An seinem Triptychon scheiden sich die Geister

Konz/Wawern · Anfang September unternimmt der Zeichner, Maler, Fotograf und Schöpfer von Kleinplastiken Adolf Kuborn mit einer Gruppe engagierter Freizeit-Maler eine Studienreise in die Provence. Anlass und Gelegenheit, sich mit dem emeritierten Kunstprofessor der Trierer Fachhochschule über Kunst als Berufung, große Namen und das Streben nach Vollkommenheit zu unterhalten.

Konz/Wawern. Kein Zweifel: Adolf Kuborn ist ein penibler Künstler. Er hasst die Technik, die mit einem dicken, quastähnlichen Pinsel Bilder "einfach dahinsudelt", deutlich zeigend, dass das Grobe handwerkliche Schwächen verdecken soll.
Die Kuborn\'sche Empfindlichkeit kommt nicht von ungefähr. Der mittlerweile 75-Jährige offenbart in seiner Galerie in Konz (Saar-Mosel-Platz) und in seinem Atelier in Wawern (Alte Schule) ohne viel Worte seinen beruflichen Werdegang: Der begann als Zeichner, Layouter und Fotograf.
Zehn Jahre Dekan an der FH Trier



Noch immer schwärmt er von seiner Arbeit mit der Linhof und der Hasselblad, Kameras von höchstem Qualitäts- und Preisniveau. Denn für ihn gehört zum künstlerischen auch und vor allem handwerkliches Können.
Zehn Jahre lang war er Dekan an der Fachhochschule Trier. Seine Anforderungen an die Studenten fasst er in wenigen Sätzen so zusammen: Zum Malen gehören in erster Linie Zeichnen, Wissen um perspektivische Gesetzmäßigkeiten und von der Anatomie vorgegebene Formen.
Kein Wunder, dass Adolf Kuborn von hochgelobten Größen des Kunstbetriebs nicht allzuviel hält. Joseph Beuys, der vor mehr als drei Jahrzehnten (nicht nur) die Düsseldorfer Kunstszene mit der Aussage "Jeder Mensch ist ein Künstler" aufmischte und Talentierte sowie Scharlatane zuhauf in die Kunstakademie einlud und einließ, sich darüber heillos mit dem damaligen nordrhein-westfälischen Landeskultusminister Johannes Rau zerstritt, schließlich unterlag und schlichterdings von der Akademie verbannt wurde, hält Kuborn nicht sehr viel: Zu laut, urteilt er über den 1921 in Krefeld Geborenen, der 1986 in Düsseldorf gestorben ist.
Kuborn verbirgt in seinen Werken seinen Werdegang nicht: Seine Gemälde offenbaren ein hohes Maß an zeichnerischem Können sowie die Fähigkeit, Landschaften beziehungsweise Häuserzeilen sowie Menschen "anders" zu sehen.
Lieblingsziele seiner Reisen sind die Provence, Orléans, Burgund, Italien, Ägypten, Marokko, Israel. Aus diesen Reisen entstanden Bilder von besonderer Eindringlichkeit, die seine Verbundenheit mit den besuchten Ländern und Orten aufs Vortrefflichste demonstrieren.
Kunst ist Glaubenssache


Aber er kann auch anders: Sein Atelier in Wawern ziert ein riesiges Triptychon, das er ursprünglich der ehemaligen Synagoge "vermachen" wollte. Es hat, aus teils religiösen Gründen, nicht bei allen Wawernern freudige Reaktionen ausgelöst. Heute ziert das mächtige Gemälde die Kopfseite seines Ateliers und offenbart, dass auch Kunst Glaubenssache sein kann.kdj

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