Am liebsten rot, natürlich und saftig

TRIER-SAARBURG/LUXEMBURG. Wegen günstiger klimatischer Bedingungen hat der Obstanbau im Raum Trier eine lange Tradition. Seit Mitte der 80er-Jahre produzieren immer mehr Betriebe Tafelobst zur Direktvermarktung. Den Hauptanteil bilden Äpfel. Vor dieser Zeit wurde hauptsächlich das so genannte Wirtschaftsobst als Rohstoff für Viez und Schnaps erzeugt.

Einer der Betriebe, die sich mit dem Anbau hochwertiger Tafeläpfel eine neue Perspektive und Einkommensquelle geschaffen haben, ist der von Norbert Briesch aus Bekond. Er ist gleichzeitig Winzer, andere seiner Kollegen sind Landwirte, teils im Nebenberuf. Auf drei Hektar Fläche hat Briesch 7000 Bäume stehen.Anbaufläche hat sich mehr als verdoppelt

Die Gesamt-Anbaufläche der Betriebe in der Region hat sich seit Ende der 80er-Jahre von 50 auf 130 Hektar mehr als verdoppelt. 80 Obsterzeuger lassen sich vom Kompetenzzentrum Gartenbau des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum Rheinpfalz (DLR) über Düngung, Förderung und Schutz von Nützlingen sowie Krankheitsvorbeugung beraten. Sie alle nutzen auch das Angebot regelmäßiger Obstanlagebegehungen wie den "Vorernterundgang" auf Norbert Brieschs Anlage. "Hier wird ein gutes Grundsortiment angebaut, wie es von den Obstbauern bevorzugt wird: Delbarestivale, Boskop, Fuji, Braeburn, Rubinette und Gala", sagt Franz-Josef-Scheuer vom DLR. Diese Sorten, ergänzt von Jonagold, Elstar und Pinova, gedeihen im hiesigen Klima und lassen sich in der Region gut vermarkten. Üblich ist der Verkauf ab Hof, auf Märkten oder in mobilen Verkaufsständen. Zusätzlich wurde zusammen mit dem Landesobstbauverband Luxemburg eine grenzübergreifende Vermarktungsorganisation gegründet. "Unser Obstanbau rechnet sich nur über den Direktabsatz. Deshalb haben wir Anbau und Vermarktung gleichzeitig aufgebaut", sagt Norbert Briesch.Verbraucherwünsche werden berücksichtigt

Dank des Kontakts zum Endverbraucher ergäben sich wertvolle Hinweise zur Akzeptanz und Auswahl einzelner Sorten. Briesch bearbeitet zusätzlich zu seinen Plantagen ein Versuchsfeld - eines von dreien in Rheinland-Pfalz - , auf dem 39 Neuzüchtungen aus ganz Europa mit Blick auf Gedeih und Vermarktungschancen geprüft werden. Beim Gang über die Fläche wird deutlich, wovon die Entscheidung für den Anbau einer Sorte abhängt. Im Interesse des Erzeugers liegen Kriterien wie geringer Pflege- und Ernteaufwand, geringe Anfälligkeit und gleichmäßiger Ertrag. Der Verbraucher wünscht sich einen wohlschmeckenden Apfel und richtet seine Kaufentscheidung meistens nach optischen Kriterien. "Im Trend liegt zur Zeit ein natürlich wirkendes, verwaschen-rotes Äußeres", sagt Sortenexperte Gerhard Baab.Hohe Erwartungen an die aktuelle Ernte

Rot leuchten die Äpfel schon überall, ob aber die Erntereife entweder für die Lagerung oder den Sofort-Verzehr erreicht ist, bestimmen Tests mit so genannter Lugolscher Lösung, die Aufschluss über den Abbau von Stärke und den Aufbau von Zucker geben. Die Ernteerwartungen seien in diesem Jahr äußerst zufrieden stellend, betont Franz-Josef-Scheuer. "Durch Regen Anfang Mai und den feuchten August gab es vereinzelt Schorfbildung, auch waren hier und da Hagelschäden zu verzeichnen. Dennoch ist mit einem hohen Ertrag in Top-Qualität zu rechnen."

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