An einem Bahnhof an der Mosel

Nittel · Das Dreiländereck Deutschland-Luxemburg-Frankreich steht im Mittelpunkt der Bücher von Hans A. Thiel. In seiner jüngsten Dokumentation beschäftigt er sich mit dem Schienenverkehr unter dem Titel "Zeitblicke an einem Eisenbahnabschnitt an der Mosel".

 Nostalgische Rückblicke: Hans A. Thiel mit dem Bild einer Dampflokomotive. TV-Foto: Lucas Schramm

Nostalgische Rückblicke: Hans A. Thiel mit dem Bild einer Dampflokomotive. TV-Foto: Lucas Schramm

Nittel. "Ich bin einer von hier", sagt Hans A. Thiel stolz. "Für mich hat es nie so etwas wie Grenzen gegeben." Er ist gebürtiger Trierer, hat Jahrzehnte in einem großen französischen Konzern gearbeitet und spricht fließend Deutsch, Französisch und Luxemburgisch.
Sein Buch gibt einen Überblick der Ereignisse am Gleisabschnitt Nittel von der Eröffnung der Haltestelle 1879 (von einem Bahnhof konnte damals noch keine Rede sein) bis zu den Sanierungsarbeiten in den Jahren 2009/10. Dabei behält der Autor stets die andere Seite der Mosel im Blick.
So geht Thiel an einer Stelle der Frage nach, wie es kam, dass die Züge sowohl auf der Strecke Berlin-Metz als auch auf der Strecke Trier-Paris im kleinen Nittel (Verbandsgemeinde Konz) hielten. Dies war vor allem dem Einsatz luxemburgischer Bürger zu verdanken, die den deutschen Bahnverkehr nutzen wollten.
Deutsche und Luxemburger links und rechts der Mosel teilten in den vergangenen 100 Jahren oftmals das gleiche Schicksal: ob beim "Jahrhunderthochwasser" 1947, in der Landwirtschaft in den Moselauen oder schlicht bei dem Wunsch, auf die andere Moselseite zu gelangen.
Die verbesserte Technik mag heute ein komfortableres Reisen ermöglichen, doch etwas Nostalgie kommt schon auf, wenn Thiel schildert, wie er als Kind mit Freunden sehnsüchtig darauf wartete, dass die gewaltigen Dampflokomotiven mit ihren vielen Waggons qualmend vor überfuhren. "Wir haben die Ohren auf die Gleise gelegt und konnten die Züge von weitem hören."
1970 kam das Aus für den alten Bahnhof und seine Nebengebäude. Viel ist vom alten Design nicht mehr übrig. Die Schranken wurden abgebaut, die Bahnbediensteten (in den Ruhestand) versetzt. Die Fotos und das Archivmaterial, das Thiel zusammengetragen hat, bewahren die Erinnerungen an eine längst vergangen geglaubte Zeit. Am Ende seines Buches hat Thiel eine kleine Botschaft versteckt: Das letzte Foto zeigt den "Lorraine-Express", die Direktverbindung von Trier nach Metz. "Der Bezug zu Frankreich war früher besser als heute", klagt er. "Das liegt auch an der schlechten Zuganbindung."
Sein Wunsch - vielmehr seine "Aufgabe", wie er betont - für die nächsten Jahre wird es sein, dass dieser Zug nach Frankreich künftig in Nittel haltmacht - so wie früher.
Hans A. Thiel stellt sein Buch "Zeitblicke an einem Eisenbahnabschnitt an der Mosel" am Samstag, 9. März, von 15 bis 17 Uhr in der Buchhandlung Mayersche Interbook am Kornmarkt in Trier vor. Der Eintritt ist frei. Das Buch ist im regionalen Buchhandel erhältlich.
Extra

Hans A. Thiel, geboren in Trier, studierte Betriebswirtschaft und war viele Jahre in leitender Stellung in einem internationalen Großkonzern tätig, ehe er sich seinen literarischen Aktivitäten zuwandte. red

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