Am Anfang war da nur ein Satz - Reinsfelderin sichert sich Sieg bei landesweitem Schreibwettbewerb

Reinsfeld · Ihre Kurzgeschichte "Die Macht des Jähzorns", in der es um körperliche Gewalt in einer Familie geht, hat Sylvia Wingendorf zum Erfolg verholfen. Denn die 20-jährige Nachwuchsautorin aus Reinsfeld ist eine von vier Preisträgern bei einem landesweiten Schreibwettbewerb. Als Belohnung wurde Sylvia Wingendorfs Werk in eine frisch veröffentlichte Anthologie (Textsammlung in Buchform) aufgenommen.

 Mit dem Stift, den ihr Autor und Jurymitglied Stefan Gemmel schenkte, wird Sylvia Wingendorf das Schreiben künftig vielleicht noch schneller von der Hand gehen. TV-Foto: Ursula Schmieder

Mit dem Stift, den ihr Autor und Jurymitglied Stefan Gemmel schenkte, wird Sylvia Wingendorf das Schreiben künftig vielleicht noch schneller von der Hand gehen. TV-Foto: Ursula Schmieder

Foto: Ursula Schmieder (urs) ("TV-Upload Schmieder"

Reinsfeld. So richtig fassen kann Sylvia Wingendorf ihren Erfolg noch immer nicht. Die 20-jährige Reinsfelderin hat kürzlich erstmals in ihrem Leben an einem Schreibwettbewerb teilgenommen, den das Mainzer Bildungsministerium unter dem Titel "Durchschrift 2" ausgelobt hat. Gesucht wurden dabei "fantastische Texte von fantasievollen Schreibtalenten". So hatte es die Landesbehörde formuliert. Und Wingendorf hat mit ihrem Erstlingswerk "Die Macht des Jähzorns" die Fachjury voll überzeugt. Unter 74 teilnehmenden Nachwuchsschriftstellern aus ganz Rheinland-Pfalz wurde die junge Frau aus dem Hochwald als einer von vier Gewinnern gekürt.Aufnahme in Anthologie


Als Belohnung wurde ihre Kurzgeschichte, in der es um körperliche Gewalt in einer Familie geht, nicht nur in die Anthologie (Textsammlung in Buchform) "Durchschrift 2" aufgenommen. Wingendorf erhält auch ein einjähriges individuelles Mentoring-Programm mit Stefan Gemmel. Der aus Morbach stammende Autor war auch eines der Jury-Mitglieder.
Bei aller Freude über die Auszeichnung will Wingendorf ihr Leben aber nicht völlig umkrempeln und sich beruflich voll auf ein Dasein als Autorin fokussieren. Die 20-Jährige wird am 10. August erst einmal ihre Ausbildung als Kauffrau für Büromanagement beginnen. Trotz guter Abiturnoten hat sich die ehemalige Gymnasiastin gegen ein Studium entschieden: "Erst mal Geld verdienen ist ja auch ganz schön", sagt sie. Zum Schreibenn bleibe nebenbei aber hoffentlich auch noch Zeit.
Doch wie ist Wingendorf überhaupt dazu gekommen, eine Geschichte über körperliche Gewalt zu verfassen? Das will der TV von Wingendorf beim Besuch in ihrem Elternhaus wissen. Ist sie selbst denn jähzornig, wie es im Titel ihrer Kurzgeschichte heißt? "Eigentlich nicht", antwortet die junge Frau, die im Gespräch mit unserer Zeitung vielmehr einen fröhlichen und gut gelaunten Eindruck macht. Dass sie sich dem schwierigen Stoff widmete, erklärt sie damit, dass sie anfangs nur die ersten Worte der Geschichte wusste. Dabei handelte es sich um eine Frage, die "Was ist denn los mit dir?" lautete.
"Das war der Auslöser dafür, mich damit zu beschäftigen, wie sich Angesprochene in einer solchen Situation wohl fühlen", sagt Wingendorf. Von diesem Ausgangspunkt aus griff die damalige Gymnasiastin dann den Faden für ihre Geschichte auf. "Ich war wie gefesselt", sagt sie. Wingendorf schrieb in den Unterrichtspausen oder wenn sie auf den Bus wartete. "Mein Block, ein Stift und eine Mauer, auf der ich sitzen konnte, haben gereicht", sagt sie zurückblickend.
Das Verfassen von die "Macht des Jähzorns" habe ihr "ganz schön viel Spaß gemacht", betont Wingendorf. Und sie verrät, dass sie sich schon in der Grundschule immer gern Geschichten ausgedacht und diese auch zu Ende gesponnen hat. "Es ist mir wichtig, die Dinge auf den Punkt zu bringen", sagt sie. Auch ihr nächstes literarisches Projekt hat Wingendorf schon fest im Blick. Sie werde sich als Nächstes wieder eine Erzählung vornehmen, die sie in der Rohfassung schon als Achtklässlerin schrieb. "Da muss ich noch dran feilen", sagt die 20-Jährige. Noch behält sie aber für sich, um was es in dieser Geschichte geht.Extra

Schreibwettbewerb: Die Anthologie "Durchschrift 2" ist im Verlag Razamba erschienen und für 9,90 Euro im Buchhandel erhältlich, ISBN 978-3941-725-36-2. Die darin enthaltenen Kurzgeschichten - es sind insgesamt 22 - decken eine große literarische Bandbreite ab. Sie reichen von Lyrik und Krimi bis zur Science-Fiction-Geschichte oder dem Fantasy-Abenteuer und widmen sich auch Themen wie etwa Ebola. Neben der Reinsfelderin Sylvia Wingendorf gibt es drei weitere Hauptgewinner: Josephine Bätz aus Mainz, Lena Harsa aus Heidesheim (Kreis Mainz-Bingen) und Philipp Schank aus Waldfischbach-Burgalben (Kreis Südwestpfalz). urs

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