Am alten Hela-Baumarkt regt sich wieder was

Hermeskeil · Der Abriss des alten Hela-Baumarkts in Hermeskeil wird immer wahrscheinlicher: Ein Investor hat den Antrag gestellt, auf dem Gelände am Dörrenbach drei Geschäfte für Schuhe, Kleider und Lebensmittel neu zu errichten. Einen zusätzlichen Discounter mit Nahrungsmitteln wollte die Stadt bisher nicht zulassen. Doch auch wegen der TV-Serie "Handel im Wandel" hat es ein Umdenken gegeben.

 Bauruine in Bahnhofsnähe: Das Gebäude des Hela-Baumarkts in der Hermeskeiler Straße am Dörrenbach steht schon lange leer. Auf diesem Gelände sollen drei Geschäfte neu gebaut werden. TV-Foto: Axel Munsteiner

Bauruine in Bahnhofsnähe: Das Gebäude des Hela-Baumarkts in der Hermeskeiler Straße am Dörrenbach steht schon lange leer. Auf diesem Gelände sollen drei Geschäfte neu gebaut werden. TV-Foto: Axel Munsteiner

Hermeskeil. Verwaist und ziemlich verwahrlost: So sieht es heute auf dem Gelände des früheren Hela-Baumarkts in der Straße Am Dörrenbach aus. Seit dem Umzug ins Sondergebiet Abtei im Jahr 2002 gibt es - mal mehr, mal weniger - Diskussionen um die Wiederbelebung dieses Areals.
Im 2010 vorgelegten Einzelhandelskonzept ist das Gebiet am Dörrenbach neben der Kernstadt selbst als zweiter zentraler Versorgungsbereich in Hermeskeil ausgewiesen, was die Ansiedlung neuer Geschäfte möglich macht.
Das sich anschließende Verfahren zur Änderung des Bebauungsplans zog sich aber in die Länge. Stadtbürgermeister Udo Moser sagt: "Jetzt besteht aber Baureife."
Anfragen bleiben unbeantwortet


Deshalb hat sich der Rat kürzlich hinter verschlossenen Türen mit einer neuerlichen Bauvoranfrage der Gesellschaft beschäftigt, die das frühere Hela-Gebäude verwaltet. Es ist die Völkel-Company mit Sitz in Hamburg. Diese äußert sich selbst nicht zu ihren Plänen in Hermeskeil. Sie ließ mehrere TV-Anfragen unbeantwortet.
Die Investoren wollen den alten Hela-Baumarkt aber offenbar abreißen. Jedenfalls liegt der Kreisverwaltung laut Pressesprecher Thomas Müller eine Bauvoranfrage für den "Neubau von drei Fachmärkten" vor. Dabei geht es, laut Moser, um Geschäfte für Schuhe, Textilien und Lebensmittel. Nach TV-Informationen handelt es sich dabei um die Ketten Deichmann, Tacco und Netto. Das Einzelhandelskonzept für den Dörrenbach enthält auch eine Liste, welche Sortimente in diesem Bereich zulässig sind und welche nicht. Schuhe und Textilien gehörten dazu. Lebensmittel nicht.
Der Stadtrat hat laut Moser aber dennoch sein Einvernehmen zur aktuellen Bauvoranfrage der Völkel-Company erklärt. Moser: "Wir sind zwar der Meinung, dass ein weiterer Lebensmittelmarkt wenig Sinn macht und wir in diesem Bereich in Hermeskeil eigentlich schon gut versorgt sind. Wir wollen aber auch nicht als Blockierer dastehen und uns vorwerfen lassen, dass wir Ansiedlungen verhindern." Der potenzielle Bauherr ist nun aber dazu angehalten, durch ein Verträglichskeitsgutachten nachzuweisen, dass die Ansiedlung eines weiteren Discounters insbesondere auf die Kernstadt keine negativen Auswirkungen hat. Der Kreis prüft als Genehmigungsbehörde dieses Gutachten. Es liegt aber laut Müller noch nicht vor.
Dass der Stadtrat überhaupt von seinem bisherigen Nein zu einem weiteren Lebensmittelmarkt am Dörrenbach abgerückt ist, hängt unter anderem mit der TV-Serie "Handel im Wandel" zusammen. Am 3. Februar hatte unsere Zeitung ausführlich über die Kaufkraft-Zahlen der Städte in der Region Trier und deren Zentralitäts-Index berichtet.
Basierend auf den Angaben der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) wurde für Hermeskeil ein Zentralitäts-Index von 226 angegeben. Das lag weit über dem im Einzelhandelskonzept enthaltenen Wert von 160. Je höher die Zentralitätskennziffer allerdings ist, umso mehr Kunden kommen aus dem Umland, um in der jeweiligen Stadt Geld auszugeben. Konkret heißt das: Hermeskeil hat offenbar für Auswärtige eine größere Anziehungskraft als bisher gedacht.
Drogeriemärkte fehlen noch


Die Ansiedlung eines Drogeriemarkts ist laut Moser allerdings nicht Bestandteil des Antrags der Völkel-Company. Dabei fehlt gerade dieses Sortiment in Hermeskeil inzwischen völlig. Stadt und Hochwald-Gewerbeverband sehen gerade den Dörrenbach dafür als geeigneten Standort an. Laut Moser besteht das Problem aber darin, dass alle interessierten Firmen aus der Drogeriebranche bisher explizit auf einer Ansiedlung in Abtei pochen. Im Gewerbegebiet auf der grünen Wiese sind in Hermeskeil jedoch Geschäfte mit sogenannten "innenstadtrelevantem Sortiment" seit 2002 rechtlich nicht erlaubt.Extra

Der frühere Vorstand des Hochwald-Gewerbeverbands (HGV) hatte sich 2010 vehement gegen die Ansiedlung von Fachmärkten am Dörrenbach ausgesprochen und sogar eine Unterschriftenaktion gestartet. Diese strikte Kontra-Haltung haben die neuen Verantwortlichen des Verbands nicht mehr. HGV-Sprecherin Stefanie Schömer sagt: "Im Grunde genommen ist es wünschenswert, wenn sich auch in diesem Bereich der Stadt etwas bewegen würde." Gerade der Drogeriemarkt, der damals am Dörrenbach angedacht war, werde nun "schmerzlich vermisst". Denn zwischenzeitlich haben die Parfümerie - deren Besitzerin war die Ex-HGV-Vorsitzende - und der Schlecker-Markt in der Innenstadt geschlossen. Die Ansiedlung eines Lebensmittelmarkts sieht Schömer allerdings kritisch: "Da haben wir schon genügend Angebote am Standort." Am Dörrenbach beziehungsweise in dessen Nähe gibt es bereits Aldi und Lidl. In der Innenstadt sind Norma und Rewe vertreten. Hinzu kommt der große Kaufland-Markt im Sondergebiet Abtei. Die Ratsentscheidung, der Bauvoranfrage zunächst zuzustimmen und ein Verträglichkeitsgutachten einzufordern, bezeichnet Schömer jedoch als "nachvollziehbar. Die Stadt ist da einen vorsichtigen Weg gegangen." ax

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