Seminarhaus in Hinzert-Pölert eröffnet Ein vermoostes Gebäude gegen das Vergessen

Hinzert-Pölert · Bei der aktuellen Erinnerungsfeier am ehemaligen KZ Hinzert ist das neue Seminarhaus offiziell eröffnet worden.

KZ Hinzert Eröffnung Seminarhaus
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Gedenkstätte Hinzert: Eröffnung des neuen Seminarhauses

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An der Gedenkstätte SS-Sonderlager KZ Hinzert ist ein Erweiterungsbau offiziell eröffnet worden. Bernhard Kukatzki, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung, übergab im Rahmen der jährlichen Erinnerungsfeier für die Opfer des Naziterrors im SS-Sonderlager/KZ Hinzert symbolisch den mit Moos bewachsenen Schlüssel an Ministerpräsidentin Malu Dreyer und an Dr. Sabine Arend, Leiterin der Gedenkstätte. Mit dem Erweiterungsbau werde das Versprechen „Dir sei net vergiess“ in die Zukunft getragen und das Gedenken und die Bildungsarbeit nachhaltig gestärkt, sagte die Ministerpräsidentin zu dem 1,9 Millionen Euro teuren Seminarhaus, das architektonisch angelehnt ist an die Form des 2005 eröffneten Dokumentations- und Begegnungshauses, sagte Architekt Prof. Wolfgang Lorsch aus Frankfurt, der beide Gebäude und auch die Ausstellung geplant hat. Der jetzt noch graue Leichtbeton des neuen Seminargebäudes, das inmitten von Bäumen liegt – die bullaugenähnlichen Fenster eröffnen einen Blick auf den Wald, in dem seinerzeit die meisten Verbrechen geschahen – soll in einem Jahr mit Moos bewachsen sein.

Im Erdgeschoss befindet sich ein Seminarraum, in dem die bis zu 260 Schülergruppen jährlich sowie weitere Besuchergruppen tagen können. In den beiden oberen Stockwerken befinden sich Räume für Gruppenarbeit und ein Besprechungsraum. Dadurch würden im Ausstellungshaus Räume geschaffen für Dokumentation und Vermittlung, sagt Lorsch. Dies sei insbesondere wichtig, da mit den Jahren die direkte Überlieferung durch Zeitzeugen fehle.

Bereits vorab, bei der Erinnerungsfeier, hatte die Ministerpräsidentin gemahnt, sich für ein friedvolles Europa einzusetzen. „Die Gegenwart zeigt uns, dass es weiter unser aller Engagement braucht, um dieses Europa zu erhalten und zu stärken“, sagte sie. „Es ist erschreckend, wie viele Nationalisten im Europaparlament sind.“ Die Bürger müssten gewarnt werden, sich mit solchen Menschen einzulassen, die die „Popularpolitik“ auf dem Rücken anderer austragen. Sie dankte allen Anwesenden für ihr Engagement für die Erinnerung, welche dazu beitrage, dass Hinzert heute kein vergessener oder unbekannter Ort, sondern ein Ort der Verständigung in Europa sei und dass er es in Zukunft auch bleibe.

Der luxemburgische Minister Marc Hansen, zuständig für den öffentlichen Dienst, die Beziehungen zum Parlament und beigeordneter Minister für Verwaltungsreform und Digitalisierung, bezeichnete Hinzert als heutigen Ort der Versicherung und Erinnerung.

Vorher sei es ein Ort des Schreckens gewesen. Leute sollen Falschmeldungen erkennen, die Ewiggestrige versuchten, in die Welt zu setzen.

„Es ist unsere Pflicht, ihnen keinen Platz zu lassen und uns für eine integrative Welt einzusetzen“, sagt er. Dabei spiele die Jugend eine entscheidende Rolle in der Entwicklung entsprechender Programme und dem Aufbau einer gerechten und toleranten Gesellschaft. Anschließend legten die deutschen und luxemburgischen Politiker am Wercollier-Denkmal Kränze nieder.

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