerlebniswanderung (Sonntag, 2. September, 9 Uhr) am Bürgerhaus. Für die circa elf Kilometer lange Strecke kann sich jeder so viel Zeit lassen, wie er möchte. Teilnehmer können auch nur eine Teilstrecke gehen und mit dem Pendelbus dorthin fahren. Auf dem Weg gibt es vier Weinstände, die von 9 bis 18 Uhr geöffnet haben. Angeboten werden mehr als 40 verschiedene Weine aus allen sechs Anbaugebieten in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Ab 18 Uhr schenken alle beteiligten Winzer auch im Züscher Bürgerhaus aus. Angeboten werden außerdem Flammkuchen, Winzersteak, geräucherte Forelle, Spießbraten, Ziegenkäse und mehr. Weingläser und Weinbons können vorab für zehn Euro reserviert werden, per E-Mail an das.zuescht@zuesch.de Als weitere Veranstaltungen sind geplant: ein Oktoberfest am 8. Oktober, ein Grillworkshop am 14. Oktober, eine Craft Beer-Probe am 15. Oktober und eine Käse- und Weinprobe. Die Abschlussveranstaltung findet am 16. Oktober um 14 Uhr im Bürgerhaus Züsch statt. cweb

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