Anwohner kämpfen für Bäume - Ärger um Fällaktion in der Konzer Bahnhofstraße

Konz · Mehrere Anwohner der Bahnhofstraße sind sauer. Die Konzer Verwaltung hat einige Bäume fällen lassen. Sie begründet die Aktion mit den Ausbauplänen für die Straße. Bei den Betroffenen kommt das nicht gut an.

Konz. Manfred Reinert und seine Nachbarn laufen am Dienstagvormittag aufgebracht über die Konzer Bahnhofstraße. Vor ihren Haustüren wollen Arbeiter mit Warnwesten mehrere Bäume fällen - darunter eine Kiefer, drei Linden und mehrere Birken. "Den ersten Hinweis auf die Fällaktion habe ich am Donnerstag bekommen, als die Bäume markiert worden sind", sagt Reinert. Am Montag haben die Arbeiter das Gehölz auf der anderen Seite der Bahngleise am Schwester-Marcelina-Weg entfernt. Jetzt ist auch Reinerts Lieblingsbaum, eine prächtige Linde, in Gefahr.
Der Hintergrund: Die Arbeiter bereiten die Bahnhofstraße von der Schillerbrücke bis zur Saarstraße für den geplanten Ausbau vor (siehe Extra). Diesem Prestigeprojekt der Stadt Konz stehen die Bäume im Weg. Sie müssen noch im Februar gefällt werden, weil das Bundesnaturschutzgesetz das Fällen vom 1. März bis zum 30. September verbietet.
Gegen den Ausbau ihrer Straße haben die versammelten Nachbarn nichts - im Gegenteil: Sie freuen sich darüber, dass sie verschönert wird. Sie hätten aber ein Problem damit, wie die Verwaltung bei der Planung vorgegangen sei, ergänzt Thomas Peifer, der ein Bestattungsunternehmen in der Bahnhofstraße betreibt. Und Roth meint: "Wir haben hier eine wunderschöne Straße mit alten Häusern - da passen natürlich auch die alten Bäume dazu." Er verstehe nicht, dass die alten Bäume wegkämen, während wenige Meter entfernt neue gesetzt würden. Zudem sei durch das Entfernen der Bäume ein Sicht- und Lärmschutz zu den nahegelegenen Gleisen weggefallen, betont Reinert.
Die Bürgerbeteiligung lief bei dem Projekt über eine Anwohnerversammlung im April 2014, die Nachbarn fühlen sich aber von der Verwaltung in Konz nicht ernstgenommen. "Wir haben viele Anregungen gemacht, die wurden aber nicht aufgenommen", sagt Roth. Peifer drückt es härter aus: "Angeblich soll das eine bürgerfreundliche Stadt sein, aber davon haben wir nichts mitbekommen."
"Ich habe in meinem Leben viel mehr Bäume gepflanzt als abgesägt", sagt der Konzer Bürgermeister Karl-Heinz Frieden. Er will die Wogen glätten. "Wir müssen die Bäume entfernen, um die Planung für die Bahnhofstraße umsetzen zu können", erklärt er. "Wir haben geprüft, ob die Linden bleiben können, aber es wäre ein unverhältnismäßig großer Aufwand." Eine Prüfung durch einen Baumgutachter habe zudem ergeben, dass die Bäume zum Teil ohnehin keine große Lebenserwartung gehabt hätten. Frieden verweist zudem darauf, dass fast 50 neue Bäume gepflanzt würden. Zudem werde der ortsprägende Mammutbaum erhalten. Die Anregungen der Bürger seien zudem, soweit es gehe, berücksichtigt worden. Und er sei persönlich mit den Plänen von Haus zu Haus gegangen, als er mit den Anwohnern über Grundstücksankäufe gesprochen habe. Da habe jeder Anregungen machen können, sagt Frieden.
Friedens Argumente ziehen bei den Anwohnern nicht. Im Gegensatz zu den Linden sei der Mammutbaum nicht ortstypisch, sagt Thomas Pfeifer. Die Linden seien dagegen prägend. Doch das Argument bringt nichts. Die Bäume fallen am Dienstag nach und nach, am Mittwoch kurz vor 10 Uhr ist auch Reinerts Lieblingslinde zersägt. Meinung

Paradebeispiel für Verdrossenheit
Der Ärger um die gefällten Bäume in der Bahnhofstraße zeigt, wie weit Verwaltung und Politik von den Menschen entfernt sind. Die Bürger beschweren sich über Intransparenz, während die Verwaltung die Offenheit ihrer Informationspolitik betont. Wie es zu der unterschiedlichen Wahrnehmung desselben Sachverhalts kommt, ist dabei egal. Entscheidend ist das Ergebnis, und genau das ist nicht befriedigend: Der Blick der Verwaltung unterscheidet sich fundamental von dem der Anwohner. Die Situation ist festgefahren und birgt eine Menge Frustpotenzial. Es läuft also etwas falsch. Zu vermeiden ist das nur, wenn die Verwaltung weit über gesetzliche Vorgaben hinausgeht. Das hat sie zwar mit der Anliegerversammlung getan, aber das Gesprächsklima muss unbedingt verbessert werden - eventuell auch mit Hilfe verwaltungsfremder Moderatoren. Es werden zudem Bürger gebraucht, die konstruktiv mitarbeiten und nicht nur kritisieren. c.kremer@volksfreund.deExtra

Die Bahnhofstraße soll zwischen Schiller- und Saarstraße für 2,1 Millionen Euro ausgebaut werden. Eigentlich sollte das Projekt schon im Dezember ausgeschrieben werden. Es fehlen jedoch die Unterschriften einiger Anwohner, deren Flächen für den Ausbau des Bürgersteigs gebraucht werden. Das Projekt verzögert sich deshalb. "Erst wenn alle unterschrieben haben, werden wir die Ausschreibung einleiten", sagt der Konzer Bürgermeister Karl-Heinz Frieden. cmk

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