"Angefangen haben wir mit einem Hubschrauber"

Hermeskeil · Jubiläum vor den Toren zur Hochwaldmetropole: Am Sonntag, 7. Juli, feiert die Flugausstellung in Hermeskeil ihren 40. Gründungstag. Inhaber Peter Junior erinnert sich an einen Camping-Urlaub, mit dem damals alles begann, an Jahre und Jahrzehnte voller Detektivarbeit und blickt ein wenig in die Zukunft.

 Peter und Astrid Junior betreiben Europas größtes privates Flugzeugmusem. TV-Foto: Jürgen C. Braun

Peter und Astrid Junior betreiben Europas größtes privates Flugzeugmusem. TV-Foto: Jürgen C. Braun

Hermeskeil. Der Reiseführer Marco Polo ist in der Branche ein angesehener Dienstleister, dessen Informationen in der Regel wohl recherchiert sind. Auf der Facebook-Seite von Marco Polo steht derzeit: "Hermeskeil. Rund 5600 EW leben in der Hochwaldgemeinde Hermeskeil, knapp 40 km südöstlich von Trier. Die Stadt an sich ist keine Reise wert, wohl aber eine private Flugzeugausstellung." Als wir an diesem Morgen das Tor, an dessen linker Seite die schlanke Concorde als Mahnmal einer ausgestorbenen Luftfahrt-Epoche grüßt, passieren, stehen auf dem Parkplatz ein Bus und mehrere Fahrzeuge. Belgische, französische und holländische Kennzeichen.
Beim Campen macht es klick


Inhaber Peter Junior (51) erinnert sich noch gut an die Zeit, in der vor etwas mehr als 40 Jahre alles begann. "Mein Vater Leo studierte Kunst und Innenarchitektur in Köln. Von der Fliegerei war er fasziniert. Als wir damals hier in der Nähe einen Campingurlaub machten, fuhren wir an einer Wiese mit einem großen Schild vorbei: "Industriegelände preiswert abzugeben." Das muss der Moment gewesen sein, in dem es in Leo Juniors "Fliegerhirn" klick gemacht hat. Von da an war die Entwicklung nicht mehr aufzuhalten. "Am 7. Juli 1973 haben wir zum ersten Mal aufgemacht. Angefangen hat alles mit ein paar luftfahrttechnischen Gegenständen und einem Hubschrauber."
Aus den 7000 Quadratmetern, die Leo Junior damals erworben hatte, sind inzwischen an dem Gelände zur Bundesstraße 326 76 000 Quadratmeter geworden. In vier großen Ausstellungshallen und auf einem weitläufigen Freigelände wird "angefangen vom Lilientalgleiter über die Ju 52 bis zum Düsenjäger" die Geschichte der Luftfahrt von den Anfängen bis zur Gegenwart abgedeckt. Wer hier oben flaniert, muss sich erstens Zeit nehmen und zweitens sowohl historisches als auch technisches Interesse mitbringen.
Dass Europas größtes privates Flugzeugmuseum, als das die Hermeskeiler Einrichtung mittlerweile gilt, es einmal in solche Dimensionen schaffen würde, "konnten wir nicht voraussehen", sagt Peter Junior heute. "Man muss sich das einmal mitten im Kalten Krieg der Weltmächte vorstellen. Das war ja eine ganz andere Zeit als heute. Wir wollten militärische Flugzeuge und Hubschrauber hinter dem Eisernen Vorhang rausholen, wir sind der Nato auf die Pelle gerückt. Anfangs haben die uns für eine Schnapsidee gehalten."
Aber die Juniors haben nicht lockergelassen. Die "Schnapsidee" etablierte sich, wurde zum Begriff. Das Gelände wuchs und wuchs und wuchs. Und mit ihm die Anzahl und die Besonderheit der Exponate. "Man baut sich im Lauf der Zeit ein Netzwerk auf. Vieles basiert auf kennen und kennenlernen. Auf gegenseitiger Wertschätzung und Vertrauen", schildert Junior das ständige Bemühen um die Steigerung der Attraktivität seines Unternehmens. In ganz Europa reist er rum. "Manchmal nur, um zu zeigen, dass man noch da ist. Manchmal, um bei einem Schnäppchen zuzuschlagen." Konkurrenz? Gibt es so etwas überhaupt in einem Geschäftsbereich, wo er sich durch Einzigartigkeit auszeichnet? Doch, die gibt es schon: "Wir hatten einen Tornado, bevor das Luftwaffenmuseum in Berlin einen hatte. Die wollten damals auch einen. Aber unser Netzwerk war besser", sagt Junior und kann sich ein genüssliches Grinsen nicht verkneifen.
Suche nach dem Besonderen


Was bleibt ihm in Erinnerung an Spektakulärem, an Dingen, die die Flugzeugausstellung in die Schlagzeilen brachten? Eigentlich wolle er nichts Besonderes hervorheben, sondern das Einzigartige an sich. Um dann doch ein paar "Sahnestückchen" steigen zu lassen: "Die Concorde, die Super-Constellation, die sogenannte Adenauer-Maschine." Ein Teil, das damals mit Europas größtem Tieflader (54 Meter lang) eine Woche von Hamburg nach Hermeskeil gebracht wurde. "Oder der weltweit größte Hubschrauber. Ein Russe mit 80 Mann Besatzung und 20 Tonnen Nutzlast."
Auf einen Umstand legen er und seine Familie nach 40 Jahren besonderen Wert: "Wir beziehen keine Fördergelder, fungieren steuertechnisch wie ein Industriebtrieb." Ein Blick in die Zukunft zum 40-jährigen Jubiläum ist gestattet: Das Ehepaar Astrid und Peter Junior hat zwei Töchter. Was mal wird aus der Flugausstellung? "Ein Hundertjähriges wäre schön!
Ready to take off für die Gedankenflüge.

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