Am Hirschfelderhof dreht sich alles ums Holz

Zerf/Saarburg · "Nicht mehr abholzen, als nachwächst". Das ist eine Maxime, die seit 300 Jahren unter dem Begriff der "Nachhaltigkeit" das Tun und Handeln in der Forstwirtschaft bestimmt. Dieses Jubiläum wurde am Hirschfelderhof bei Zerf mit einem großen Fest gefeiert, bei dem das Ökosystem Wald und der Rohstoff Holz im Mittelpunkt standen. Zu der Veranstaltung des Forstamts Saarburg kamen am Sonntag rund 2000 Besucher.

Zerf/Saarburg. "Der Mensch besteht aus dem gleichen Stoff wie die Bäume", predigte Dechant Klaus Feid vor rund 400 Gläubigen. Ein Gottesdienst eröffnete gestern das Fest der Nachhaltigkeit des Forstamtes Saarburg am Hirschfelderhof bei Zerf.
Vor 300 Jahren, im Jahre 1713, formulierte der sächsische Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz (1645- 1714) erstmals die Notwendigkeit, nicht mehr Bäume zu fällen, als an Holz nachwächst. Nach der christlichen Sicht, erklärte der Saarburger Forstamtsleiter Helmut Lieser die Bedeutung des Themas in einem drastischen Satz: "Nachhaltigkeit ist der Schlüssel zum Überleben der Menschheit."
Anlass war vor drei Jahrhunderten die Holznot, die aus der Übernutzung im Mittelalter resultierte. "Bis auf 20 Prozent der Fläche war der Wald geschrumpft, bis ihn die Preußen ab 1815 wieder aufforsteten", ging Lieser auf die Historie ein.
Rheinland- Pfalz ist heute zu 42 Prozent mit Wald bedeckt, in der Verbandsgemeinde Kell am See - wo das Fest stattfand - liegt der Anteil sogar bei 60 Prozent.
Klimawandel als große Gefahr


Doch mit einer großen Fläche allein ist der Wald noch nicht gerettet. "Borkenkäfer, Schneebruch, Stürme, saurer Regen und zu hoher Wildbestand heißen heute die Gefahren", weiß der Forstamtsleiter, der den vom Menschen verursachten Klimawandel bedauert.
"Nachhaltigkeit ist dem Wandel der Zeit unterworfen", stellte Landrat Günther Schartz fest. Man wolle keinen Naturschutz mit erhobenem Zeigefinger, sondern Kooperation und Information.
Und gerade die Information gab es reichlich am Hirschfelder Hof, wo 100 Aktive geschätzten 2000 Besuchern das Ökosystem Wald näherbrachten. Auf zwölf Stationen wurden die natürlichen Prozesse im Wald erklärt, wie der Mensch darin arbeitet und wie er ihn nutzt.
Thomas Jünger aus Baldringen schaut mit seiner Familie nach oben. In fast zehn Metern Höhe schneiden die Forstwirte Andreas Annen und Alois Steier Äste vom Stamm, damit der später höheren Gewinn bringt. "Das muss doch unheimlich anstrengend sein", findet der Besucher des Waldparcours.
Noch anstrengender war die Forstarbeit in den 50er Jahren, wie Arnold Niederkorn (75), Toni Schwaller (82) und Hermann Steuer (86) beim Baumfällen ganz ohne Maschine zeigten. "43 Jahre habe ich das gemacht. Es hat viel Kraft gekostet, aber es hielt auch gesund", sagt Steuer.
Förster Helmut Gödert verblüffte Besucher, die nicht glauben konnten, wie viel Holz im Zerfer Wald in nur einer Stunde nachwächst. Die Zuwachsrate entspricht der eines großen Baumstamms. "Dass das so viel ist, hätte ich nicht gedacht", staunte Werner Martin aus Greimerath.
Pilze und Kettensägenkunst


Von absolut tödlich bis sehr schmackhaft hatte Pilzsachverständiger Armin Nilles die besonderen Früchte des Waldes anzubieten. Michael Großmann aus Oberkail schnitt per Kettensäge einen großen Uhu aus einem Stamm. "Den mag ich", freute sich die fünfjährige Besucherin Tabea ganz spontan.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort