Ami-Jeep und Weltkriegsbunker: Im Westwallmuseum in Konz wird der Zweite Weltkrieg greifbar (Video)

Konz · In einem Konzer Hinterhof scheint die Zeit stillzustehen. Zwischen Gasmasken und Uniformen steigen die Besucher in eine enge Giftgasschleuse. Dahinter liegt ein Stück lebendige Geschichte.

 In der Konzer Verbandsgemeinde stehen 156 Bunker. Einen davon zeigt Sascha Berweiler. TV-Foto: Katharina Hahn

In der Konzer Verbandsgemeinde stehen 156 Bunker. Einen davon zeigt Sascha Berweiler. TV-Foto: Katharina Hahn

Foto: (h_ko )

Es ist das Jahr 1943. Der Raum ist eng, es ist dunkel, es ist laut. Die Kurbel des Belüftungssystems rattert, sie muss permanent von den Kindern in Bewegung gehalten werden, um Erstickung zu verhindern, und wird nur übertönt von den Bomben der amerikanischen und britischen Truppen. Zwei Petroleumleuchten werfen ihre kleinen, zitternden Schatten an die Wand des Bunkers, und 25 Menschen kauern auf knapp acht Quadratmetern Fläche.

Wie es gewesen sein muss, während des Zweiten Weltkrieges mit so vielen Menschen und unter Todesangst oft tagelang in einem winzigen Raum auszuharren, ist heute kaum noch vorstellbar. Sascha Berweiler hat es sich mit seinem Westwallmuseum "Villa Gartenlaube" in Konz deshalb zur Aufgabe gemacht, das zu ändern.

"Ich sehe das Museum als ein Mahnmal. Die junge Generation von heute kennt keinen Krieg mehr, deshalb will ich zeigen, wie das Leben in dieser Situation früher, ohne Handy und iPad, war", sagt er. Zum zweijährigen Bestehen heißt das Motto der Ausstellung in diesem Jahr "Die Amis kommen".

Deshalb beherbergt der unscheinbare Garagenbau in einem Hinterhof der Granastraße auch alles, was mit amerikanischen Soldaten und ihren Angriffen zu tun hat. Von Ausrüstungsgegenständen wie Funkgeräten, Rucksäcken und ganzen Uniformen bis hin zu Gasmasken und Luftschutz-Anweisungen für die deutsche Zivilbevölkerung. Der beeindruckendste Teil des Museums ist aber ohne Zweifel der Bunker.

Über einen nur knapp 1,4 Meter hohen Eingang geht es im gebückten Gang in eine schmale Giftgasschleuse, die aber nie als solche genutzt wurde. Daran schließt sich der ehemalige Mannschaftsraum an. Erst wurde der Bunker zu Kampfzwecken genutzt und beherbergte fünf Soldaten, später wurde er als Luftschutzbunker genutzt.

Wie unglaublich strapaziös das gewesen sein muss, lässt sich bei der Führung erahnen. Schon mit acht Personen wird es ungemütlich klaustrophobisch in dem kleinen Raum, der ausgestattet ist mit Feldbetten und Klapphockern. Davon ablenken kann nur die engagierte, kurzweilige Führung Berweilers und der Detailreichtum, mit dem der Raum liebevoll restauriert wurde. In einer Badebütt liegt ein Stück Kernseife, ein Mantel hängt in der Ecke, und in der Munitionskiste versteckt sich ein Grammofon. Es wirkt fast so, als hätten die vorherigen Bewohner des Bunkers ihn gerade erst verlassen.

Genau das macht das Erlebnis so authentisch, eben weil erlebt wird und damit ein Zugang zum Thema möglich wird, den man nicht über Schulbücher finden kann. Das bestätigen auch die Besucher. "Ich wusste nicht, dass es hier in der Gegend so viele Bunker gab. Eigentlich wollten mein Sohn Jonas und ich nur einkaufen, aber zum Glück sind wir zufällig hier gelandet", sagt Marc Bier. Für Matthias Diel ist der Museumsleiter die Besonderheit. "Das Hintergrundwissen von Herrn Berweiler ist sehr beeindruckend. Man merkt ihm die Freude am Erklären an und lernt so noch mehr", resümiert er. Wie viel Herzblut die gesamte Familie in das Projekt gesteckt hat, wird deutlich, als Sascha Berweiler von dem Aufräumarbeiten im verschütteten Bunker erzählt. Zusammen mit seinem Sohn habe er wochenlang tonnenweise Betonklötze aus den Räumen geschafft und dabei neben Stacheldraht und Alltagsgegenständen wie Taschenmessern und Löffeln auch 200 Schuss Munition und 26 scharfe Handgranaten gefunden, was den Kampfmittelräumdienst auf den Plan rief.

Das zweite Highlight, das aber nur zur Feier des zweijährigen Jubiläum stattfindet: Eine Fahrt mit originalen amerikanischen Militär-Jeeps. In einer Kolonne von fünf Fahrzeugen geht es durch die Konzer Innenstadt ins Tälchen hinein. Drei Anlagen werden dort besichtigt. Eine betonierte Wasserstelle, ein vergitterter Hohlgang, der einmal als Lager für Ausrüstungsteile diente, und ein weiterer, für Besucher unzugänglicher Bunker. Während der ruckeligen Rückfahrt durch die Stadt ziehen die laut röhrenden Jeeps die Aufmerksamkeit aller Passanten und Autofahrer auf sich. Jeder reckt den Hals und will wissen, was da in der Granastraße los ist. Gut so, denn dieses engagiert geführte Museum hätte noch mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung verdient.Extra

Westwallmuseum in der Region

Das Westwallmuseum Gartenlaube befindet sich in der Granastraße 25 in Konz und ist durch den Hinterhof des Hauses zugänglich. Geöffnet ist dort jeden zweiten und vierten Sonntag im Monat von 14 bis 18 Uhr (außer in der Winterpause von Ende November bis Anfang März).

Der Eintritt ist frei und Termine für Führungen können unter 0178/8817014 mit Sascha Berweiler vereinbart werden. Auch in Wiltingen gibt es ein Westwallmuseum. Der Eintritt ist ebenfalls frei und das Museum über die Brückenstraße 332 zu erreichen. Geöffnet ist es von Mai bis Oktober an jedem ersten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung.

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