Altersmedizin kommt nach Saarburg

Saarburg/Konz · Das Kreiskrankenhaus machte 2016 einen Verlust von 1,6 Millionen Euro. Die neue Geriatrie soll das Ergebnis künftig verbessern.

 Das Kreiskrankenhaus baut derzeit eine neue Abteilung für Altersmedizin auf. Auch sonst sind bauliche und strukturelle Veränderungen nötig. TV-Foto: Archiv/Portaflug

Das Kreiskrankenhaus baut derzeit eine neue Abteilung für Altersmedizin auf. Auch sonst sind bauliche und strukturelle Veränderungen nötig. TV-Foto: Archiv/Portaflug

Foto: (h_sab )

Saarburg/Konz Als in der vergangenen Woche die Marienhaus Unternehmensgruppe verkündete, dass sie ihren Klinik-Standort Wadern schließen würde (der TV berichtete), wurde man im Trier-Saarburger Kreishaus hellhörig. So machte Landrat Günther Schartz am Montag in einer Pressekonferenz deutlich, dass der Kreistag weiter hinter dem Kreiskrankenhaus St. Franziskus in Saarburg stehe - trotz des Defizits in Höhe von 1,6 Millionen Euro, die die Bilanz der GmbH für 2016 aufweise. "Das Haus erfüllt im Kreis eine wichtige Aufgabe im Rahmen der Gesundheitsversorgung", sagt Schartz. Beim Versuch, die Verluste zu verringern, setzt der Kreis weiter auf Geschäftsführer Arist Hartjes. Der Vertrag mit ihm sei - so Schartz - bis Ende 2019 verlängert worden. Die Arbeit des Managers sei für den konzeptionellen Umbau des Saarburger Hauses weiterhin wichtig. Die komme, sagte der Landrat, auch dank der Zustimmung des Landes zum Aufbau einer Abteilung für Geriatrie (Altersmedizin) gut voran.Mit deren Aufbau wurde am 1. Juni begonnen werden. Seitdem arbeitet Chefarzt Dr. Carl-Friedrich Körner (siehe Info) im Kreiskrankenhaus in Saarburg. Die Fachabteilung Geriatrie ist zunächst auf 25 Betten ausgelegt, soll aber mittelfristig auf eine Größe von 40 bis 50 Betten anwachsen. Aufnehmen wird die Abteilung ihre Arbeit im Laufe des Jahres. "Die Kapazitäten für die Geriatrie gewinnen wir durch innerbetriebliche Umstrukturierungen und durch noch vorhandene Ausbaukapazitäten", sagte Hartjes. Der Geschäftsführer ist davon überzeugt, dass sich so das jährliche Defizit verringern lässt. "Patienten, die älter als 70 Jahre sind und an verschiedenen körperlichen Gebrechen leiden, werden durchschnittlich 20 Tage in einer Klinik behandelt", erklärt Hartjes weiter. Derzeit liege die durchschnittliche Behandlungsdauer je nach Abteilung zwischen 5,5 (Orthopädie) und 6,5 Tagen (Unfallchirurgie). Im Bundesschnitt beträgt die stationäre Behandlungsdauer 7,3 Tage. Allerdings bezieht sich das Statistische Bundesamt bei seiner Erhebung aus dem Jahr 2015 auf alle Fachabteilungen von Krankenhäusern.Die Zahl der stationären Behandlungen in Saarburg ist mit jeweils rund 8200 in den Jahren 2015 und 2016 relativ stabil. Die Bettenauslastung beträgt etwa 76 Prozent. Mit der Geriatrie weise - so Hartjes - das Kreiskrankenhaus jetzt neben der psychiatrischen Tagesklinik eine weitere Spezialisierung auf. Nur wenn man diesen Weg weitergehe, blieben kleinere Häuser - zu denen die Saarburger Klinik mit rund 200 Betten zählt - "einigermaßen rentabel".Das medizinische Versorgungszentrum (MVZ) in Konz scheint sich allmählich für das Saarburger Krankenhaus zu rechnen. "Wir sehen Licht am Ende des Tunnels", beschreibt Hartjes die jüngsten Entwicklungen in der Nebenstelle der Klinik. Seit Eröffnung des MVZ vor zweieinhalb Jahren hätten sich die Patientenzahlen dort mittlerweile verdoppelt - absolute Zahlen nennt er allerdings nicht.Für Schartz übernimmt das MVZ eine wichtige Scharnierfunktion zwischen dem städtischen und dem ländlichen Raum: "Wir müssen mit unseren Leistungen Präsenz zeigen, sonst gehen die Patienten gleich in die Trierer Kliniken."Das MVZ sorgt aber auch dafür, dass die Zahl der ambulanten Behandlungen im Kreiskrankenhaus steigt. Hier knüpfte Schartz nochmal an, um darzulegen, wo er Potenzial sieht, die Verluste des Krankenhauses einzudämmen. Der Kreis habe die Verpflichtung, für die Menschen in der Region Konz/Saarburg/Kell am See eine medizinische Grundversorgung aufrechtzuerhalten. Dafür müsse das Saarburger Krankenhaus weiter saniert werden.Damit das geschehen kann, hatte der Kreistag für das aktuelle Haushaltsjahr insgesamt 4,3 Millionen Euro zu Verfügung gestellt. Mit den Umbauarbeiten werde jedoch laut Schartz voraussichtlich nicht mehr 2017 begonnen. Zurzeit werde noch ein Konzept für die Sanierung des Funktionsgeschosses erstellt. Auch der "fällige" Umbau des Bettenhauses lasse noch auf sich warten. Damit könne erst gestartet werden, wenn klar sei, welche Kosten das Land übernimmt. Die Verhandlungen über Höhe und Form des Landeszuschusses liefen zurzeit in Mainz.KommentarMeinung

