Wirtschaft „Wer nicht mehr wirbt, der ist tot“

Hermeskeil/Saarburg/Konz · Das Interesse an Gewerbeschauen schwindet vielerorts. In Hermeskeil läuft es dagegen recht gut. Für die Schau im April 2020 gibt es schon einige Zusagen von Ausstellern. In Konz und Saarburg setzen die Verantwortlichen auf andere Werbemittel.

 Die Vertreter des Hochwald Gewerbe Verbands freuen sich mit Bürgermeister Hartmut Heck (Zweiter von links), VG-Wirtschaftsfördererin Stefanie Schömer (Dritte von links) und der künftigen Stadtbürgermeisterin Lena Weber (Zweite von rechts) auf die Gewerbeschau  2020 in Hermeskeil.

Die Vertreter des Hochwald Gewerbe Verbands freuen sich mit Bürgermeister Hartmut Heck (Zweiter von links), VG-Wirtschaftsfördererin Stefanie Schömer (Dritte von links) und der künftigen Stadtbürgermeisterin Lena Weber (Zweite von rechts) auf die Gewerbeschau  2020 in Hermeskeil.

Foto: Trierischer Volksfreund/Christa Weber

Die Stimmung unter den Betrieben war 2014 nicht so euphorisch, erinnert sich Christian Kruchten vom Vorstand des Hochwald Gewerbe Verbands (HGV). Die Aussteller seien damals „müde“ und die Hochwald-Gewerbeschau Howa in Hermeskeil „etwas lieblos“ organisiert gewesen. „Es war fraglich, ob wir es überhaupt wiederholen“, sagt Kruchten. Da habe sich der HGV gesagt: „Wenn wir es noch mal machen, dann nur mit neuem Konzept.“

2017 übernahm der Verband erstmals selbst die Organisation der Messe, stellte ein umfangreiches Rahmenprogramm auf Beine. „Wir haben eine typische Messe zum Event umgebaut“, beschreibt Kruchten. Der Lohn: Etwa 80 Aussteller beteiligten sich, es kamen rund 15 000 Besucher. Im kommenden Jahr möchte der Vorstand diesen Erfolg wiederholen und lädt für den 4. und 5. April zur Howa-Gewerbeschau ein. Die Anmeldephase für die Betriebe läuft seit kurzem. „Wir gehen so früh an den Start, damit sich die Unternehmen den Termin vormerken“, sagt Hartmut Heck, Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Hermeskeil, beim gemeinsamen Pressetermin. Auch die Stadt unterstützt die Messe.

Auf 6000 Quadratmetern in der Hochwaldhalle und auch davor soll ein Branchenmix aus Handel, Industrie, Gastronomie und Handwerk vertreten sein. Geplant ist wieder die zentrale Eventbühne im Foyer, die laut Kruchten vor drei Jahren sehr gut angenommen wurde. Begleitende Veranstaltungen wie Diskussionsrunden, Konzerte oder Lesungen sind in Vorbereitung. Auch Feuerwehr und Technisches Hilfswerk, die 2017 ihre Fahrzeuge auf dem Gelände präsentierten, werden erneut einbezogen, ebenso Vereine, Naturpark und Nationalpark. „Uns ist wichtig, dass wir den Besuchern, vor allem Familien, auch rundherum etwas bieten“, sagt Kruchten. Der Eintritt ist an beiden Messetagen frei.

Die Vorstandsmitglieder des Verbands wissen, dass das Interesse an Gewerbeschauen vielerorts abnimmt. 2016 beispielsweise musste die damalige VG Kell am See ihre geplante Messe in Zerf abblasen, weil nur etwa 20 Betriebe mitmachen wollten. Der Saarburger Gewerbeverband gab seine Schau 2014 aus demselben Grund auf. Warum gibt es diese Probleme in Hermeskeil nicht? „Wir sind, so viel ich weiß, die Einzigen, die im Hochwald dieses Werbemittel noch nutzen“, sagt HGV-Vorstand Kruchten. Es gebe derzeit keinen Grund, davon abzulassen: „Außerdem: Wer nicht mehr wirbt, der ist tot.“

Die Rückmeldungen der Betriebe seien nach 2017 sehr positiv gewesen. Laut Markus Weicherding, ebenfalls im HGV-Vorstand, sind die Auftragsbücher vieler Firmen zwar voll. Dennoch gebe es schon 20 feste Zusagen für die Messe. „Es geht ja nicht nur darum, ein Produkt zu vermarkten“, findet Bürgermeister Heck. Die Betriebe könnten sich auch als Ausbildungsstätten zeigen und um Nachwuchs werben. „Als Betriebe im Hochwald haben sie eine gewisse Verantwortung, die Region zu repräsentieren“, sagt Kruchten.

Dieser „Schaufenster-Charakter“ sei wichtig, ergänzt Heck. Entscheidend für die gute Beteiligung ist laut HGV-Vorstand Dieter Nels die „persönliche Ansprache“ der Betriebe. Es gebe eine enge Kommunikation, die Firmen könnten mitreden und identifizierten sich deshalb stärker mit der Messe.

In Konz und Saarburg gibt es keine Gewerbeschauen. Dort konzentrieren sich die Gewerbevereine auf große Veranstaltungen wie Markttage in den Innenstädten, um ihren Betrieben eine Plattform zu bieten. „Ich denke, dass Gewerbeschauen eher im ländlichen Raum funktionieren“, sagt Stephan Holbach, Vorstandsmitglied im Verein Stadtmarketing Konz.

Für Konz sei das „eigentlich nie ein Thema gewesen“. Wegen der räumlichen Nähe zu Trier und Luxemburg seien für die Konzer Firmen Messen in diesen Zentren interessanter. Die Auftragsbücher seien zudem derzeit so voll, dass kleine und mittlere Betriebe vermutlich gar nicht das Personal für mehrtägige Messeauftritte bereitstellen könnten. In Konz gebe es die beiden Veranstaltungen Frühlings- und Herbstmarkt, „die bei den Leuten gut ankommen und mit denen wir sehr zufrieden sind“.

Ähnlich sieht es Thomas Annen vom Saarburger Gewerbeverband (SGV). „Wir sind hier recht zufrieden mit dem, was wir haben. Und das wollen wir halten“, sagt er. Veranstaltungen wie die Markttage (5. bis 7. Juli), Saarburger Frühling und Goldener Oktober seien für die Betriebe auch von außerhalb Saarburgs eine gute Gelegenheit, auf sich aufmerksam zu machen. „Die Aufgabe ist auf jeden Fall, dass die Kunden etwas erleben und mitnehmen können.“

Die Kosten und der Aufwand der Betriebe für die Gewerbeschauen seien immer weiter gestiegen und für viele Beteiligte nicht mehr zu stemmen gewesen, sagt Annen. Um Auszubildende zu finden, gebe es zudem andere Möglichkeiten, beispielsweise einen direkten Kontakt zu den Schulen in der näheren Umgebung. „Man solll natürlich niemals nie sagen. Aber mit dem Wunsch nach einer Gewerbeschau ist in letzter Zeit keiner an den SGV herangetreten.“

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