Angeklagte belasten sich gegenseitig

Bitburg · Zwei Angeklagte, die sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe schieben. Und ein dritter, der Schwierigkeiten mit seinem Gedächtnis hat: Das Amtsgericht Bitburg hat gestern den Prozess gegen ein Eifeler Trio vertagen müssen, das mehrere Lastwagen und Traktoren gestohlen, zerlegt und zu Geld gemacht haben soll.

Bitburg. Er redet. Und redet. Und redet. Ununterbrochen. Eine abenteuerliche Geschichte gibt der große Mann zum Besten, der am Mittwoch gemeinsam mit einem Schrotthändler und einem Frührentner auf der Anklagebank des Amtsgerichts Bitburg Platz nimmt. Die Geschichte des Landwirts klingt noch abenteuerlicher als das, was Staatsanwältin Susanne de Renet den drei Männern ohnehin vorwirft: Der 45-jährige Schrotthändler soll den 42-jährigen Landwirt sowie den 32-jährigen Frührentner dazu angestiftet haben, zwischen 2007 und 2008 Lastwagen, Traktoren, Metallschrott, Elektromotoren und Stahlträger nachts zu stehlen und in seine Werkshalle zu bringen. Dort habe das Trio die Fahrzeuge zerlegt, ausgeschlachtet und zu Geld gemacht. 260 000 Euro Schaden soll durch den zwölffachen Bandendiebstahl entstanden sein.
Die Geschichte, die der Landwirt dem Gericht offenbart, deckt sich im Großen und Ganzen mit der Anklage. Allerdings habe er durch diese Straftaten "keinen einzigen Cent bekommen", beteuert der 42-Jährige. Er sei auf den Schrotthändler, den er in der Haft kennengelernt habe, reingefallen. "Er hat mir vorgegaukelt, er könne mir einen Hof besorgen", schildert der Mann, dessen elterlicher Betrieb pleiteging. Solange, bis die Sache unter Dach und Fach sei, sollte er bei dem Schrotthändler mitarbeiten.
Skepsis bei Richter Udo May


Dieser allerdings habe ihn und den Frührentner, der ebenfalls bei dem 45-Jährigen arbeitete, zu den Diebstählen gezwungen: "Er hat mir gesagt, wenn Du das nicht machst, kriegst Du Deinen Hof nicht." Sogar vor Gewalt soll der Schrotthändler laut dem Landwirt nicht haltgemacht haben.
Eine Aussage, die nicht nur der angeklagte Schrotthändler mit einem Kopfschütteln quittiert, sondern auch Richter Udo May skeptisch stimmt: "Wie kann es denn sein, dass man sich von jemandem bedroht fühlt, der einen Kopf kleiner ist und einem auch intellektuell nicht gewachsen ist?", fragt er den Landwirt, der behauptet, nach der Haft "psychisch am Ende" gewesen zu sein.
Der Schrotthändler wiederum belastet seinen ehemaligen Kompagnon: Dem Landwirt habe es nicht mehr gereicht, auf legale Weise mit Schrott Geld zu verdienen. Dieser habe "auf eigene Rechnung" gearbeitet, er selbst habe weder von der Sache gewusst, noch mit ihr etwas zu tun gehabt.
"Ihr schiebt mir hier alles unter", wirft der Schrotthändler seinen beiden Mitangeklagten vor. Denn auch der Frührentner belastet ihn schwer: Der Schrotthändler sei der Chef des Ganzen, er selbst nur der Fahrer gewesen, der an den Diebstählen nichts verdient habe. Er habe gesehen, wie der Schrotthändler den Landwirt "verkloppt" habe.
Seit einem Unfall ist der 32-Jährige Frührentner und leidet unter schlechtem Gedächtnis. Daher könne er sich nicht mehr genau erinnern. Doch er ist sich sicher: "Wir wurden über den Tisch gezogen."
Angesichts der langandauernden, widersprüchlichen Aussagen vertagt das Gericht letztlich die Vernehmung der Zeugen. Sie sollen am 6. Dezember gehört werden und bestenfalls zur Aufklärung der abenteuerlichen Geschichte beitragen.

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