Am ersten großen Meilenstein des Berufslebens

TRIER. Zu einer gemeinsamen Lossprechungsfeier für die Prüflinge von sechs Innungen hatte die Kreishandwerkerschaft Trier-Saarburg am Freitagabend in die Zentrale der Stadtsparkasse Trier geladen. Dass es sich um "technische" Sparten handelte, zeigte das Geschlechterverhältnis: 142 junge Männer, aber nur zwei junge Frauen empfingen ihre Gesellenbriefe.

Kurz vor 19.30 Uhr ist die Kassenhalle gefüllt mit erwartungsvollen jungen Leuten, Innungsmitgliedern, Berufsschullehrern, sehr vielen stolzen Eltern und Vertretern des öffentlichen Lebens. Natürlich gibt es auch skeptische Gesichter bei einigen der "Hauptpersonen": Riecht dieses Ambiente doch etwas nach "steifer Veranstaltung und endlosen Redemarathons". Außerdem trifft draußen im Moselstadion gerade die Eintracht auf den LR Ahlen… Doch als ein sichtlich von Schnupfenviren geplagter Handwerkskammerpräsident Herbert Tschickardt Prüflinge und Gäste begrüßt und trotzdem den Humor nicht vergisst, steht fest, dass dieser Abend so steif nicht werden kann.Stolz auf die Leistungsbereitschaft

Tschickardt sieht die Zukunft des regionalen Handwerks mit Optimismus. "Wir sind stolz auf Sie, auf ihre Leistungsbereitschaft und auf ihre Entscheidung zum Handwerk", ruft er dem Berufsnachwuchs zu. Der Hausherr, Sparkassendirektor Dieter Mühlenhoff, beginnt sein Grußwort mit einer frohen Botschaft: Soeben wurde aus dem Stadion der Spielstand von 1:0 für die Eintracht gemeldet. Ihm folgt am Rednerpult Oberstudiendirektor Klaus Holbach, Leiter der BBS Gewerbe und Technik Trier. Er fordert die Prüflinge auf, optimistisch in die berufliche Zukunft zu blicken. Holbach: "Lassen sie sich von den täglichen Negativmeldungen nicht einschüchtern." Zum "Nachdenken anregen" will HWK-Präsident Rudi Müller. "Sie hier haben ihren Leistungswillen gezeigt. Aber 16 Prozent Lehr-Abbrüche in der Region machen mir Kopfzerbrechen", sagt Müller. Der Lehrvertrag sei kein Freifahrtschein zur Gesellenprüfung. Von "einen großen Tag für die von Handwerk und Mittelstand geprägte Stadt Trier" spricht Oberbürgermeister Helmut Schröer. Er fordert die Prüflinge auf, Zivilcourage zu zeigen, auch mal gegen den Strom zu schwimmen und optimistisch durchs Leben zu gehen - "auch wenn heute gerade der Pessimismus in ist". Es ist gesagt, was zu sagen war - Moderator Dieter Lintz sorgt nun für den Programmablauf, und auf einem Tisch auf der Bühne liegen in Stapeln jene Urkunden, denen alles Streben der vergangenen Jahre galt. Zunächst ruft Lintz die Absolventen der KFZ-Innung zur Bühne, auf der es schnell eng wird.KFZ-Innung mit Abstand "stärkste Fraktion"

Die Mitglieder der Prüfungskommission empfangen dort neun neue KFZ-Elektriker und 62!! neue KFZ-Mechaniker, darunter auch eine weibliche Absolventin. "Hoffentlich hält der Bühnenboden", sagt Moderator Lintz, dann weicht er der Übermacht. "Das ist die ungebrochene Faszination des Autos. Außerdem ist das KFZ-Gewerbe sehr ausbildungsbereit", erklärt der Kammerpräsident die Menge der Prüflinge. Als anschließend die 30 Absolventen der Innung Metall Trier die Bühne betreten, fällt im Stadion das 2:0. Der Applaus für die neuen Metallbauer, Maschinenbauer und Dreher geht über in den Jubel für die Trierer Ballartisten. Die drittstärkste Gruppe stellt mit 15 neuen Gesellen die Elektro-Innung. "Wir bedienen heute eine weites Feld, mit Elektronik und fast der gesamten Haustechnik", erklärt Obermeister Franz Fusenig. Der Strom übe auf viele eine Faszination aus: Man höre ihn nicht, rieche ihn nicht, so Fusenig, "aber fassen Sie mal rein". Beim folgenden Auftritt der acht neuen Karosserie- und Fahrzeugbauer wird Spielende beim Stand von 2:0 gemeldet. Wieder Jubel! Danach umreißt Obermeister Alwin Wagner das Berufsbild der Karosseriebauer: "Wir sind vielseitig, mit Unfall-, Oldtimer-, PKW- und LKW-Bereich." Sehr gute Berufsaussichten sagt Obermeister Rainer Ludowicy von der Landmaschinenmechniker-Innung seinen elf Schützlingen voraus: Wir sind flexibel, da unser Handwerk mit vielen anderen artgleich ist. Unsere Leute werden gerne von anderen Branchen abgeworben. Die Beschäftigungsquote der Landmaschinenmechaniker liegt regional bei 100 Prozent." Vom Kinderfahrrad bis zum schweren Motorrad reicht laut Lehrlingswart Ferdi März das Arbeitsgeld der Zweiradmechaniker. Nur drei Absolventen, darunter eine Frau, holen ihre Gesellenbriefe ab. Warum so wenige? "Weil leider nur wenige Betriebe bei uns ausbilden", so die Antwort. Als es schließlich zum Häppchenfassen geht, sind sich alle einig: Ein gelungener Abend, nur hätten einige Reden vielleicht doch etwas kürzer sein können…

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