Dorferneuerung Anreiz für neue Fassaden und Dächer: Gusenburger planen Sanierungsgebiet

Gusenburg · Die Gemeinde Gusenburg will ihren Bewohnern die Chance geben, kostengünstig ältere Häuser in Schuss zu bringen. Ein Sanierungsgebiet soll dabei helfen. Um die Grenzen dafür festzulegen, sind jetzt auch die Bürger gefragt.

 Im Ortskern von Gusenburg, vor allem im Umfeld der Kirche, stehen einige ältere Häuser und ehemalige Scheunen. Die Gemeinde will für die Besitzer und mögliche Erben einen Weg schaffen, der Sanierungsarbeiten finanziell leichter macht.

Im Ortskern von Gusenburg, vor allem im Umfeld der Kirche, stehen einige ältere Häuser und ehemalige Scheunen. Die Gemeinde will für die Besitzer und mögliche Erben einen Weg schaffen, der Sanierungsarbeiten finanziell leichter macht.

Foto: Trierischer Volksfreund/Christa Weber

Das Dorf noch attraktiver machen: Dieses Ziel wollen die Gemeindevertreter in Gusenburg auf verschiedenen Wegen erreichen. Einer davon begann 2014 mit der von Fachleuten begleiteten Dorfmoderation, bei der Ideen zur Entwicklung von Ortsbild und Dorfgemeinschaft gesammelt und zum Teil bereits umgesetzt wurden. Seit 2017 ist der Hochwaldort – mit etwa 1100 Einwohnern der drittgrößte in der Verbandsgemeinde Hermeskeil – außerdem Schwerpunktgemeinde. Das bedeutet, dass acht Jahre lang hohe Landeszuschüsse für Projekte zur Dorferneuerung winken.

Inzwischen ist ein weiteres Instrument in Arbeit, um den Ortskern aufzuwerten. Die Gemeinde plant ein Sanierungsgebiet, in dem Bauherren für die Sanierung und Modernisierung älterer Gebäude steuerliche Vorteile nutzen können (siehe Info).

Bevor die Bürger allerdings mit ihren Vorhaben loslegen können, muss erst einmal das Gebiet abgesteckt werden, in dem die Vergünstigungen gelten sollen. Damit hat die Gemeinde das Fachbüro Wolf aus Kaiserslautern beauftragt. Am Dienstagabend stellte Planer Hans-Jürgen Wolf im Gusenburger Gemeinderat die Ergebnisse vorbereitender Untersuchungen vor.

Laut Wolf hatte ein Arbeitskreis, an dem Ratsmitglieder beteiligt waren, Fragebogen ausgearbeitet. Damit sollten wertvolle Hinweise zum Zustand der Häuser und zum Sanierungswillen ihrer Besitzer gesammelt werden. Verteilt wurden die Bogen an 196 Haushalte in einem vordefinierten Untersuchungsgebiet im Dorfkern.

„45 Prozent haben die Bogen ausgefüllt zurückgeschickt“, sagte Wolf. Dies sei zwar ein schlechter Rücklauf. Dennoch lieferten die Antworten „Indizien für städtebauliche Missstände in dem Gebiet“. Deren Existenz sei die Voraussetzung, um das Ausweisen eines Sanierungsgebiets zu rechtfertigen. Laut Wolf gaben 81 Prozent der Umfrage-Teilnehmer an, ihre Häuser selbst zu nutzen. 13 Prozent haben sie vermietet. „Sorge“ müsse die Tatsache bereiten, so der Planer, dass zur zukünftigen Nutzung 22 Prozent der Befragten „wegen Unsicherheiten“ keine Aussage gemacht hätten. Positiv dagegen stimme ihn, dass bei 45 Prozent Veränderungswünsche wahrscheinlich seien und 27 Prozent schon konkretere Sanierungsprojekte planten.

 Beispielsweise für die Erneuerung maroder Fassaden winken Hausbesitzern im Sanierungsgebiet Steuervorteile.

Beispielsweise für die Erneuerung maroder Fassaden winken Hausbesitzern im Sanierungsgebiet Steuervorteile.

Foto: Trierischer Volksfreund/Christa Weber

Dass es Handlungsbedarf in Gusenburg gibt, zeigt sich laut Wolf am Alter der Gebäude, an der Altersstruktur der Bewohner sowie an den Angaben zum Alter von Heizungsanlagen und Elektroleitungen. Bei der Bestandsaufnahme habe das Büro auf Daten zurückgreifen können, die bereits im Rahmen der Dorfmoderation gesammelt worden waren. Demnach seien Leerstände im Ort weniger ein Problem, sagte Wolf.

Allerdings gebe es im Ortskern einige Häuser, in denen ein bis zwei Bewohner im Alter von über 80 Jahren lebten. „Das ist für uns ein starkes Signal, dass hier Sanierungsbedarf herrscht.“ Bei mehr als 70 Prozent der Umfrage-Teilnehmer ist das Wohnhaus vor 1970 gebaut worden, bei neun Prozent sogar vor 1900.

Fast die Hälfte gab an, dass ihre Heizungsanlagen älter als 20 Jahre seien. Dies war bei 54 Prozent auch bei den Fenstern der Fall, bei 55 Prozent sind auch die Elektroinstallationen älter als 20 Jahre.

Um von dem vorläufigen Untersuchungsgebiet zur definitiven Abgrenzung des späteren Sanierungsgebiets zu kommen, haben die Fachleute des Büros sich beim Spaziergang durchs Dorf auch selbst ein Bild gemacht. „Dabei haben wir auch über den Tellerrand hinaus in angrenzende Straßenzüge geschaut“, erläuterte Wolf. Das Ergebnis seien Vorschläge, das Gebiet an mancher Stelle zu erweitern.

Auf Nachfrage aus dem Rat erklärte der Planer, dass die Vorteile für Bauherren sich auf Abschreibungen im Rahmen der Einkommensteuererklärung beschränkten. Für Rentner oder ältere Hausbesitzer sei dies daher weniger ein Anreiz, um Sanierungen zu beginnen. „Wir denken aber an die nachfolgenden Generationen, die Erben oder potenziellen Käufer, die dadurch ein Interesse an den Objekten bekommen könnten.“

Laut Wolf sind bereits einige Sanierungswillige im Dorf in „Wartehaltung“. Bevor der Rat das Gebiet aber endgültig festlegt, sollen die Bürger einbezogen werden und Vorschläge zur Abgrenzung einbringen können. Laut Ortsbürgermeister Josef Barthen gibt es dazu am Dienstag, 24. April, um 19 Uhr eine Versammlung im Pfarrsaal. Danach werde womöglich schon Anfang Mai die Satzung beschlossen und schnellstmöglich öffentlich bekanntgemacht, damit die Bürger ihre Projekte beginnen könnten.

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