Konzert Alte Musik im Industriedenkmal

SAARBURG · Auf historischen Instrumenten hat die Gruppe Los Temperamentos in der Saarburger Kulturgießerei Barockstücke im Rahmen des Mosel Musikfestivals lebendig werden lassen.

 Mal rein instrumental, mal mit Gesang: Los Temperamentos zeigten große klangliche Vielfalt. Foto: Herbert Thormeyer

Mal rein instrumental, mal mit Gesang: Los Temperamentos zeigten große klangliche Vielfalt. Foto: Herbert Thormeyer

Foto: Herbert Thormeyer

Obwohl oder gerade weil Eva Schmitz als Vorsitzende des Saarburger Verkehrs- und Verschönerungsvereins bei den Mittwochskonzerten mitunter mit viel härteren und lauteren musikalischen Kalibern zu tun hat, sagt sie nach dem Konzert in der Saarburger Kulturgießerei: „Ich liebe Barockmusik. Sie ist so melodiös, angenehm und entspannend.“

Beim Gastspiel von Los Temperamentos, einer internationalen renommierten Formation, die verschiedene Barockstile aus weit auseinander liegenden Kulturkreisen in sich vereint, kam sie auf ihre Kosten.

Die sechs jungen Musiker bringen die Klänge des 17. und 18. Jahrhunderts mit wertvollen Originalinstrumenten auf die Bühne, und zwar so, wie ihr Name schon verrät: sehr temperamentvoll. Dennoch waren nur rund 50 Zuhörer gekommen, um diesen besonderen Kunstgenuss mitzuerleben. „Es ist schon ein spezielles Musikprogramm“, sagt auch Anette Barth von der Kulturgießerei, die dieses Konzert im Rahmen des Mosel Musikfestivals mit organisiert hat. „Das ist ein Abend, der zeigt, wie viel Vielfalt in dieser Kulturstätte steckt“, sagt sie. Man müsse doch auch Nischen besetzen, am besten mit hochkarätigen Künstlern wie Los Temperamentos.

Die Stücke, die vor Jahrhunderten diesseits und jenseits des Atlantiks entstanden sind, werden erklärt und die Komponisten vorgestellt. Wer will, kann im Programmheft in einer Übersetzung mitverfolgen, was da auf Spanisch gesungen wird. Einige Lieder klingen fröhlicher, als sie sind. In „Todada el Congo“ zum Beispiel klagt ein Sklave sein Leid: „Übers Meer brachten sie mich ohne jeglichen Grund und ließen die Mutter meines Herzens zurück. Eines Tages wird alles ans Licht kommen.“

Manche Passagen auf den historischen Instrumenten klingen so zart, dass Vogelgezwitscher von draußen durchdringt. „Hier zu spielen ist etwas ganz Besonderes“, sagt Sängerin und Flötistin Swantje Tams Freier begeistert. Noch nie habe die Gruppe in einer ehemaligen Glockengießerei gespielt: „Der Raum klingt zwar etwas trocken, hat aber eine gute Balance.“

Für die gute Balance des Cembalos sorgt Frank Daro aus Luxemburg. Er stimmt das Instrument vor dem Konzert und in der Pause, denn: „Holz verändert sich mit der Luftfeuchtigkeit, die auch von den Zuhörern mitgebracht wird.“ Geige und Cello müssen zwar auch gestimmt werden, doch das Cembalo hat 180 statt vier Saiten.

„Diese Musik ist ein Abenteuer und sehr interessant“, urteilt Jürgen Kern, der für dieses Konzert eigens aus dem 158 Kilometer entfernten Wöllstein angereist ist.

Weiterer Bericht zum Mosel Musikfestiva auf Seite 23.

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