Alte Mühle wird zu neuem Pfadfinder-Domizil

Zerf · Ihr Ursprung geht zurück auf das Jahr 1820. Die historische Mühle in Niederzerf aus dem ehemaligen Besitz von Josef Marx wird von dem neuen Eigentümer zu einem Domizil für Pfadfinder umgebaut.

 Wolfgang Pester, Bürgermeister Werner Angsten und Ortsbürgermeister Dieter Engelhardt starten den Betrieb des neuen Mühlrads. TV-Foto: Hans Muth

Wolfgang Pester, Bürgermeister Werner Angsten und Ortsbürgermeister Dieter Engelhardt starten den Betrieb des neuen Mühlrads. TV-Foto: Hans Muth

Zerf. Diplom-Forstingenieur Wolfgang Pester aus Losheim hatte im September 2009 die Zerfer Mühle einschließlich der zugehörigen Wiesen erworben. Er selbst beanspruchte für sich eine Wohnung im Obergeschoss. Doch der restliche Teil des Anwesens sollte dem Christlichen Pfadfinderbund Saar zur Verfügung gestellt werden.
"Dieses Projekt ist ein Projekt der Pfadfinder", betont Pester. "Bisher hatten die Gruppen nur ihre Gruppenheime, doch dieses künftige Zentrum des Bundes und Ausdruck unserer Lebensart soll ein gemeinsames Werk werden, das Begegnung, künstlerisches Schaffen, gemeinsame Arbeit und Freude beim Singen, Musizieren, Spielen und Entspannen ermöglichen soll", sagt Pester.
Gelebte Gemeinschaft


In den vergangenen Jahren wurde gewerkelt und hart gearbeitet. Zahlreiche Helfer aus der Pfadfinderschaft, aber auch andere Unterstützer waren am Neuaufbau beteiligt.
Einen wichtigen Bauabschnitt stellten die Erbauer kürzlich vor: Das neue Mühlrad, bestehend aus 64 Schaufeln und insgesamt 176 Einzelteilen und war in den vergangenen sechs Monaten hergestellt und installiert worden. Nun wurde es seiner Bestimmung übergeben.
Der ehemalige Eigentümer Peter Marx hatte Schablonen des alten Rades für den Bau des neuen zur Verfügung gestellt.
Unter dem Beifall der Helfer und Gäste weihten Wolfgang Pester, Bürgermeister Werner Angsten und Ortsbürgermeister Dieter Engelhardt das Gerät ein - ähnlich wie bei einer Schiffstaufe.
Die beiden kommunalen Vertreter zeigten sich begeistert von dem Projekt. "Was Sie in kurzer Zeit hier hingestellt haben, hat meinen größten Respekt", äußerte sich Engelhardt. Angsten war beeindruckt von der Zusammenarbeit: "Dieses Gemeinschaftsprojekt spricht für sich."
2010 sei mit den Renovierungsarbeiten des Müllerhauses begonnen worden, berichtete Pester.
"Es wurden auch die kompletten Ver- und Entsorgungsleitungen für Wasser, Strom und Heizung neu verlegt." Anfang 2011 sei die neue Scheune gebaut worden, in der die Hackschnitzelheizung untergebracht wurde, die später die komplette Mühle mit Wärme versorgen soll.
Die Mühle verfüge über mehrere große Wiesen direkt an der Ruwer und dem Mühlengraben, die als Zelt- und Lagerplatz für Stammes- oder Bundeslager genutzt werden können. In über einem Jahr sollen die Bauarbeiten beendet sein. Dann verfügt die Region über ein wahrhaftes Schmuckstück, das seinesgleichen sucht, heißt es bei der Einweihung.
Extra

Die am Ortsrand von Zerf an einem Mühlgraben der Ruwer gelegene Mühle reicht in ihrem Kernbau in die 1820er Jahre zurück. Ursprünglich war die Mühle in Besitz zweier Familien, von denen die Familie Leistenschneider die Mahlmühle, die Familie Bruch die Schneidemühle betrieb. Demzufolge gab es auch zwei Mühlräder. Es wurde zu dieser Zeit rund eine Tonne Getreide am Tag gemahlen. Die Familie Leistenschneider bewohnte das kleine Gebäude (auch Knechtshaus genannt), das noch heute eine Pütz (Brunnen) beherbergt, (der angebaute Backofen wurde vor einigen Jahren abgerissen). In den 1920er Jahren übernahm Peter Marx aus Zerf die Mahlmühle. Die Schneidemühle stand bis 1945 still. Familie Berger nahm sie wieder in Betrieb und bearbeitete einen Festmeter Holz am Tag. Die Technik der Mahlmühle wurde von 1945 - 1950 vollkommen erneuert. Bis 1945 wurde das Getreide mit Mahlsteinen gemahlen. Walzenstühle mit Rundsichter und Plansichter stellten Anforderungen an das vorhandene Raumangebot. So entstand 1945 der turmartige Aufbau über dem alten Dach der Mühle zur Unterbringung der neuen Technik. Die Schneidemühle wurde 1959 von Peter und Agnes Marx übernommen und zur Scheune umgebaut. Bis 1960 wurde die Schneidemühle von dem alten Mühlrad (Wasserrad) angetrieben. Danach wurde stattdessen ein Elektromotor eingebaut, der fortan das Wasserrad ersetzte. 1968 wurde die Mühle stillgelegt und der Mahlbetrieb wurde eingestellt. hm

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