Anarchie aus dem Tälchen

KONZ-OBERMENNIG. Als Künstler zieht es ihn in die Welt hinaus, in die Kulturmetropolen, die großen Städte. Und doch findet Karl Willems immer wieder den Weg zurück in die Heimat, nach Obermennig, wo er seit seiner Geburt lebt und sich Inspirationen für seine Arbeit holt.

Ein Haus an der Hauptstraße im Konzer Stadtteil Niedermennig ist die Heimat von Karl Willems. "Ich bin in Trier geboren und hier in Obermennig aufgewachsen. Das hier ist also mein Geburtshaus", erzählt er. Dort hat er den größten Teil seines Lebens verbracht, und dort sollte er eigentlich, als einziges Kind seiner Eltern, auch den Beruf des Vaters übernehmen und Winzer werden. Damals sei die Zielrichtung ganz klar vorgegeben gewesen, erinnert sich Willems, "den Beruf des Winzers habe ich dann also auch erlernt. Aber ich wusste, das ist nicht der Beruf, den ich ausüben möchte". Er ging der Frage nach, was er denn eigentlich möchte, was sein Herz anstrebt - und fand schließlich das Richtige: Von 1974 bis 1979 machte er ein freies Kunststudium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe, lernte bei Markus Lüpertz und war Meisterschüler von Professor Albrecht von Hancke. Dies sei die längste Zeit gewesen, die er von Obermennig weg war, sagt Karl Willems. Woher seine Liebe zur Kunst kam, kann der Obermenniger nicht genau sagen: "Das ist in meinem Inneren aufgetaucht, obwohl ich eigentlich wenig Informationen darüber hatte." Im Laufe der Jahre habe sich sein Stil geändert, erklärt er. Waren es vor einigen Jahren noch Figuren, die er abbildete, folgten danach Zeichnungen. "Und mittlerweile male ich wieder", fügt Willems hinzu. Floralen Motiven gilt seit vier, fünf Jahren sein Hauptaugenmerk. Für die Wechsel in der Ausrichtung seiner Arbeit im Laufe der Zeit hat der Künstler aus dem Konzer Tälchen eine Erklärung: Ortsveränderungen führten zum Beispiel dazu, dass sich auch seine Motive änderten, und "Geschehnisse von außen geben den Anstoß, zu anderen Ufern aufzubrechen", sagt er. Ortsveränderungen sind für Karl Willems vor allem beruflicher Art: So führten ihn Ausstellungen in andere Städte und Stipendien des Landes Rheinland-Pfalz in verschiedene Künstlerhäuser in Deutschland. Ins Schloss Balmoral zum Beispiel. "Das ist ein internationales Künstlerhaus in Bad Ems, das das Land Rheinland-Pfalz unterhält", erklärt Willems, "also nicht das Schloss der Queen in Schottland." In einem anderen Künstlerhaus in Brandenburg, auf Schloss Wippersdorf, verbrachte er mit sechs Monaten seine längste Stipendienzeit. "Die Internationalität, die Vielfalt der Künstler dort und die Geschichte des Hauses hat mich sehr fasziniert", berichtet Willems. Vielleicht inspiriert von anderen Künstlern und der anderen Umgebung ergab es sich, dass er nach diesen Aufenthalten jedes Mal seinen Stil änderte, sich von den figurativen Bildern abwandte und begann, "die Bilder anonymer und einfacher aussehen zu lassen". Die Natur fasziniere ihn, erzählt er, dort suche er auch seine Motive. "Ich liebe das, was die Natur, wenn sie sich selbst überlassen ist, hervorbringt", so der Obermenniger, "auf ehemaligem Kulturland, zum Beispiel in den stillgelegten Weinbergen."Wagner und nordische Mythologie

Dieses "Stück Anarchie", wie er es nennt, das Unkontrollierbare an der Natur, bringt er dann in seiner Arbeit zum Ausdruck - wie durchaus auch seine weiteren Leidenschaften, die Musik von Richard Wagner und die nordische Mythologie. Ins Tälchen kehrt Willems immer wieder gern zurück. "Es lebt sich hier sehr schön", findet er. "Und ich denke, auch das hat einen Sinn, hier in einem etwas stillerem Ort geboren zu sein, und ich sehe es, trotz der Entfernung zu den Großstädten, wo die Welt der Kunst stärker zur Kenntnis genommen wird, nicht als Nachteil."

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