Anwaltsschreiben in die Bütt

BONERATH/SCHÖNDORF. Weil sie sich von Büttenreden persönlich betroffen fühlte, wollte eine Familie aus Bonerath rechtliche Geschütze gegen die örtlichen Karnevalisten auffahren.

Was war geschehen? In der gemeinsamen Sitzung der Narren aus Bonerath, Schöndorf, Holzerath, Ollmuth und Hinzenburg, die am 14. Januar in Schöndorf stattfand, nahmen verschiedene Aktive aus der Bütt heraus das zurückliegende Geschehen in den Dörfern aufs Korn. Dabei wurde in Redebeiträgen auch der Fall des ehemaligen Bonerather Ortsbürgermeisters angedeutet, der wegen persönlicher Verfehlungen sein Amt hatte niederlegen müssen. Dies geschah allerdings ohne Namensnennung und in so verklausulierter Form, dass nur Einheimische den Witz überhaupt verstehen konnten. So fiel in einem Beitrag über die angeblich wenig attraktiven Sportstätten der Orte sinngemäß der Satz, dass man für Schwimmübungen am besten nach Bonerath gehen solle, weil den Leuten dort das Wasser heute bis zum Hals stehe. In einer weiteren Büttenrede zum Thema "Sport" wurde Bonerath als bevorzugter Ort zur Austragung von Schlammschlachten - "aus gesicherter Deckung mit Schlamm auf die Gegner" - genannt. Die Aktiven trugen vor, das Publikum lachte, und alle freuten sich auf die zweite Sitzung in Schöndorf am 29. Januar. Doch kurz vor dem zweiten Auftritt erlitt die Freude einen Dämpfer. Ein Anwaltsschreiben erreichte am 28. Januar den Vorstand des Karnevalvereins. Darin drohte der Trierer Jurist im Auftrag der Frau des Ex-Ortsbürgermeister mit zivil- und strafrechtlichen Schritten für den Fall, dass die Karnevalisten die "Bonerath-Sprüche" nochmals loslassen sollten. KV-Vorsitzende Gisela Kaufmann berief den Vorstand zu einer Krisensitzung ein. In einer Eilanfrage bat der Vorstand den Bund Deutscher Karnevalisten (BDK) um Überprüfung. Der Dachverband befand, dass die Reden rechtlich unbedenklich seien. Kaufmann: "Daraufhin beschlossen wir, die Programmpunkte unverändert zu lassen." Am folgenden Tag erlebte das Publikum einen für Kappensitzungen ungewöhnlichen Auftakt: Sitzungspräsident Jörg Mokelke zitierte zunächst das Anwaltschreiben und verkündete den Beschluss, dass man nach Rücksprache mit dem BDK das Programm unverändert beibehalten werde.Das Publikum hatte sogar mehr erwartet

Einige vom TV befragte Bonerather wollten sich nicht zu dem Vorgang äußern. Andere aus den Nachbardörfern gaben sich freimütiger. Etwa der Fußballclub-Vorsitzende Winfried Faß, der die erste Sitzung besucht hatte. Faß: "Viele im Publikum waren enttäuscht, dass nicht mehr zu dem Thema kam. Aber nun sollte die Sache auf sich beruhen." Der TV sprach auch mit dem Betroffenen, dessen Frau das "anwaltliche Handeln" ausgelöst hatte. "Nachdem uns zugetragen worden war, dass unsere Familie und der Ort Bonerath in den Beiträgen verunglimpft werden solle, hatten wir das Schreiben veranlasst", sagt er und fügt hinzu: "Nun aber ist das Ganze für uns erledigt."

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