Anwohner über Treibjagden nahe eines Wohngebietes in Wellen verärgert

Wellen · Einige Bürger aus dem Wellener Neubaugebiet Hässeln ärgern sich über das Verhalten von Jägern bei Treibjagden im örtlichen Revier. Der Jagdpächter weist darauf hin, dass alles nach Vorschrift ablaufe. Bisher habe es noch nie Beschwerden gegeben.

Wellen. Winterzeit ist Jagdzeit: Wenn die Blätter gefallen sind, ist die Sicht besser. Liegt Schnee, lassen sich Spuren besser verfolgen. Das Wild kann sich schlechter verstecken, und die Zahl der erlegten Tiere steigt. Die Jäger erfüllen einen Großteil ihrer Abschussquote in den Wintermonaten. Was für Jäger, Winzer und Landwirtschaft begrüßenswert ist, ist für manchen Bürger ein Graus - besonders im Obermoselort Wellen.

Einige Bewohner des oberen Ortsteils Hässeln, der quasi mitten im örtlichen Jagdrevier liegt, haben Unterschriften gesammelt und einen Brief an den Trierischen Volksfreund geschickt, um sich über das Verhalten von Jägern bei Treibjagden in Wellen zu beschweren. Die Jäger seien unkommunikativ und respektlos. Außerdem nähmen sie bei Treibjagden zu wenig Rücksicht. Die Bürger fürchteten um die Sicherheit ihrer Kinder, weil die öffentlichen Wege vom Kernort zum oberen Teil des Dorfes mitten durch das Revier führten, erläutern die Wellener.

Vor ein paar Jahren seien die Leute noch über Treibjagden informiert worden, erzählt Harro von Lieres. Heute sei das nicht mehr der Fall. Es würden zwar an den Zufahrten Schilder aufgestellt, aber auf dem Weg vom oberen Dorfteil in den Wald, auf dem viele Menschen spazieren gingen, fehlten solche Warnungen, sagt Gaby Goedert. Die Wellener fordern deshalb, dass die Jäger die Gebiete, in denen scharf geschossen wird, besser markieren und die Öffentlichkeit vorab informieren.

Darüber sollte man offen miteinander diskutieren, meint Mette Larsen. Gerade wegen zweier Jagdunfälle in den vergangenen Monaten (siehe Extra) ist sie beunruhigt. "Ist es überhaupt zeitgemäß, dass so nah an Wohngebieten und Fahrradwegen gejagt wird?", fragt Larsen.

"Wir machen nichts, was gesetzlich nicht erlaubt ist", sagt Jagdpächter Arnold Conzem auf TV-Anfrage. Er pachtet die Wellener Jagd seit 1982 und übernimmt in dieser Funktion die gesetzlich vorgeschriebene Jagdpflicht von der Gemeinde. Dafür entrichtet er eine Pacht an die Jagdgenossenschaft und Jagdsteuern an den Kreis. Bisher habe er "noch nie mit jemandem Ärger gehabt", sagt Conzem. Er versuche immer, mit den Menschen zu reden, aber die Betroffenen hätten ihn noch nicht persönlich angesprochen.

Die Untere Jagdbehörde bei der Kreisverwaltung legt die Abschusszahlen fest und kontrolliert ihre Einhaltung. Um die Quote zu erfüllen, laden Jagdpächter oft andere Jäger in ihre Reviere ein. Auf solche Drückjagden müssen die Jäger laut Kreisverwaltung mit Schildern hinweisen. Das habe er auch immer gemacht, sagt Conzem. Allerdings gebe es ein Problem mit dem Landesbetrieb Mobilität. Theoretisch müsse er das Aufstellen von Schildern im Voraus anmelden.

Das sei oft nicht möglich, weil Jagden mit mehreren Jägern zum Teil auch kurzfristig anberaumt würden - sobald klar sei, dass sich viel Wild im Revier aufhalte. Horst Fantes von der Jagdgenossenschaft nimmt seinen Pächter in Schutz. Eine große Treibjagd gebe es nur einmal pro Jahr. "Und Herr Conzem ist sehr gewissenhaft", sagt er.Meinung

Redet miteinander!
Jagden sind notwendig, um angesichts milder Winter die Ausbreitung von Wildschweinen und Rehen einzudämmen. Ohne Jagden stiege der durch Wildfraß verursachte Schaden. Landwirte und Winzer sind deshalb dankbar für jeden Abschuss. Auch die Beschwerdeführer aus Wellen wollen nicht, dass die Jagd eingestellt wird. Sie möchten nur vorab informiert werden. Außerdem verlangen sie deutlich sichtbare Hinweise, um böse Überraschungen zu vermeiden - auch für Fußgänger in den Randbereichen des Orts. Das sind alles Bedürfnisse, die im persönlichen Gespräch ohne großen Ärger gelöst werden können. Also: Redet miteinander und sucht eine gemeinsame Lösung! c.kremer@volksfreund.deExtra

Am 7. November wurde ein 77 Jahre alter Jäger in Luxemburg getötet, als sich ein Schuss aus seinem ungesicherten Gewehr löste. Am 22. November traf der Querschläger eines Jägers ein Auto, dessen Fahrer bei Beu ren (Verbandsgemeinde Hermeskeil) unterwegs war. Der Mann kam mit dem Schrecken davon. cmkExtra

Die Untere Jagdbehörde ist bei der Kreisverwaltung Trier-Saarburg angesiedelt. Auf TV-Anfrage weist Pressesprecher Thomas Müller darauf hin, dass im Winter die Hauptjagdzeit ist. Spaziergänger und Jogger bittet er darum, darauf Rücksicht zu nehmen und den Wald zu meiden, wenn gejagt werde. Regeln für die Jagd: Innerhalb von Ortslagen darf nicht gejagt werden. Jäger dürfen auch nicht vom Wald aus in Richtung Ort schießen, sondern nur in umgekehrter Richtung. Bei Treibjagden müssen die Treiber gelbe oder orangefarbene Warnwesten anziehen. Und der Jagdausübende muss Hinweisschilder anbringen, wenn eine Treibjagd stattfindet. Zum Teil sind auch kurzfristige Straßensperrungen möglich. Die örtliche Jagdgenossenschaft ist laut Kreisverwaltung dafür zuständig, dass die Vorschriften eingehalten werden. Die Jagdbehörde kümmere sich um die Einhaltung der Abschusszahlen und um die Überprüfung von Jagdberechtigungen. cmk

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