"Alte Rechnungen"

BONERATH. (f.k.) Nach dem spektakulären Abgang von Ortsbürgermeisterin Gudrun Koltes ist in Bonerath noch keine Ruhe eingekehrt. Rund um den Kleinkosmos auf der Höhe ranken sich Gerüchte und Spekulationen.

Fest steht, dass sich seit der Wahl von Gudrun Koltes im vergangenen Jahr ein Spannungsverhältnis im Gemeinderat aufbaute. Ob das nur an den dort hineingewählten Akteuren lag, oder ob auch etwas im Hintergrund "gedreht" wurde, ist unklar, aber doch sehr anzunehmen. Auch Bürgermeister Bernhard Busch von der Verbandsgemeinde Ruwer glaubt, dass da "noch alte Rechnungen offen waren". Dazu zählen etwa Wahlniederlagen wie die im vergangenen Jahr von Peter Terres, der mit dem TV noch nie reden wollte - auch nicht über seine Kandidatur als Ortsbürgermeister. Und es gibt den überall mitwirkenden Landrats-Chauffeur Reinhold Theis, der gerne selbst mal ans Ruder wollte, es aber nicht schaffte. Sein Verhältnis zum Koltes-Amtsvorgänger Rudolf Scherf - der seinen Hut nehmen musste - sei denkbar schlecht gewesen, heißt es im Dorf. Stattdessen soll er ein Befürworter von Amtsnachfolgerin Koltes gewesen sein. Gut sei das Verhältnis auch zwischen Ex-Ortsbürgermeister Scherf und Jagdpächter Björn Lemm gewesen, ist zu vernehmen. Dies drückte sich auch in finanzieller Anteilnahme am Dorfgeschehen aus. Mit dem Amtsantritt von Gudrun Koltes war damit jedoch Schluss. Ihre Anfragen wurden von Björn Lemm abgelehnt, wie er dem TV erklärt. Koltes spricht auch von einem "bitterbösen Brief", den sie nach ihrem Amtsantritt von Lemm erhalten habe. An diesem Punkt betritt ihr Vater Hermann Franzen die Szene, der nach dem Abgang von Ortsbürgermeister Scherf Jagdvorsteher wurde. Franzen: "30 Jahre lang sind Lemm und ich gut miteinander ausgekommen - bis meine Tochter Ortsbürgermeisterin wurde. Nun ist das Verhältnis zerrüttet. Er hat mir auch die Pacht für ein Stück Weideland gekündigt."Nur ein Teil des großen Ganzen

Wegen der Probleme hat sich Koltes kürzlich an Bürgermeister Busch gewandt. "Ich verdeutlichte Herrn Lemm dann im Gespräch, dass zu trennen sei zwischen der Jagvorsteherfunktion des Vaters und des Ortsbürgermeisteramts der Tochter. Herr Lemm zeigte sich sehr einsichtig", sagt Busch. Gudrun Koltes sieht diese und ähnliche Vorgänge aber nur als Teil eines großen Ganzen. "Nicht ein Problem allein hat mich zum Aufgeben gebracht. Ich habe den Eindruck, viele wollten mich hier von Anfang an nicht als Ortsbürgermeisterin haben", sagt sie. Derweil verwahrt sich Bürgermeister Busch gegen die angebliche Behauptung im TV, er habe die öffentliche Rücktrittserklärung von Koltes unter den Tisch kehren wollen. Busch: "Wer mich kennt, der weiß, dass ich stets mit offenen Karten spiele. Ich riet Frau Koltes von einer Beteiligung der Presse nur ab, weil zu befürchten war, dass ihre Position einseitig dargestellt würde. Das hätte die Gräben nur noch vertieft."

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