Gut investiertes GeldDas Krankenhaus ist für die Stadt Saarburg wichtig. Es ist nicht nur der größte Arbeitgeber in der Kommune, es ist auch emotional eng mit der Geschichte der Stadt und des ehemaligen Kreises Saarburg verknüpft. Deswegen ist es eine gute Nachricht, dass der Kreis Trier-Saarburg weiter an der Einrichtung festhält und sie beim Umbau finanziell unterstützt. Mit einem Zentrum für Altersmedizin lässt sich voraussichtlich auch schnell Geld in die klamme Krankenhauskasse spülen. Denn erstens gibt es hier großen Handlungsbedarf. Immer mehr Krankenpfleger klagen darüber, dass Patienten beispielsweise wegen Demenz einen hohen Pflegebedarf haben. Zweitens ist die Geriatrie ein junger Zweig in der Medizin, der angesichts der sich ändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen immer wichtiger wird. Die medizinische Versorgung der Menschen, die im ländlichen Raum leben, sollte politisch nicht infrage gestellt werden - auch wenn zur Erhaltung des Hauses jeder der etwa 150 000 Bewohner im Kreis Trier-Saarburg rund zehn Euro pro Jahr beisteuert. Das ist gut investiertes Geld, sorgt es doch dafür, dass die Wege in die Klinik kurz bleiben.

saarburg@volksfreund.deExtra: DER NEUE CHEFARZT DER GERIATRIE

Dr. Carl-Friedrich Körner ist 69 Jahre alt. Er ist Internist und Gefäßspezialist. Nach einer Weiterbildung zum Pharmakologen - das sind Mediziner, die beurteilen können, wie verschiedene eingenommene Medikamente zusammenwirken - hat er sich zum Geriater - Altersmediziner - ausbilden lassen. Als Chefarzt hat Körner bereits mehrere geriatrische Fachabteilungen in verschiedenen Krankenhäusern aufgebaut und geleitet; unter anderem war er 13 Jahre Chefarzt am Kreiskrankenhaus in Eschwege (Hessen). Seit seinem Ruhestand lebt er in der Region Trier. "Ihn als Chefarzt zu haben, ist für unser Kreiskrankenhaus ein großer Glücksfall. Mit ihm konnten wir für unser Team einen sehr erfahrenen und menschlich zugewandten neuen Chefarzt gewinnen", sagt Krankenhaus-Geschäftsführer Arist Hartjes.

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